Unternehmen

Gilead schafft Trendwende zu Mehrumsatz

Erhält Gilead 2020 die Zulassung für das orale Antirheumatikum Filgotinib? Obgleich der Konzern auch ansonsten operativ viel verspricht, verhalten sich Anleger abwartend.

Von Christoph Winnat Veröffentlicht:
Labor der Gilead-Tochter Kite Pharma, von der die CAR-T-Therapie Yescarta® entwickelt wurde.

Labor der Gilead-Tochter Kite Pharma, von der die CAR-T-Therapie Yescarta® entwickelt wurde.

© Kite Pharma/AP Photo

Foster City. Die Suche nach antiviralen Kandidaten gegen das Corona-Virus bescherte in den vergangenen Tagen auch der Aktie des Virus-Spezialisten Gilead rege Nachfrage. Von der am Dienstag erfolgten Bekanntgabe der Geschäftszahlen 2019 gingen dagegen keine positiven Impulse aus. Dabei konnten die Kalifornier ihren Produktumsatz immerhin wieder steigern – keine Selbstverständlichkeit nach 16 Prozent Verkaufseinbruch im Vorjahr; zudem versprechen sie gute Gewinne in 2020.

Demnach scheint die Durststrecke überwunden, während der Gilead zum Opfer des eigenen Erfolgs wurde: Als unbestrittener Marktführer im Geschäft mit einer neuen Klasse Hepatitis-C-Wirkstoffen – Sofosbuvir, Ledipasvir, Velpatasvir – sprudelten eine Zeit lang die Erlöse in ungeahnter Höhe, 2015 etwa spielten HCV-Präparate fast 20 Milliarden Dollar für Gilead ein.

Fiskus stützt Überschuss

Wachsende Anbieterkonkurrenz, vor allem aber auch die kausale Wirkung der neuesten Polymerasehemmer ließen in den Folgejahren den Kuchen immer kleiner werden. 2019 erlöste Gilead mit den genannten drei Wirkstoffen nurmehr 2,6 Milliarden Dollar (-19 Prozent).

Längst sind es wieder HIV-Medikamente, von denen das Unternehmen lebt – 2019 wurden damit 16,4 Milliarden Dollar eingenommen (+12 Prozent), was drei Vierteln des Gesamtumsatzes von 22,5 Milliarden Dollar (+1,5 Prozent) entspricht. Mit der CAR-T-Therapie Yescarta®, deren Einführung Gilead neben Novartis vor zwei Jahren Aufsehen sicherte, wurden zuletzt 456 Millionen Dollar umgesetzt (+73 Prozent). Höhere Abschreibungen, insbesondere aber der fast vier Milliarden Dollar schwere Ausbau der Entwicklungspartnerschaft mit dem belgischen Biotechunternehmen Galapagos, an dem Gilead Stand Januar 26 Prozent der Anteile besitzt, verringerten den Betriebsgewinn von 8,2 Milliarden (2018) auf 4,3 Milliarden Dollar. Ein starkes Finanzergebnis sowie eine Steuergutschrift brachten schließlich netto mit knapp 5,4 Milliarden Dollar genauso viel wie im Vorjahr.

Zulassung für Filgotinib beantragt

Von Galapagos kann sich Gilead inzwischen etliche Pipelinekandidaten erhoffen. Der wichtigste ist der Januskinase-Hemmer Filgotinib, dessentwegen die Allianz mit den Belgiern vor vier Jahren ursprünglich eingegangen wurde. Mitte August vorigen Jahres hat Gilead in Europa die Zulassung für Filgotinib gegen mittelschwere bis schwere Rheumatoide Arthritis beantragt, Mitte Dezember folgte die Dossiervorlage bei der US-Oberbehörde FDA. Der britische Marktforscher Evaluate kündigte Filgotinib kürzlich als eine der ganz großen Pharma-Einführungen an, die 2020 zu erwarten seien; 2024 könne das orale Antirheumatikum weltweit bereits mehr als eine Milliarden Dollar umsetzen.

Gileads Aussichten 2020: Der Produktumsatz soll zwischen 21,8 Milliarden und 22,2 Milliarden Dollar erreichen und damit auf Vorjahresniveau liegen. Trotz voraussichtlich prozentual einstellig steigender F&E-Ausgaben sowohl als auch Marketing- und Vertriebsaufwendungen soll sich der Betriebsgewinn deutlich auf über zehn Milliarden Dollar verbessern. Je Aktie werden 6,05 bis 6,45 Dollar Gewinn in Aussicht gestellt (2019: 4,22 Dollar).

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