Kapitalanlage
Gesundheitsaktien bieten gute Chancen auf hohe Renditen
Mit der stark sinkenden Zahl an COVID-19-Infektionen scheint sich die Sonderkonjunktur der Corona-Pandemie für die Pharmabranche zwar dem Ende zu nähern. Doch viele Hersteller von Medikamenten und medizinischer Ausrüstung werden in den kommenden Jahren weiterhin Umsätze und Gewinne steigern können.
Veröffentlicht:Neu-Isenburg. Der Impf-Fortschritt scheint die dritte Corona-Welle gebrochen zu haben. Die Zahl der Covid-19-Neuinfektionen sinkt in weiten Teilen der Welt. Das zeigen Daten der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore.
Für Anleger, die in Pharmaaktien investiert sind, sei es nun Zeit, ihr Depot neu auszurichten, sagt Adrian Roestel, Leiter Portfolio-Management bei der Münchner Vermögensverwaltung Huber, Reuss & Kollegen. „Die Sonderkonjunktur für Schnelltest-Hersteller neigt sich dem Ende und bei den Impfstoff-Herstellern trennt sich die Spreu vom Weizen.“
Sollten die Infektionsraten weiter sinken, könnten Schnelltests bald obsolet werden. „Die Wachstumsraten der Hersteller dürften dann auf das Niveau vor der Pandemie zurückfallen“, sagt Roestel. „Bei ihren Aktienkursen sind Seitwärtsbewegungen oder Kursrückgänge wahrscheinlich.“
Impfstoffhersteller mit Potenzial
Unter den Impfstoff-Produzenten hätten Hersteller der mRNA-Vakzine die Überlegenheit ihrer neuen Technologie gegenüber Impfstoffen auf Basis von Vektorviren bewiesen. „Die hohe Effektivität, eine gute Skalierbarkeit der Produktion, die schnelle Anpassung an Virusmutationen und die wahrscheinlich jährlich notwendigen Auffrischungsimpfungen eröffnen für Unternehmen wie BioNTech, Moderna und Pfizer mittel- und langfristig gutes Kurspotenzial“, so Roestel.
Dieser Ansicht ist auch Jürgen Brückner, Portfolio-Manager bei der FV Frankfurter Vermögen. „Bei Unternehmen, die Impfstoffe auf Basis der mRNA herstellen, sollten langfristig noch Kurschancen bestehen, da diese Art des Impfstoffes möglicherweise auch zur Krebsbekämpfung eingesetzt werden kann.“
Allerdings sollten Anleger nicht nur auf Aktien von Pharma-Unternehmen setzen, die durch die Pandemie ins Rampenlicht gerückt sind.
„Der gesamte Gesundheitsmarkt bietet gute Chancen“, sagt Rainer Beckmann, Geschäftsführer des Düsseldorfer Vermögensmanagers ficon. „Durch die Pandemiebekämpfung wurden viele nicht lebensnotwendige Operationen verschoben“, sagt Roestel. Um den Stau abzuarbeiten, müssten Kliniken nun „Ausrüstung und Medikamente von Branchenunternehmen verstärkt beschaffen“.
Überalterung und mehr Menschen mit Geld für Arztbesuche
Langfristig biete die Überalterung der Bevölkerung in den Industrienationen und der wachsende Wohlstand in den aufstrebenden Ländern Asiens und Lateinamerikas Wachstumsperspektiven. Ältere Menschen benötigten mehr Medikamente, Untersuchungen und Therapien.
Gleichzeitig könnten sich in einer wachsenden Zahl von Staaten nun immer mehr Menschen Arztbesuche und Behandlungen leisten. Davon dürften etablierte Pharmakonzerne wie Johnson & Johnson, Novartis oder Roche profitieren. „Ihre Aktien bieten Anlegern eine kontinuierliche, aber eher flache Wertentwicklung und stabile Dividenden“, sagt Beckmann. Damit könnten sie durchaus solide Basiswerte für ein Pharma-Portfolio sein.
Darüber hinaus könnten Anleger einen Teil ihres Kapitals in Nischensegmente investieren. „Interessant sind beispielsweise Biosimilars, Nachahmerpräparate von Biopharmazeutika“, sagt Beckmann. Diese könnten künftig starke Umsatzzuwächse erzielen. „Die Formycon AG in München beispielsweise arbeitet daran, die derzeit drei weltweit umsatzstärksten Biopharmaka zu ersetzen“, sagt Beckmann.
Wachstum in der Medizintechnik
Auch Brückner sieht „die größten Renditechancen bei Biosimilars sowie bei ausgewählten Gebieten der Medizintechnik mit nachhaltig hohem Wachstumspotenzial wie Hörgeräten, Herzschrittmachern und Zahnimplantaten“. Hingegen rät er von Aktien von Biotechnologieunternehmen ab, die sich auf die Medikamentenforschung fokussieren. „Aufgrund des hohen Fehlschlagpotenzials sind die Risiken bei solchen Werten sehr hoch“, sagt der Portfolio-Manager.
Roestel dagegen sieht „hohe Renditechancen in Biotechnologie-Unternehmen, die sich der Erforschung von Medikamenten gegen Krebs widmen“. Gelinge ein Durchbruch würden Gewinn und Aktienkurs massiv steigen. Allerdings sei es selbst für Mediziner nur schwer einzuschätzen, wie hoch die Erfolgsaussichten der einzelnen Unternehmen mit ihren jeweilige Forschungsansätzen sind.
Deshalb sollten Anleger auf aktiv verwaltete Fonds oder börsennotierte Indexfonds setzen, die das Kapital ihrer Kunden breit gestreut in Aktien solcher Unternehmen investieren.
Bei aktiv verwalteten Fonds suchen deren Manager die Aktien von Unternehmen aus, die die höchsten Renditechancen bieten. Indexfonds hingegen bilden passiv einen einmal festgelegten Index aus Pharmaunternehmen nach. Dadurch sind die Jahresgebühren zwar sehr niedrig. Indexfonds können jedoch nicht auf neue Produktentwicklungen von Unternehmen reagieren und diese stärker gewichten. „Anleger sollten sich Indexfonds genau ansehen und überlegen, ob die Zusammensetzung für sie Sinn ergibt“, sagt Brückner.