Wichtige Kinderarzneimittel

Großhandel erteilt Lauterbach Abfuhr: Arzneimittelvorräte reichen „keine zwei Wochen“

Der Wunsch der Bundesregierung nach rechtzeitiger und ausreichender Bevorratung des Handels mit wichtigen Kinderarzneimitteln lässt sich nicht erfüllen, warnt der Verband der Pharmagroßhändler.

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Wenn Kinder krank sind, hört der Spaß auf. Das weiß auch die Bundesregierung – und will sich im Winter nicht erneut nachsagen lassen, gegen drohende Lieferausfälle wichtiger Medikamente nichts unternommen zu haben.

Wenn Kinder krank sind, hört der Spaß auf. Das weiß auch die Bundesregierung – und will sich im Winter nicht erneut nachsagen lassen, gegen drohende Lieferausfälle wichtiger Medikamente nichts unternommen zu haben.

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Berlin. Die „Dringlichkeitsliste“, mit der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach unlängst den vollversorgenden Pharmagroßhandel zur intensivierten Bevorratung mit wichtigen Kinderarzneimitteln aufgefordert hatte, geht ins Leere. Wie der Branchenverband PHAGRO in einem offenen Brief an den Minister am Dienstag mitteilt, bestünden bei lediglich rund zehn Prozent der gelisteten Arzneimittel – insgesamt 34 Wirkstoffe und -Kombinationen in verschiedenen Darreichungsformen, denen etwa 400 Pharmazentralnummern entsprechen – „noch Rest-Chancen, die aktuelle Lage verbessern zu können“. Die übrigen seien kaum in nennenswerten Mengen zu beschaffen.

Dem Großhandelsverband zufolge stelle sich jetzt schon, also noch vor Beginn der eigentlich kritischen Herbst-Winter-Saison, die Versorgungslage mit den fraglichen Produkten als „äußerst prekär“ dar; für 85 Prozent der dringend benötigten Mittel reichten aktuell die Vorräte „keine zwei Wochen“.

Unkalkulierbarer Spotmarkt

Wie es weiter heißt, waren mehr als ein Viertel der auf der Liste verzeichneten Mittel in den zurückliegenden Monaten von Großhandlungen gar nicht zu beschafften, „weil die pharmazeutische Industrie keine Ware zur Verfügung stellen konnte“. Ein Achtel der genannten Präparate sei ohnehin bereits vom Hersteller außer Vertrieb gesetzt worden. Und bei mehr als der Hälfte würden die Pharmaunternehmen im Schnitt „nur 20 Prozent der vom Großhandel angeforderten Ware ausliefern“.

Selbst die gesetzlich vorgeschriebene reguläre Bevorratung mit dem vierwöchigen Bedarf sei aufgrund des volatilen bis fehlenden Nachschubs „objektiv unmöglich“ zu leisten. „Der Beschaffungsmarkt für diese Arzneimittel“, erläutert der Verband in seinem Schreiben, sei „ein Spotmarkt geworden, der im Gegensatz zu einem Terminmarkt keine mittel- oder langfristige Beschaffungs-, Liefer- und Lagerhaltungskalkulationen zulässt“.

Auch die Ankündigung des Gesundheitsministeriums, für die Medikamente der „Dringlichkeitsliste“ einen Versorgungsmangel auszurufen und damit Importe zu erleichtern, beurteilt der PHAGRO skeptisch. Alternative Beschaffungswege aus anderen EU-Mitgliedsländern und Drittstaaten könnten, wenn überhaupt möglich „nur im Einzelfall zu einer Verbesserung der Versorgungssituation führen“. (cw)

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