Kommentar

Das IQWiG für IGeL sind Patienten

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:

Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) heißen so, weil sie genau das sind: individuell. Ob ein Patient ein Screening in Anspruch nimmt, für das er selbst bezahlt, ist allein seine Entscheidung. Das wird in der Diskussion über den Sinn von IGeL oft vergessen. So auch aktuell in den Health Technology Assessments vom DIMDI.

Für Augeninnendruckmessungen gibt es keine eindeutigen Belege für einen Nutzen, heißt es. Es lägen keine verwertbaren Studien vor. Doch derjenige, der später am Grünen Star erblindet, weil die Erkrankung zu spät diagnostiziert worden ist, ist der Patient.

Das heißt aber auch, dass nur der Patient - wenn er seriös über die Risiken aufgeklärt worden ist - entscheidet, ob für ihn der individuelle Nutzen höher zu bewerten ist als der Preis, den er bezahlen soll. Insofern läuft in jedem Menschen eine persönliche Nutzenbewertung ab. Anders beim IQWiG, das aggregierte Daten über den Nutzen vieler Studienteilnehmer zur Basis seiner Bewertung macht.

Natürlich ist die Verantwortung für die Ärzte, seriös aufzuklären, hoch. Nicht alle werden dieser Verantwortung immer gerecht. Aber eine paternalistische Argumentation, die Patienten die Entscheidung abnehmen will, ist bei IGeL wirklich nicht angebracht.

Lesen Sie dazu auch den Hintergrund: IGeL: Nutzen oder Patienten-Abzocke?

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Kommentare
Dr. Jürgen Schmidt 19.09.201120:37 Uhr

Gewitterwolken

Sowohl das DIMDI, als auch Hauke Gerlof bringen die Sache auf den Punkt:

Das DIMDI (eine dem Bundesministerium für Geusndheit unterstehende Einrichtung) belegt erneut, dass ein genereller statistischer Nutzen für Augeninnendruckmessungen nicht erwiesen ist und die Untersuchung deshalb auch nicht zu den Standardleistungen der gesetzlichen Krankenversicherung gehören kann.
Gerlof legt zu Recht dar, dass im Einzelfall durchaus ein erheblicher Nutzen gegeben sein kann und es im Übrigen Sache des Patienten ist, ob er sich diese IGeL leisten will.

Soweit nichts Neues.

Aber die gegen IGeL ziehenden Gewitterwolken am gesundheitspolitischen Horizont kommen näher. Schuld daran sind manche unseriösen IGeL, die angeboten und sogar propagiert werden. Die Ärztekammern wettern dagegen, pauschalisieren auch gelegentlich, aber Maßnahmen werden eben nicht ergriffen. So treiben die Dinge vor sich hin, bis die allgemeine öffentliche Stimmungslage und der Druck der Krankenkassen auch dieses Stück Freiheit eliminieren werden.

Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Belastungsfähigkeit verbessern

Regelmäßig in die Sauna – hilft das bei Herzinsuffizienz?

Lesetipps
Bald nicht nur im Test oder in Showpraxen: Auf einem Bildschirm in der E-Health-Showpraxis der KV Berlin ist eine ePA dargestellt (Archivbild). Nun soll sie bald überall zu sehen sein auf den Bildschirmen in Praxen in ganz Deutschland.

© Jens Kalaene / picture alliance / dpa

Leitartikel

Bundesweiter ePA-Roll-out: Reif für die E-Patientenakte für alle

Verbale Blumensträuße für die designierte Bundesgesundheitsministerin: Die Selbstverwaltung setzt auf die Neue an der BMG-Spitze.

© PhotoSG / stock.adobe.com

Update

Juristin an BMG-Spitze

Selbstverwaltung hofft auf neuen Kommunikationsstil unter Nina Warken