Bremer Frühchentod
Ermittlungen gegen Arzt eingestellt
Der Tod dreier Frühchen hat in Bremen für Aufregung gesorgt und die Staatsanwaltschaft auf den Plan gerufen. Sie ermittelte gegen den damaligen Chefarzt wegen fahrlässiger Tötung. Jetzt steht fest: Er ist keiner Straftat schuldig.
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Im Bremer Klinikum Mitte kamen 2011 drei Frühchen nach Infektionen ums Leben.
© Ingo Wagner / dpa
BREMEN. Der Bremer Arzt Professor Hans-Iko Huppertz ist rehabilitiert.
Die Staatsanwaltschaft Bremen hat das Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung gegen den Leiter der Bremer Prof.-Hess-Kinderklinik, das sie im Zuge des Hygieneskandals am Klinikum Bremen Mitte (KBM) eröffnet hatte, am 6. März eingestellt.
Das bestätigte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Frank Passade, der "Ärzte Zeitung". "Das Verfahren ist nach Paragraf 170,1 Absatz 2 Strafprozessordnung eingestellt", sagte Passade, "das bedeutet Freispruch im Ermittlungsverfahren."
Chefarzt und Hygienebeauftragter
Nach der Vernehmung vieler Zeugen und Experten hat die Staatsanwaltschaft in ihrem über 300 Seiten starken Bericht dargelegt, dass Huppertz sich keiner Straftat schuldig gemacht hat. Die Beteiligten, auch die Geschädigten, seien am Dienstag informiert worden, sagte Passade.
Gegen Huppertz war wegen des Todes von drei Frühchen auf der Kinderintensivstation des KBM im Jahr 2011 ermittelt worden. Die Kinder sind an den Folgen vom Klebsiellen-Infektionen gestorben.
Bis über den Jahreswechsel 2011/2012 waren die Keime bei Frühchen auf der KBM-Station nachgewiesen worden. Huppertz war zum Zeitpunkt der tödlichen Vorfälle der Hygienebeauftragte der Kinderklinik und gleichzeitig Chefarzt der Station.
Der Träger des Krankenhauses, die Bremer Holding "Gesundheit Nord" (GeNo), hatte Huppertz im November 2011 gekündigt. Unter anderem soll die Nachricht über die Infektionen nicht rechtzeitig weitergeleitet haben, begründete der damalige GeNo-Chef, Dr. Diethelm Hansen, die Kündigung.
Huppertz wurde wieder eingestellt
Dagegen klagte Huppertz vor dem Arbeitsgericht und wurde im Oktober vergangenen Jahres wieder eingestellt, allerdings nur als Leiter der Prof.-Hess-Kinderklinik.
"Gegebenenfalls hat Herr Huppertz Anspruch auf Entschädigung", sagte Passade nach der Einstellung des Verfahrens der "Ärzte Zeitung". "Aber er muss sie selber geltend machen."
Trotz parlamentarischen Untersuchungsausschusses und zahlreicher Untersuchungen der Station durch Hygieneexperten ist bis heute nicht geklärt, wie die Keime auf die Station gelangt sind.