Forscher entwickeln Radiergummi für digitale Daten

Ein Zusatzprogramm für den Browser soll Web- Inhalte künftig mit einem Verfallsdatum versehen.

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Was einmal im Internet steht, ist nicht mehr zu löschen, warnen Datenschützer immer wieder. Künftig können Internetnutzer, Inhalte, die sie ins Web stellen, mit einem Verfallsdatum versehen: Saarbrücker Informatiker haben eine Art digitalen Radiergummi entwickelt. Auch Laien sollen damit ihre Dateien nach einer selbst festgelegten Frist wieder aus dem Verkehr ziehen können. Eine völlige Kontrolle über die eigenen Daten im Netz ermöglicht das Verfahren allerdings nicht.

Die Grundidee: Bevor Nutzer etwas im Internet veröffentlichen, verschlüsselt das an der Universität des Saarlandes entwickelte System die Daten. Will jemand sie ansehen, muss er den passenden Schlüssel anfordern. Diesen wollen die Experten künftig auf Servern vertrauenswürdiger Organisationen ablegen. Wenn die vorgesehene Frist abläuft, zieht das System die Schlüssel aus dem Verkehr.

"Wer sicher gehen will, dass ein Partybild im Sozialen Netzwerk nach ein paar Monaten verschwindet, gibt einfach schon beim Hochladen des Fotos ein Verfallsdatum ein", nennt Michael Backes von der Universität des Saarlandes ein Beispiel.

Für Nutzer sei das System einfach zu bedienen und nur mit geringem Aufwand verbunden, so der Professor, der das Projekt leitet. Lediglich ein kleines Zusatzprogramm für den Browser (Add-on) sei nötig, so der Fachmann für Informationssicherheit und Kryptografie.

Die Ver- und Entschlüsselung der Daten läuft ohne Zutun des Nutzers im Hintergrund. Einen ersten Prototypen der Software soll es noch im Juli geben, zunächst für den Firefox- Browser. Die verschlüsselten Daten lassen sich laut Backes ohne Probleme in Websites und soziale Netzwerke integrieren: "Wir manipulieren nicht Facebook und Co, sondern die Dateien." Nutzer laden beispielsweise weiterhin eine Bilddatei hoch - allerdings ist das Foto ohne den dazugehörigen Schlüssel verrauscht und unkenntlich. Und statt des eigentlichen Textes erscheint Kauderwelsch. Damit Suchmaschinen wie Google und Bing die Daten während der Veröffentlichung nicht durchsuchen und in ihren Rechenzentren speichern, haben die Forscher eine Hürde eingebaut: Beim Abruf der Daten müssen Nutzer eine sogenannte Captcha eingeben - eine verzerrt dargestellte Folge von Buchstaben und Ziffern, die Computer nicht automatisch auslesen können, Menschen aber schon. Allerdings bietet das System keine 100-prozentige Sicherheit. Wenn etwa jemand die Daten während der vorgegebenen Veröffentlichungsfrist kopiert und ins Netz stellt, hilft auch die Verschlüsselung nicht mehr. Doch anders als derzeit müssten sich Nutzer große Mühe machen, sagt Backes. "Ich halte es für unwahrscheinlich, dass Leute im großen Stil Fotos und Texte aus ihrem Bekanntenkreis speichern." (dpa)

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