Hebammen-Haftpflicht
Eine teure Verschnaufpause
Land in Sicht für Deutschlands Hebammen: Zumindest für einen großen Teil ist die Haftpflicht ein weiteres Jahr gerettet. Doch das hat seinen Preis.
Veröffentlicht:KÖLN. Für einen Großteil der freiberuflich tätigen Hebammen ist der Versicherungsschutz für ein weiteres Jahr unter Dach und Fach. Richtig zufrieden ist mit dem Vertrag allerdings niemand.
Seit Längerem machen die freiberuflich tätigen Hebammen darauf aufmerksam, dass die stetig steigenden Versicherungsprämien zu einem existenziellen Problem werden. Im Februar dieses Jahres verschärfte sich die Situation weiter, weil die Nürnberger Versicherung zum 1. Juli 2015 ihren Rückzug aus der Berufshaftpflicht ankündigte.
Der Versicherer ist zurzeit noch Teil eines Konsortiums, das einen Gruppenvertrag mit dem Deutschen Hebammenverband (DHV) abgeschlossen hat. An ihm sind die Versicherungskammer Bayern zu 50 Prozent, die R+V zu 30 Prozent und die Nürnberger mit 20 Prozent beteiligt.
In einem Vertrag mit dem kleineren Bund freiberuflicher Hebammen Deutschland (BfHD) tragen die Nürnberger und die R+V jeweils 50 Prozent des Risikos.
Für den DHV-Vertrag hat der zuständige Versicherungsmakler Securon jetzt einen Vertrag bis Mitte 2016 festgezurrt. Die Versicherungskammer Bayern erhöht ihren Anteil auf 55 Prozent, Allianz, Axa, Debeka, Ergo und Württembergische übernehmen jeweils kleine Anteile.
BfHD: Für uns keine Option
Allerdings dreht sich Preisschraube für die Hebammen weiter. Die Prämien, die bereits zum 1. Juli 2014 um 20 Prozent auf 5090,76 Euro steigen, werden sich Mitte 2015 um weitere 20 Prozent erhöhen.
"Wir sehen den Fortbestand der Berufsgruppe Hebammen weiter sehr stark gefährdet", sagt Securon-Geschäftsführer Bernd Hendges.
"Die private Versicherungswirtschaft hat ihre Hausaufgaben gemacht, nun ist die Politik am Zuge und muss unterstützende Lösungen einführen, die zu einer langfristigen und für die Hebammen bezahlbaren Haftpflichtlösung führen."
Der DHV ist mit dem Vertrag nicht zufrieden. "Das ist nicht die Lösung für die freiberuflich tätigen Hebammen, sondern Stückwerk und bedeutet für die Hebammen ein Sterben auf Raten", betont Präsidentin Martina Klenk. Ein weiterer Anstieg der Versicherungsprämien sei nicht mehr zu verkraften.
Scharfe Kritik kommt vom kleineren BfHD. "Das Modell ist für uns keine Option", sagt die Verbandsvorsitzende Ruth Pinno. Schließlich habe es in den vergangenen Jahren zu einer stetigen Erhöhung der Prämien geführt.
Pinno fürchtet, dass die Politik jetzt erst einmal die Hände in den Schoß legt, weil scheinbar kein dringender Handlungsbedarf mehr bestehe. Es dürfe zudem nicht sein, dass es Versicherungsschutz nur für die Mitglieder eines Verbandes gibt.