Neonatologie-Bestimmungen

Fünf Kliniken begehren gegen GBA auf

Niedersächsische Kliniken erwägen eine Klage gegen den vom GBA geforderten Personalschlüssel bei der Betreuung von Frühchen.

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Frühchenstation an der Berliner Charité: Mehrkosten machen den Kliniken Ärger.

Frühchenstation an der Berliner Charité: Mehrkosten machen den Kliniken Ärger.

© Wiedl/dpa

BREMEN. Fünf niedersächsische Krankenhäuser wollen nach Informationen der "Ärzte Zeitung" gegen die neuen Bestimmungen des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) zu Pflegeschlüsseln auf neonatologischen Stationen vorgehen.

Auch eine Klage sei möglich, so der Geschäftsführer eines großen norddeutschen Klinikums, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Der GBA hat beschlossen, dass Frühchen künftig "Eins zu Eins" betreut werden müssen, also mit einer Pflegekraft pro Kind.

"Die neue Bestimmung schießt über das Ziel hinaus", begründet der Geschäftsführer den Ärger vieler Krankenhäuser. In seinem Haus betreut eine examinierte Pflegerin zwei Frühchen.

"Um die neue Bestimmung zu erfüllen, müssten wir damit 50 weitere Pflegekräfte einstellen", hieß es, "das kostet uns 2,75 Millionen Euro im Jahr. Geld, das wir nicht haben."

Und selbst wenn das Geld da wäre, gäbe es auf dem Markt kaum qualifiziertes Personal. "Darum werden wir zukünftig selber Kinderintensivschwestern ausbilden."

Neben den examinierten Kräften beschäftigt das Haus auch Versorgungsassistenten, die zum Beispiel die Stationen in Ordnung halten oder Infusionen vorbereiten. So halten sie den Vollzeitkräften den Rücken frei.

"Diese Aufteilung hat bei uns den Pflegeberuf attraktiver gemacht. Wir haben deshalb derzeit keine Probleme, unsere Stellen zu besetzen. Aber wenn die GBA-Richtlinie greift, dann müssten wir die Assistentinnen abschaffen, was den Pflegeberuf bei uns wieder unattraktiver machen würde."

Englische Richtlinie als Basis

Die neue Bestimmung basiere auf auf einer englischen Richtlinie. "Darin heißt es, dass jedes Frühchen rund um die Uhr von einer Kraft betreut werden soll. Aber wir haben zum Beispiel relativ viele nächtliche spontane Zwillings- und Drillingsgeburten. Niemals könnten wir für diese Kinder so viele Pflegerinnen vorhalten."

Im Übrigen sei die Richtlinie in England als Diskussionsgrundlage gedacht gewesen und nicht als Bestimmung.Zwar gebe es keine belastbaren Studien darüber, welche Pflegeschlüssel für Frühchen der richtige sei, hieß es, "aber klar ist, dass wir auf der Frühchenstation gerne mehr Zeit für die zwischenmenschliche Seite der Pflege hätten, besonders für die Eltern", sagt der Geschäftsführer.

Wie schon die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), so fordern auch die fünf norddeutschen Kliniken mehr Geld. Man stehe mit dem GBA in Kontakt, hieß es. "Wir wollen etwas tun", so der Geschäftsführer, "aber die Bestimmung braucht mehr Augenmaß und eine angemessene Finanzierung."

Ob eine Klage vor dem Verwaltungsgericht angestrengt werden soll, sei noch nicht entschieden. (cben)

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