Alternativmedizin

Heilpraktiker-Verbandschef warnt vor Berufsverbot

Heilpraktiker kennen ihre Grenzen, versichert Verbandsvorsitzender Dieter Siewertsen – und wehrt sich gegen Medienberichte.

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DÜSSELDORF. Die jüngste Forderung einiger Wissenschaftler, den Beruf des Heilpraktikers bisheriger Prägung abzuschaffen ("Münsteraner Memorandum Heilpraktiker"), zieht in der Branche weitere Kreise. Nachdem zuletzt eine Petition zum Erhalt des Berufsstandes auf den Weg gebracht wurde, meldet sich jetzt Dieter Siewertsen, Vorsitzender des Fachverbandes Freie Heilpraktiker (FH), zu Wort.

In einem "Offenen Brief zum Heilpraktiker-Recht in Deutschland" moniert Siewertsen, "dass in einer Vielzahl von Stellungnahmen und Kommentaren von Medien, Medizinrechtlern und Ärztekammern bis hin zu politischen Entscheidungsträgern das Heilpraktiker-Berufsrecht nicht bekannt ist oder nicht angeschaut wird".

Man stehe "fassungslos" vor Medienberichten, heißt es weiter, "die unsere Arbeit in völlig verzerrter bis unwahrer Weise darstellen". Seit eineinhalb Jahren würden in der öffentlichen Berichterstattung "ausschließlich immer wieder die gleichen zwei Einzel- und Problemfälle zum Anlass genommen, unsere gesamte Arbeit zu diskreditieren".

Siewertsen, selbst Heilpraktiker mit eigener Praxis in Düsseldorf, betont dagegen die rechtlichen Rahmenbedingungen des Heilpraktikerberufs sowie ethische Grundsätze, denen sich die Branche verpflichtet sehe. So etwa sei "eine Weiter-Verweisung an einen Arzt für uns selbstverständlich, stellen wir eine solche Notwendigkeit fest. Wir kennen unsere Grenzen."

Warnung vor Abschaffung des Berufs

Die zweijährige Heilpraktiker-Ausbildung beinhalte "den Wissensstoff, den Arztstudenten haben müssen, wenn Sie ihre Klinikumzeit beginnen". Auch müssten die Patienten das Recht behalten, alternative Behandlungsmethoden zu finden.

Die meisten Patienten, die heute einen Heilpraktiker aufsuchten, seien zuvor bereits bei einem Arzt oder im Krankenhaus gewesen, ohne dass ihnen dort ausreichend hätte geholfen werden können.

Eine drastische Einschränkung oder gar die Abschaffung des Heilpraktikers, warnt der Verbandschef, hätte zur Folge, dass Patienten "in Grau- und illegale Bereiche" abwanderten. Siewertsen: "Heute hat der die Bürger schützende Staat eine Kontroll- und Aufsichtsmöglichkeit. Danach nicht mehr." (cw)

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Kommentare
Evelyne Hohmann 22.09.201710:26 Uhr

mangelnde Ausübung der Kontroll- und Aufsichtsmöglichkeit

Da es nicht einmal eine systematische Erfassung und Auswertung der Behandlungsfehler und Patientenbeschwerden gibt, vernachlässigt der Staat seine Schützlinge. Faktisch handelt es sich bei der Paxis der Versorgung durch Heilpraktiker schon um einen Graubereich.

Rudolf Hege 21.09.201719:58 Uhr

Graue Heiler

In der Tat gibt es immer mehr "Graue Heiler", die keiner Kontrolle unterliegen - und gerne als "Alternative" zu Heilpraktikern bereit stünden. Ist das erwünscht?

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