Exoskelett preisgekrönt

Eine Million US-Dollar für Medizin-Innovation

Die Vereinigten Arabischen Emirate setzen bei verschiedenen Erkrankungen auf künstliche Intelligenz und Robotik. In Dubai feierte nun ein internationaler Wettbewerb Premiere. Preisgeld: eine Million US-Dollar.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Kindern mit infantiler Zerebralparese könnten künftig von Exoskeletten profitieren.

Kindern mit infantiler Zerebralparese könnten künftig von Exoskeletten profitieren.

© Epa/David Shen/dpa

DUBAI. Im Preis erschwingliche Exoskelette für Kinder mit neurologischen Indikationen wie einer infantilen Zerebralparese, einer Spina bifida oder einer spinalen Muskelatrophie zu entwickeln und auf den Markt zu bringen - dieses Ziel verfolgt das aus der University of California, Berkeley (UCB) ausgegründete Start-up SuitX.

Für seine Forschung ist das nach eigenen Angaben mit Wagniskapital und US-amerikanischen Regierungsmitteln geförderte Unternehmen vor Kurzem in Dubai als Gewinner des des ersten "UAE AI & Robotics Award for Good" als Sieger hervorgegangen.

Das Preisgeld der laut Veranstalter weltweit größten Auszeichnung für zivile Anwendungen von Robotertechnologien betrug eine Million US-Dollar. Der Scheck wurde dem Team von Scheich Mohammed bin Rashid al Maktoum, Vizepräsident und Premierminister der Vereinigten Arabischen Emirate und Herrscher von Dubai, überreicht.

Der erstmals ausgelobte Preis solle als Teil der von Dubais Machthabern ausgerufenen nationalen Innovationsstrategie der Emirate neue Errungenschaften in den Schlüsselbereichen der künstlichen Intelligenz und Robotik fördern. Die Veranstaltung verstehe sich als globale Plattform für die praktische Anwendbarkeit von Lösungen mit Fokus auf gesellschaftsrelevante Bereiche wie Gesundheit, Erziehung und soziale Einrichtungen.

"Die Menschheit ist auf der Reise. Von der Entdeckung des Feuers bis zur industriellen Revolution sind wir auf konstanter Entdeckungsreise. Robotik und künstliche Intelligenz sind die nächsten Schritte", so al Maktoum.

664 Einreichungen aus 121 Ländern

Die Wettbewerbspremiere ist weltweit auf ein großes Echo gestoßen. So verzeichnete der Veranstalter 664 Einreichungen aus 121 Ländern. Unter den drei Finalisten befand sich neben SuitX auch das Unternehmen AndrosRobotics. Das Spin-off der Northeastern University in Boston entwickelt derzeit nach eigenen Angaben sein erstes Produkt, das Robotic Leg Advancement Device (R-LAD) für Insultpatienten.

Das Ziel sei, durch die technische Lösung die Zahl der für das Handhaben des Gehtrainings für betroffene Patienten benötigten Physiotherapeuten von zwei bis drei auf einen zu reduzieren. Hintergrund sei, dass in den USA viele private Krankenversicherer sowie die staatlichen Programme Medicare und Medicaid meist nur die Kosten für einen Physiotherapeuten übernähmen.

Angesichts von 800.000 Insulten pro Jahr allein in den USA - weltweit sind es nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation rund 6,2 Millionen -  biete das R-LAD ein hohes Kostensparpotenzial. Die Medizintechniklösung könne auf stationären und mobilen Lösungen montiert werden und erlaube Gehübungen auf dem Laufband sowie am Boden.

Bergung von Atommüll

Der dritte Finalist kam aus den Reihen des Massachusetts Institute of Technology Behavioral Research Lab. Eine Forschergruppe am Biomimetic Robotics Laboratory arbeitet dort an dem humanoiden Robotersystem HERMES (Highly Efficient Robotic Mechanisms and Electromechanical System) zum Einsatz im Katastrophenmanagement.

Exemplarisch zeigen die andauernden Aufräumarbeiten an dem am 11. März 2011 durch Erdbeben und Tsunami havarierten japanischen Atomkraftwerk Fukushima Daiichi ein potenzielles Einsatzgebiet für HERMES-Lösungen auf - wenn es zum Beispiel um die Bergung und Beseitigung von Atommüll in durch die Verwüstung schwer zugänglichen und/oder stark radioaktiv belasteten Bereichen geht.

Allerdings zeige gerade das Beispiel Fukushima, dass die gehfähigen Roboter noch nicht mit der Aufgabe klarkommen, sie noch bei Weitem nicht annähernd über eine dem Einsatz von Menschen vergleichbare Performance besäßen.

HERMES könnten nun der Schlüssel zur Lösung des Problems sein, heißt es. Eingesetzt in verstrahlten Bereichen, der Feuerbekämpfung oder auch Such- und Rettungseinsätzen, könnten sie Menschen ersetzen. Eine erste HERMES-Version beinhalte bereits die Mensch-Maschine-Schnittstelle, die Hard- und Software könne für die jeweiligen Anforderungen individuell modifiziert werden.

Auch nationaler Preisträger

Am Wettbewerb hatten auch Kandidaten aus den Vereinigten Arabischen Emiraten teilgenommen. Eine Million Dirham Preisgeld (rund 242 Euro) erhielt das Team des Projekts Al Murshid Al Thaki ("smarter Führer"), das Blinden und Sehbehinderten Vibrations- und Audiohinweise zu Hindernissen im Weg gibt.

Unter den drei Finalisten bei den einheimischen Einreichungen war auch das Unternehmen B-Motion, das einen zuverlässsigen und funktionsfähigen elektrischen Rollstuhl entwickeln will, der von seinem Benutzer gehirngesteuert werden kann.

Weiterer Finalist war das Team um den RE-ACT robot forscht an einem neuartigen Robotiksystem zum Einsatz in der Physiotherapie und Rehabilitation des Oberarms. Zum Einsatz kommen soll die kostengünstige Lösung bei Patienten mit neuromuskulären Defiziten nach Insult oder mit infantiler Zerebralparese.

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