Kapitalanlage

Der Trend zu nachhaltigen Renditen

Aktien von Anbietern gesunder Ernährung ohne Massentierhaltung schlagen sich gut in der Corona-Pandemie. Sie sind Teil des Mega-Trends Nachhaltigkeit, der auch Anlegerphantasien beflügelt.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Vegetarisch oder vegan – der Trend zu weniger Fleisch in der Ernährung spiegelt sich auch an den Aktienmärkten wider.

Vegetarisch oder vegan – der Trend zu weniger Fleisch in der Ernährung spiegelt sich auch an den Aktienmärkten wider.

© elvira gerecht/stock.adobe.com

Neu-Isenburg. Der Börsencrash zu Beginn der Corona-Pandemie hat tiefe Bremsspuren an den Aktienmärkten hinterlassen. Auf Sicht der vergangenen zwölf Monate ist der deutsche Leitindex Dax gerade mal 0,8 Prozent im Plus. Sein europäisches Pendant, der Euro Stoxx 50 der 50 größten Börsenwerte des Kontinents, hat sogar 4,4 Prozent verloren. Ganz anders sieht es bei Aktien von Unternehmen aus, die auf einen stetig wachsenden Ernährungstrend setzen: Pflanzen statt Fleisch.

Die Papiere von Bunge, US-Erzeuger pflanzlicher Grundnahrungsmittel wie Getreide und Ölsaaten, sowie Archer Daniels Midland, Hersteller von Sojamehl und Öl, haben seit Dezember vergangenen Jahres jeweils um 13 Prozent zugelegt. Die Aktie des weltweit operierenden britischen Salaterzeugers Total Produce ist in dieser Zeit um sechs Prozent gestiegen, die des Naturkosterzeugers Hain Celestial Group sogar um 52 Prozent. Ganz an der Spitze steht der Fleischersatzproduzent Beyond Meat, dessen Börsenkurs gar stattliche 80 Prozent gewonnen hat.

Zeichen setzen gegen Schlachthöfe

„Immer mehr Menschen wollen keine Massentierhaltung mehr, sondern nachhaltig produzierte pflanzliche Lebensmittel genießen“, sagt Adrian Roestel, Anlagestratege bei der Münchner Vermögensverwaltung Huber, Reuss & Kollegen. Nach einer neuen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach ist die Zahl der Menschen, die sich in Deutschland vegetarisch ernähren, seit Sommer vergangenen Jahres um weitere 400.000 auf 6,5 Millionen gestiegen. Rund eine Million Bundesbürger leben inzwischen vegan und verzichten komplett auf tierische Produkte inklusive Wollkleidung und Lederschuhen. Zudem würden auch viele Menschen, die sich nicht dauerhaft vegetarisch ernähren, den Fleischkonsum reduzieren, sagt Roestel. „Sie wollen ein Zeichen setzen gegen die schlechten Arbeitsbedingungen in den Schlachthöfen.“

Das beschert den auch an deutschen Börsen gelisteten internationalen Erzeugern von Fleischersatzprodukten und pflanzlichen Nahrungsmitteln deutliche Umsatz- und Ertragszuwächse. Beyond Meat, das aus Erbsenprotein und Roten Beten veganes Ersatzfleisch produziert, steigerte allein in US-Supermärkten seinen Absatz von 44,17 Millionen US-Dollar im dritten Quartal des Vorjahres um 40,5 Prozent auf 62,06 Millionen im Vergleichszeitraum dieses Jahres. Im weltweiten Geschäft wären die Umsatzzuwächse im jüngsten Quartal noch höher ausgefallen, „wenn nicht COVID-19-Maßnahmen in vielen Ländern zur Schließung von Restaurants geführt hätten“, sagt Vorstandschef Ethan Brown.

Nachhaltige Fonds führen in ihren Unterlagen jene Geschäfte auf, die für sie tabu sind.

Andreas Görler, Stratege bei der Vermögensverwaltung Wellinvest – Pruschke & Kalmt

Die zunehmende Abkehr vom Fleisch ist Teil des weltweit wachsenden Mega-Trends der Nachhaltigkeit. Um den durch die Verfeuerung fossiler Brennstoffe mit angeheizten Klimawandel einzudämmen, setzen Regierungen und Unternehmen weltweit immer stärker auf Wind- und Solarenergie. Automobilhersteller setzen zunehmend auf den Elektroantrieb. Nach einer Studie der Unternehmensberatung PwC wird das Marktpotenzial alternativer Antriebe rasant zulegen: „Allein für die deutschen Autohersteller könne sich das Marktvolumen von heute rund zwölf Milliarden Euro auf bis zu 84 Milliarden Euro im Jahr 2030 versiebenfachen.“ Dieser Mega-Trend biete „große Chancen für Investoren“, sagt Dyrk Vieten, Geschäftsführer der ficon Vermögensmanagement in Düsseldorf.

Fonds genau analysieren

Über Nachhaltigkeits-Fonds können Anleger in Aktien von Unternehmen investieren, die die Elektro-Mobilität vorantreiben, regenerative Energien gewinnen, rein pflanzliche Lebensmittel produzieren oder die dafür nötigen Komponenten oder Software herstellen. Dabei sollten die einzelnen Fonds jedoch genau analysiert werden, um zu sehen, ob deren Investmentkriterien den persönlichen Nachhaltigkeitskriterien entsprechen, sagt Andreas Görler, Stratege bei der Berliner Vermögensverwaltung Wellinvest – Pruschke & Kalm. „Nachhaltige Fonds führen in ihren Unterlagen jene Geschäfte auf, die für sie tabu sind.“ Der Ausschluss von Kinderarbeit, Waffenproduktion, Glücksspiel sowie von Betriebsstandorten in Ländern, die Menschenrechte systematisch verletzen, zähle dabei in der Regel zu den Kernkriterien.

Allerdings ist es zuweilen schwierig, zu entscheiden, ob ein Unternehmen nachhaltig agiert oder nicht. „Berichte von Firmen, die sich Wasserrechte in Entwicklungsländern sichern, um das kostbare Nass teuer an Menschen zu verkaufen, sorgen regelmäßig für Empörung“, sagt Fabian Thaler, Portofoliomanager bei der Münchner TOP Vermögen. Sein Rat: „Außen vor bleiben sollten Aktienunternehmen, die mit Wasser und Grundnahrungsmitteln spekulieren.“

Görler empfiehlt Anlegern, die Internetseite www.nachhaltiges-investment.org. „Dort können sie über einen Navigator unter mehr als 400 Aktien und Fonds eine individuelle Auswahl treffen.“

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