Foodwatch über Listerien-Belastung
„Handfester Skandal“
TWISTETAL/BERLIN. Nachdem zwei Todesfälle mit keimbelasteten Wurstwaren des nordhessischen Herstellers Wilke in Verbindung gebracht werden, hat das Unternehmen am Freitag beim Amtsgericht Korbach die Eröffnung eines vorläufigen Insolvenzverfahrens beantragt. Am Dienstag war der Wilke-Betrieb von der Lebensmittelüberwachung des Landkreises Waldeck-Frankenberg geschlossen und ein „Rückruf aller Produkte weltweit“ verfügt worden.
Bei Überprüfungen habe man wiederholt Listerien-Keime auf WilkeProdukten gefunden – und das auch noch nach mehrfach angeordneter Desinfektion sowie vorübergehender Schließung des Betriebes, so der Landkreis. Erste Listerienfunde soll es auf den Wilke-Waren bereits im März gegeben haben. Was die Verbraucherzentrale zu der Frage veranlasst, „ob die zuständigen Behörden hier nicht früher striktere Maßnahmen hätten ergreifen müssen“.
Mit den beiden Todesfällen – laut Landrat Dr. Reinhard Kubat soll das Robert-Koch-Institut einen „unmittelbaren Zusammenhang“ zu belasteter Salamipizza und Brühwurst von Wilke festgestellt haben – erreicht die Affäre jetzt ihren vorläufigen Höhepunkt. Wie die „Waldecksche Landeszeitung berichtet, hat die Staatsanwaltschaft Kassel bereits ein Ermittlungsverfahren wegen des Anfangsverdachtes auf fahrlässige Tötung eingeleitet.
Unterdessen wirft die Verbraucherorganisation Foodwatch den Verantwortlichen eine „katastrophale Informationspolitik“ vor. Der Rückruf der Wilke-Produkte habe sich „nicht ausreichend verbreitet“. Und dass auch „zwei Tage nach Schließung das Unternehmen und die Behörden noch immer keine Listen der Verkaufsstellen und der vom Rückruf betroffenen Produkte und Marken vorlegen können“, sei „ein handfester Skandal“.
Weiter heißt es, mehrere voneinander unabhängige Quellen hätten Foodwatch zugetragen, in einer Reha-Einrichtung der Kölner Universitätsklinik seien von einem Caterer noch am Donnerstag „vom Rückruf betroffene Wilke-Produkte an Patienten ausgegeben“ worden. Von den hessischen Behörden erwarte man nun Auskunft, „ob die von Wilke belieferten Unternehmen direkt über den Rückruf informiert wurden“. Auch Handelsunternehmen müssten mitteilen, ob sie Wilke-Produkte unter eigenem Label verkauft haben.
Zuvor hatte der Landkreis noch erklärt, Wilke-Produkte würden nur unter eigenem Namen vertrieben. Dass dem nicht so ist, belegt eine Information des Großhändlers Metro. Unmittelbar nach der Werksschließung am Dienstag habe man sämtliche Wilke-Artikel aus dem Verkauf genommen, darunter auch die Eigenmarken „aro Peperonisalami“, „aro Pizzasalami“, „Metro Chef Peperonisalami“ und „Metro Chef Pizzasalami“. (cw)