Druck durch Kassen
Hartmannbund will mehr Aufklärung über Zusammenhänge im Gesundheitssystem
Zufrieden mit den Krankenkassen, aber Unmut über Ärzte mit zu wenig Zeit: Das will der Hartmannbund so nicht stehen lassen und fordert mehr Informationen über ökonomischen Druck auf Ärzteschaft.
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Eine Studie der Unternehmensberatung PwC hat gezeigt, dass 37 Prozent der gesetzlich und 28 Prozent der privat Versicherten angeben, Ärzte nähmen zu wenig Zeit. (Symbolbild mit Fotomodellen)
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Berlin/München. Der Vorsitzende des Arbeitskreises junger Ärztinnen und Ärzte im Hartmannbund, Dr. Moritz Völker, plädiert dafür, Patientinnen und Patienten besser über die Zusammenhänge im Gesundheitssystem aufzuklären. Anlass ist das vergangene Woche vorgestellte „PWC-Health Care Barometer 2023“, das ein Manko bei der Wahrnehmung der Zusammenhänge im deutschen Gesundheitssystem aufzeige, sagte Völker am Montag.
Wenn Patientinnen und Patienten mit den Leistungen ihrer Kasse zufrieden sind, gleichzeitig aber Zeitmangel bei der Versorgung durch ihre Ärztinnen und Ärzte beklagen, „dann ist es an uns, ihnen deutlich zu machen, unter welchem ökonomischen Druck sich die Kolleg:innen inzwischen um ihre Patient:innen kümmern müssen“, so Völker. Dieser Druck entstehe auch durch die von den Krankenkassen mit zu verantwortende Unterfinanzierung von Versorgungsleistungen. Von daher sei die Unzufriedenheit der Patienten zwar im Grundsatz nachvollziehbar, decke sich aber gleichzeitig mit der Unzufriedenheit der Ärzte über die mangelnde Zeit, die sich für die Behandlung nehmen könnten.
37 Prozent der GKV-Versicherten beklagen zu wenig Zeit
Die Studie der Unternehmensberatung PwC hatte gezeigt, dass 37 Prozent der gesetzlich und 28 Prozent der privat Versicherten angaben, dass sich die Mediziner zu wenig Zeit nähmen. Die Krankenkassen jedoch erfreuten sich demnach unverändert hohen Ansehens. Laut Umfrage sind 87 Prozent mit deren Arbeit zufrieden, mit nur geringem Unterschied zwischen privat und gesetzlich Versicherten.
Moritz Völker vom Hartmannbund verwies hingegen auf eine kürzlich durchgeführte Umfrage unter Kolleginnen und Kollegen, die ergeben habe, dass fast 60 Prozent der Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung an weniger als der Hälfte der Tage oder sogar nie mit der ihnen zur Verfügung stehenden Behandlungszeit zufrieden seien. Der ökonomische Druck und der Personalmangel erlaubten den Behandelnden aber kein anderes Vorgehen.
Kassen müssen Druck von Ärzten nehmen
Diesen ökonomischen Druck könnten die Krankenkassen reduzieren, da sie an der Honorarfestlegung der Ärzte beteiligt sind, sagte Völker. Dann könnte die subjektive Zufriedenheit mit den Kassen auch objektiv die Versorgungsqualität, sowie die Rahmenbedingungen ärztlichen Arbeitens und Behandelns verbessern.
Vor allem die Krankenhäuser haben dem Health Care Barometer zufolge deutlich an Zustimmung verloren: Die Zufriedenheit mit der Versorgung im Krankenhaus ist laut PwC im Vergleich zum Vorjahr um 12 Prozentpunkte auf 51 Prozent gesunken. (bar)