Bürokratieabbau

Eine Stunde weniger Dokumentation für 1.700 ärztliche Vollzeitstellen mehr in Niedersachsen!

Niedersachsens Gesundheitsminister, Krankenhausgesellschaft und Ärztekammer haben eine Initiative zum Bürokratieabbau in der medizinisch-pflegerischen Versorgung auf die Schiene gesetzt.

Veröffentlicht:
Die ständige Dokumentation bindet jede Menge Arbeitskraft in der medizinisch-pflegerischen Versorgung. Muss das so sein? Das fragt sich ein prominentes Bündnis aus Niedersachsen.

Die ständige Dokumentation bindet jede Menge Arbeitskraft in der medizinisch-pflegerischen Versorgung. Muss das so sein? Das fragt sich ein prominentes Bündnis aus Niedersachsen.

© Robert Kneschke / stock.adobe.com

Hannover. In Niedersachsens Krankenhäusern verbringen Ärzte und Pflegende täglich rund drei Stunden mit Dokumentationsarbeiten. Angesichts solcher Zahlen forderten in einem gemeinsamen Appell am Dienstag Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi (SPD), die Krankenhausgesellschaft des Landes und die Ärztekammer, die Bürokratielast in den Krankenhäusern zu senken.

Drei Stunden pro Tag entsprächen 5.058 von 14.110 ärztlichen Vollkräften (36 Prozent) und 10.920 von 32.250 Vollkräften im Pflegedienst, so das Gesundheitsministerium. Würde die Zeit für die Bürokratie nur um eine Stunde gesenkt werden, könnten „rein rechnerisch mehr als 1.700 Vollzeitkräfte im ärztlichen und ca. 4.000 Vollkräfte im Pflegedienst freigesetzt werden“, hieß es.

Im Rahmen der Niedersächsischen Initiative zum Bürokratieabbau betonten Minister, Krankenhausgesellschaft und Kammer, dass der Gesetzgeber die Bürokratiefolgenabschätzung und die Digitalisierung in den Kliniken vorantreiben solle. Das „Gesetz zum Bürokratieabbau im Gesundheitswesen“ müsse auf den Weg gebracht werden, hieß es.

Von seinem Parteigenossen, Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach, forderte Philippi mehr Vertrauen in die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen in den Krankenhäusern. „Mehr Vertrauen ist gleich weniger Komplexität“, so Philippi. Der Minister forderte deshalb eine „Schubumkehr“: Alle bestehenden und geplanten Dokumentations- und Nachweisverpflichtungen müssten auf den Prüfstand.

Der aktuelle Gesetzentwurf zum Bürokratieabbau baue in hohem Maße Bürokratie wieder auf, ergänzte Helge Engelke, Verbandsdirektor der Krankenhausgesellschaft. Ärztekammerpräsidentin Dr. Martina Wenker kritisierte, dass die Krankenhäuser immer mehr Daten liefern müssten. Der jüngste Streich des Gesetzgebers: Das Implantationsregister. Auch müssten sich die Kliniken an das Lieferkettengesetz halten und Nachhaltigkeitsberichte schreiben, monierte Wenker: „Die entsprechende Finanzierung dieser Aufgaben ist indes nirgends abgebildet.“ (cben)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Klinikmanagement

Welcher Weg führt aus der KIS-Misere?

Das könnte Sie auch interessieren
Ein Roboter, der Akten wälzt? Künstliche Intelligenz kann bereits mit Leitlinien umgehen – jedenfalls wenn sie so gut strukturiert sind wie die der DEGAM.

© Iaroslav / stock.adobe.com

Digitalisierung in der Medizin

Kollegin Dr. ChatGPT? Wie Künstliche Intelligenz Ärzten helfen könnte

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

© Solventum Germany GmbH

Solventum Spracherkennung

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

Anzeige | 3M Healthcare Germany GmbH
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Dr. Andreas Rahn 03.09.202422:16 Uhr

Z.B. das "Patientenrechtegesetz" sorgt für eine umfassende Dokumentationspflicht: man könnte es auch als "Medizinschreibegesetz" bezeichnen.
Die Beweislast für korrektes Vorgehen und die Berechtigung beim Verbrauch von Ressourcen liegt bei den Frontakteuren des Gesundheitswesens - z.T. inkl. Haftung.
Seit ca. 30 Jahren haben sich die meisten Initiativen zur Reduktion der Bürokratie an den bestehenden Regularien die Zähne ausgebissen. Im Gegenteil, es sind immer neue Vorschriften dazugekommen.
Sehen wir einmal, wie es mit der Einführung der neuen digitalen Dokumentationspflichten weiterläuft: ich prophezeie, dass der Aufwand für Dokumentation immer weiter zunehmen wird. Gibt es Kalkulationen, wieviel Zeit das Studium der ePA kosten wird? Hat da jemand dran gedacht: eine ePA muss ja zunächst durchgesehen und gelesen werden, bevor man mit den Inhalten etwas anfangen kann.
Natürlich lasse ich mich gerne positiv überraschen - ich sehe aber nicht, wie man es machen möchte, wenn man nicht an den Grundlagen etwas ändert. Die real existierenden EDV-Lösungen, die ich in Klinik und Praxis kennengelernt habe, haben mehr Arbeit gemacht als gespart.

Sonderberichte zum Thema
In der Klinik Königshof in Krefeld werden Menschen mit psychischen Erkrankungen behandelt. Die digitale Terminvergabe über Doctolib senkt eine Hemmschwelle: Es fällt leichter, mit wenigen Klicks einen Termin zu buchen, als im direkten Gespräch am Telefon.

© St. Augustinus Gruppe

Unternehmensstrategie für Krankenhäuser

Patientenportal stärkt die Reichweite der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung von Krankenhäusern

Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Susanne Dubuisson, Product Leader in Health Tech beim E-Health-Unternehmen Doctolib.

© Calado - stock.adobe.com

Tools zur Mitarbeiterentlastung

Online-Termine gegen den Fachkräftemangel

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Suchtmedizin

Evidenzbasierte Strategien gegen Alkoholabhängigkeit

Lesetipps
Eine Ärztin untersucht die Hand eines älteren Patienten in einer Klinik.

© Drazen / stock.adobe.com

ACR-Kongress

Fünf M für eine bessere Versorgung älterer Rheumapatienten