Fehler im OP
Die Probleme der Checkliste
Gegen Fehler im OP wird seit einigen Jahren auf Checklisten gesetzt. Doch damit ist es noch lange nicht getan, wie eine Studie aus Norwegen zeigt.
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In vielen OP mittlerweile Standards: Blick auf die Checkliste am Uniklinikum Frankfurt.
© Uniklinik Frankfurt
BERGEN. Zur erfolgreichen Implementierung der Sicherheitscheckliste Chirurgie sind unter anderem ein entsprechendes Training, Feedback und regelmäßige Audits erforderlich. Eine Klinik in Norwegen erreichte damit relativ gute Complianceraten.
Im Jahr 2008 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Sicherheitscheckliste Chirurgie veröffentlicht, mit deren Hilfe Komplikationen und Todesfälle im Zusammenhang mit chirurgischen Eingriffen verringert werden sollen.
Bereits die niederländische Studie SURPASS (SURgical PAtient Safety System) hat ergeben, dass sich mit Hilfe einer Checkliste in der Chirurgie 40 Prozent der Todesfälle verhindern lassen sowie knapp 30 Prozent jener Ereignisse, die zu bleibenden Schäden führen (Ann Surg 2011; 253(3): 624).
Ärzte an der Haukeland-Universitätsklinik in Bergen haben jetzt in einer prospektiven Studie überprüft, welchen Effekt die Einführung einer Sicherheitscheckliste Chirurgie hat.
Dazu befragten sie die Teilnehmer vor sowie acht Monate nach der Einführung der Checkliste und verglichen die Antworten mit denen einer Kontrollgruppe ohne die Checkliste.
Die an der Klinik verwendete Liste enthielt in Anlehnung an die WHO-Checkliste 20 Punkte, die im OP abgehakt werden mussten, und zwar zu den drei Zeitpunkten "Sign in" (vor Anästhesiebeginn), "Time out" (vor der Hautinzision/dem Therapiebeginn) sowie "Sign out" (vor Verlassen des OP).
Vor der Einführung der Checkliste wurden 575 Teilnehmer befragt, Rückläufer gab es von 349 Teilnehmern, das entspricht einem Anteil von 61 Prozent. Acht Monate später konnten 569 erneut befragt werden, allerdings gab es von den Fragebögen nur 292 Rückläufer (51 Prozent).
Geringe Aussagekraft
Bezogen auf die Anwendung der Checkliste in den drei Kategorien lagen die Complianceraten bei 85 (Sign in), 84 (Time out) und 77 Prozent (Sign out) (Br J Anaesth 2013; online 12. Februar).
Allerdings sah der Effekt auf die Wahrnehmung der Sicherheitskultur durch das OP-Personal ganz anders aus. Für die Beurteilung wurden in diesem Zusammenhang mit 42 Punkten insgesamt zwölf Faktoren ausgewertet, etwa die Sicherheit des Patienten, die Häufigkeit der gemeldeten Ereignisse, Teamarbeit, Offenheit in der Kommunikation und geeignetes Personal (um schwierige Situationen im OP zu meistern).
Nur bei den Parametern "Häufigkeit der gemeldeten Ereignisse" und "geeignetes Personal" gab es eine statistisch signifikante positive Veränderung nach acht Monaten im Vergleich zum Zeitpunkt vor der Einführung der Checkliste.
Signifikante Unterschiede zwischen der Gruppe mit Checkliste und der Kontrollgruppe ohne gab es bei insgesamt sieben Parametern, unter anderem bei der Sicherheit des Patienten, der Teamarbeit und dem Feedback bei Fehlern.
Die Diskrepanz zwischen der eigentlich erfolgreichen Einführung der Checkliste an der Klinik und den mageren Veränderungen in Sachen Sicherheitskultur können sich die norwegischen Ärzte nicht recht erklären.
Dass es keine Assoziation zwischen Checkliste und Sicherheitskultur gibt, halten sie mehr oder weniger für ausgeschlossen. Eine Möglichkeit könnte sein, dass aufgrund der guten Ausgangslage bei der Instruktion des OP-Personals keine großen positiven Veränderungen mehr möglich waren.
Schließlich könnte es sein, dass die Studiendauer einfach zu kurz gewesen ist. Weil die Rückläuferquote so niedrig war, lassen sich die Ergebnisse der Studie jedoch nicht verallgemeinern, wie die Ärzte berichten.
Zudem schließen sie nicht aus, dass das Ergebnis verzerrt ist, weil sich die Begeisterung der Angestellten in der Interventionsgruppe möglicherweise auf die Teilnehmer der Kontrollgruppe übertragen und somit deren Verhalten und Einstellung beeinflusst hat. (ple)