Eurokrise treibt Anleger in Immobilienfonds
Geschlossene Immobilienfonds erlebten im vergangenen Jahr wieder einen starken Zulauf. Und der Trend hält weiter an. Die Nachfrage nach aeronautischen und maritimen Beteiligungen bricht hingegen massiv ein.
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Anleger haben für ihre Investitionen in Immobilienfonds einen neuen Markt entdeckt: Australien.
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BAD HOMBURG (hai). Wegen der Eurokrise sind private Anleger im vergangenen Jahr zwar massiv in geschlossene Immobilienfonds geflüchtet, sind aber vor anderen unternehmerischen Beteiligungsmodellen zurückgeschreckt. Das zeigt die neue Gesamtmarktstudie zum Markt der geschlossenen Fonds der Ratingagentur Feri.
Danach konnten die Emissionshäuser im vergangenen Jahr unter dem Strich nur noch 5,75 Milliarden Euro Eigenkapital bei privaten Investoren einwerben - 7,7 Prozent weniger als 2010.
Gegen den Abwärtstrend stemmten sich nur Initiatoren geschlossener Immobilienfonds erfolgreich. Sie konnten insgesamt 2,82 Milliarden Euro an Eigenkapital einwerben.
"Das entspricht einem Plus von 22,6 Prozent gegenüber den 2,3 Milliarden Euro im Vorjahr", sagt Wolfgang Kubatzki, Mitglied der Geschäftsleitung von Feri Eurorating.
"Die meisten wollen weiterhin risikoavers investieren"
Aus Angst vor einem Zusammenbruch der europäischen Gemeinschaftswährung durch die Staatsschuldenkrise suchten Anleger verstärkt nach Sicherheit in langfristig an Nutzer hoher Bonität vermieteten Büro- und Einzelhandelsgebäuden.
Der Trend werde sich dieses Jahr weiter fortsetzen, meint Hubert Spechtenhauser, Geschäftsführer des Emissionshauses Hannover Leasing. "Die meisten Anleger wollen weiterhin risikoavers investieren."
Für neue Fonds sieht sich das Pullacher Emissionshaus jetzt nach langfristig vermieteten, Bürogebäuden in besten Lagen in Deutschland, den Benelux-Staaten, Großbritannien und den USA um.
Auch Andreas Heibrock, Mitglied der Geschäftsleitung des Emissionshauses Real I.S., erwartet weiterhin eine starke Nachfrage nach geschlossenen Immobilienfonds: "Anleger suchen weiterhin die Sicherheit."
Der Münchner Initiator profitierte 2011 überdurchschnittlich von der Nachfrage nach geschlossenen Immobilienfonds. "Gegenüber 2010 stieg unser Platzierungsvolumen um 50,5 Prozent von 212 Millionen Euro auf 319 Millionen Euro", sagt Heibrock.
Neue Fonds werden vorbereitet
Gegenwärtig bereitet das Emissionshaus neue Fonds vor, die in langfristig vermietete Bürogebäude in den besten Lagen europäischer Großstädte wie Amsterdam, Paris und München investieren - und nicht zuletzt in Australien, wo jüngst ein Bürogebäude in Melbourne erworben wurde.
Die Wirtschaft des rohstoffreichen Landes auf der anderen Seite der Erdkugel ist von der Eurokrise nicht betroffen und wächst kräftig durch die weltweite Nachfrage nach Kohle, Eisenerzen und seltenen Erden.
2011 hatten Anleger bereits eifrig den damaligen Australienfonds des Hauses gezeichnet. Heibrock: "Die Nachfrage war so groß, dass wir nun einen weiteren Fonds auflegen."
Hingegen scheuten Anleger vor Flugzeug-, Schiffs- und Solarfonds 2011 deutlich zurück. Das in aeronautische Beteiligungen investierte Eigenkapital brach um 41 Prozent gegenüber 2010 ein. Anbieter maritimer Beteiligungen (Schiffsfonds) konnten nur 461,5 Millionen Euro an Eigenkapital gewinnen - 38 Prozent weniger als im Jahr zuvor.
Interesse an Schiffs- und Solarfonds wird sinken
Bei Fonds, die auf Sonnenkraftwerke setzen, schrumpfte das platzierte Eigenkapital um 21 Prozent auf 726,2 Millionen Euro.
In diesem Jahr dürfte das Interesse der Anleger an Schiffs- und Solarfonds weiter sinken. Solarfonds sind unattraktiv geworden, weil Deutschland, Italien, Spanien und Tschechien die staatlich garantierte Einspeisevergütung für Sonnenstrom drastisch reduziert haben.
Die Charterraten im maritimen Handel sind drastisch eingebrochen, weil Reedereien vor Beginn der Finanzkrise weit mehr neue Containerfrachter und Tanker geordert hatten, als nun benötigt werden. Etliche Schiffsfonds mussten deshalb bereits Insolvenz anmelden.
Zusätzlich zum Eigenkapital der Anleger nehmen geschlossene Fonds Kredite auf, um ihre Investments zu finanzieren. Damit können die Emissionshäuser die Renditen hebeln, wenn die Charter- oder Mieterträge höher ausfallen als die Kosten für Zins und Tilgung der Darlehen.
Im umgekehrten Fall droht hingegen die Insolvenz der unternehmerischen Beteiligungen. Die Anleger müssen in diesem Fall mit dem Totalverlust ihres investierten Kapitals rechnen.