Integrative Medizin

Hohe Zustimmung für Homöopathie & Co auf Kasse

Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte positioniert sich in puncto integrative Medizin.

Veröffentlicht:

BERLIN. Vier von fünf Erwachsenen in Deutschland würden es begrüßen, wenn sie als gesetzlich versicherte Patienten Anspruch auf Leistungen aus der Homöopathie, der Naturheilkunde sowie weiterer Therapiemethoden aus dem Bereich der integrativen Medizin hätten. Jeder zehnte Deutsche hingegen lehnt solche Kassenleistungen ab. Das geht aus einer repräsentativen Forsa-Befragung im Auftrag des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) hervor, die der „Ärzte Zeitung“ vorliegt.

Hintergrund der Befragung sind laut DZVhÄ die Entwicklungen in der Schweiz: Dort wurden die Homöopathie, Naturheilkunde und weitere Therapiemethoden der integrativen Medizin Mitte 2017 zeitlich unbegrenzt in die Erstattung durch die für alle Schweizer obligatorische Grundversicherung aufgenommen.

Für Dr. Michaela Geiger, 1. Vorsitzende des DZVhÄ, besteht mit Blick auf das Umfrageergebnis gesundheitspolitischer Handlungsbedarf. „Wir brauchen in Deutschland einen intensiven Diskurs zwischen Politik, Ärzteschaft und Wissenschaft zur integrativen Medizin. Nur eine pluralistische Medizin, die Homöopathie, Naturheilkunde und andere Heilmethoden mit hohem therapeutischem Nutzen integriert, ist vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen zukunftsfähig“, so Geigers Plädoyer.

Das zweite große Anliegen der Homöopathen ist die evidenzbasierte Medizin nach David Sackett. Auch dazu wurden die Deutschen befragt. Bei der Frage „Manche kritisieren, dass in der Medizin die praktischen Erfahrungen von Ärzten und die Wünsche der Patienten deutlich weniger Berücksichtigung finden als die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien. Wie wichtig finden Sie es persönlich, dass in der Medizin Forschungsdaten, praktische Erfahrungen der Ärzte und Wünsche der Patienten zu gleichen Teilen berücksichtigt werden?“ hätten 46 Prozent angegeben, dass sie dies sehr wichtig finden.

Weitere 44 Prozent der Befragten hätten angegeben, dass ihnen das wichtig ist. Nur sechs Prozent fänden dies weniger wichtig, zwei Prozent indes gar nicht wichtig.

Laut DZVhÄ führen in Deutschland rund 60.000 Ärzte eine oder mehrere der Zusatzbezeichnungen Homöopathie, Naturheilverfahren, Akupunktur, Manuelle Medizin, Physikalische Therapie und Balneologie sowie Umweltmedizin. Fast 60 Prozent der Hausärzte praktizierten eine oder mehrere komplementärmedizinische Methoden.

Dr. Michaela Geiger folgte Cornelia Bajic im Amt der DZVhÄ-Chefin nach. Die politische Ausrichtung ist für sie klar. „Wir wünschen uns eine interdisziplinär gut vernetzte, integrative Medizin für Deutschland“, erklärt Geiger im Gespräch mit der „Ärzte Zeitung“. (maw)

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Kommentare
Dr. Heinrich Hümmer 07.07.201918:37 Uhr

Spontanheilung???

- Hahnemann Organon-["Bibel"] & 157:"...so PFLEGT ES doch (...) gleich nach der Einnahme – in der ersten, oder den ersten Stunden – eine Art kleiner Verschlimmerung zu bewirken..."
- aber: bei ernsten Erkrankungen gibt es nach meiner 35-jährigen Erfahrung keine Erstverschlimmerungen
- und im übrigen: Hahnemann war für mich im Gegensatz zu Frau Dr. Grams (vor ihrer Glaubens-Konvertierung; jetzt ist sie in der anderen "Sekte" gelandet) nie ein Guru, dessen Dogmen (als unumstösslich!) unreflektiert nachzubeten sind; dazu war ich schon immer viel zu sehr der häretische, kritische Freigeist!
Aus dem Vorwort von Grams „Homöopathie neu gedacht“:
„Als ich mit der Arbeit an diesem Buch begann, wollte ich ein flammendes Plädoyer für die Homöopathie schreiben. Ich wollte als überzeugte Homöopathin allen Zweiflern aufzeigen, was die Homöopathie möchte und kann...")

Und für Sie noch einmal der Wortlaut aus der Veröffentlichung:
https://t.co/r3wJSsVWd8

"Schlussfolgerung
Im vorliegenden Fall einer Tumorerkrankung konnte ein unmittelbares klinisches Ansprechen auf homöopathische Therapie mit einem objektivierbaren Therapieerfolg korreliert werden, der nicht plausibel durch einen Placebo-Effekt oder Suggestion erklärbar ist und der (durch den unmittelbar eintretenden Reaktionsbeginn bereits auf erste Gabe des homöopathischen Mittels) auch nicht dem Bild in der Literatur beschriebener Spon­tanremissionen entspricht [19]. Die beobachtete Remission ist somit auch aus onkologischer Sicht mit hoher Wahrscheinlichkeit durch die homöopathische Behandlung induziert worden.."

Dr. Thomas Georg Schätzler 04.07.201917:55 Uhr

@ Kollege Heinrich Hümmer

So so: "Die Rückbildung des LK begann erst 1 (!) Tag nach Beginn der homöopathischen Behandlung..." https://t.co/r3wJSsVWd8

Dies widerspricht der Homöopathischen Lehre nach S. Hahnemann: Bei Wirksamkeit dieser Behandlungsmethode müsste es zunächst zu einer klassischen Erstverschlimmerung kommen. Eine Rückbildung bereits eine Tag nach homöopathischem Behandlungsbeginn belegt damit eher eine Spontanheilung, die auch ohne Conium eingetreten wäre.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Dr. Heinrich Hümmer 01.07.201920:28 Uhr

Am aller Schlimmsten, Kollege Schätzler

Lieber Kollege Schätzler
- sind Sie Onkologe?
- sind Sie mit den onkologischen Leitlinien für eine Fall wie obigen vertraut?
"Bei einem derart isolierten und begrenzten Befund hätte jeder Onkologe auch ohne Conium zu abwartendem Offenlassen und Beobachten geraten"
- glauben Sie das im Ernst (dass die eingebunden Onkologen nicht leitliniengerecht entschieden haben)? Die Diagnose-Stellung einschließlich der Verlaufsbeobachtung fand übrigens ausschließlich durch die Onkologen und Pathologen statt!
Aber vielleicht haben Sie einfach wieder mal nur schludrig gelesen: Die Rückbildung des LK begann erst 1 (!) Tag nach Beginn der homöopathischen Behandlung. Also vielleicht einfach nochmal aufmerksam (und unvoreingenommen?) lesen?
https://t.co/r3wJSsVWd8

Und speziell für einen kritischen Geist wie Sie (was haben Sie eigentlich veröffentlicht?) ein Wissenschaftler, der über alle Ihre Zweifel erhaben sein dürfte:
Prof. HAHN
https://www.narayana-verlag.de/spektrum-homoeopathie/wissenschaftlicher-beitrag-beweise-fuer-die-homoeopathie
"Hahn hat über 300 wissenschaftliche Artikel im Bereich Anästhesie und Intensivmedizin veröffentlicht und bereits mehrere Forschungspreise erhalten. Er hatte bisher nichts mit Homöopathie zu tun. Ihm war jedoch aufgefallen, dass eine erstaunlich unwissenschaftliche Diskussion über die Beweislage der Homöopathie geführt wurde. Daraufhin wollte er sich selbst ein Bild davon machen und studierte die aktuelle Forschungslage. Dabei kam er zu erstaunlichen Ergebnissen."
"...Shang selektiert genauso wild
Die nächste Meta-Analyse wurde von Shang verfasst und 1995 veröffentlicht (Referenz 6). Hier wurden, genau wie bei Cucherat, 96% aller Studien entfernt, aber leider ohne einen Grund dafür anzugeben. Man drehte den odds ratio hin und her, bis das Ergebnis, das trotz aller Entfernungen von Studienmaterial zeigte, dass die Homöopathie um 13% wirksamer war als das Placebo, umgedreht wurde und so dargestellt wurde, als sei das Placebo um 13% wirksamer gewesen als die Homöopathie.
Shang machte auch Gebrauch von dem so genannten "Funnel-Plot", welcher völlig unangemessen und unwissenschaftlich ist, wenn man wie in diesem Fall, verschiedene Krankheiten mischt. Der Grund hierfür ist, dass Studien mit hoher Leistungserwartung (hier z.B. Heuschnupfen) immer weniger Patienten beinhalten als Studien deren Leistungserwartungen niedrig eingeschätzt wird. Hierbei handelt es sich um eine allgemein anerkannte ethische Norm. Ich muss auch anmerken, dass die Autoren mit welchen Shang zusammenarbeitete, einige Jahre zuvor einen sehr negativen Artikel über die Homöopathie veröffentlichten, was mich an dem objektiven Ausgangspunkt dieser Gruppe zweifeln lässt..."
Semantisch korrekt, Herr Lehrer?

Dr. Thomas Georg Schätzler 01.07.201915:40 Uhr

Noch schlimmer, Kollege Heinrich Hümmer!

Ihren semantisch inkorrekten und m.E. indiskutablen Kommentar-Titel "Die angeblichen Ergebnisse der "berüchtigten" Shang-Studie und die Wahrheit darüber" kann doch niemand ernst nehmen:

1. sind Ihre im Titel genannten "angeblichen Ergebnisse" grundsätzlich immer angeblich, weil alle Angaben der i.d.R. wissenschafts- und erkenntnis-theoretisch korrekt arbeitenden wissenschaftlichen Autoren zusätzlich ein "peer-review" Verfahren durchlaufen müssen.

2. Ihr Wortwahl einer angeblich "berüchtigten Shang-Studie" diskreditiert Sie als Kommentator selbst. Sie ist angesichts der wissenschaftlichen Arbeit, die hinter dieser Metaanalyse steckt, unkollegial und unangemessen unsachlich.
https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(05)67177-2/fulltext

Die von Ihnen angeführten Literaturstellen sind wohl kaum der Wahrheitsfindung dienlich:

a) "Case Report/Kasuistik" - "Unmittelbare Remission eines mit großzelligem B-Non-Hodgkin-Lymphom befallenen inguinalen Lymphknotens unter alleiniger homöopathischer Behandlung mit Conium: Wann ist eine alleinige adjuvant-homöopathische Tumortherapie zulässig und sinnvoll?" von Hümmer H., Wiecken T., Pachmann K. - Complement Med Res - https://doi.org/10.1159/000500122
"Schlüsselwörter: B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphom - Adjuvante homöopathische Tumor-Therapie - Conium - Remission" ist, mit Verlaub, klinischer Unfug.
Die Remission eines einzelnen "mit großzelligem B-Non-Hodgkin-Lymphom befallenen inguinalen Lymphknotens" hat doch so gar nicht stattfinden können. Denn hier fehlte als Grundlage des Behandlungserfolgs die systemische Krankheitsentität eines NHL. Bei einem derart isolierten und begrenzten Befund hätte jeder Onkologe auch ohne Conium zu abwartendem Offenlassen und Beobachten geraten.

b) "The conclusions on the effectiveness of homeopathy highly depend on the set of analyzed trials" von R.Lüdtke und A.L.B.Rutten
https://doi.org/10.1016/j.jclinepi.2008.06.015
kommt über Allgemeinplätze und unverbindliche Kritik an Metaanalysen nicht hinaus.

c) https://www.homoeopathie-online.info/meta-analysen-in-der-klinischen-forschung-zur-homoeopathie/ - Deutscher Zentralverein homöopathischer Ärzte ist einseitig Interessen-geleitete Verbandsliteratur und keine wissenschaftlich fundierte Publikation.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund




Dr. Heinrich Hümmer 30.06.201917:59 Uhr

Die angeblichen Ergebnisse der "berüchtigten" Shang-Studie und die Wahrheit darüber

Sorry @Kuhn und @Schätzler,hier für Sie natürlich ohne Bezahlschranke:

"Lüdtke und Rutten [s.u.] konnten jedoch zeigen, dass die von den Kritikern als Beweis gegen die Wirksamkeit der Homöopathie am häufigsten angeführte Metastudie von Shang et al. wissenschaftlich nicht belastbar ist."
https://www.karger.com/Article/FullText/500122
Aber zur Vorwarnung, dieser Link führt zu meiner eigenen Veröffentlichung (open access (!))

Und: Der Watchblog ist nun mal bisher der einzige, der die Interessen der Homöopathen sichtbar und offensiv vertritt

Lüdtke 2008
The conclusions on the effectiveness of homeopathy highly depend on the set of analyzed trials
Lüdtke, R. & Rutten A.L. (2008): In: Journal of Clinical Epidemiology, 61(12), 1197–204.
Conclusions: The meta-analysis results change sensitively to the chosen threshold defining large sample sizes. Because of the high heterogeneity between the trials, Shang''s results and conclusions are less definite than had been presented.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse der Metaanalysen ändern sich empfindlich je nach gewähltem Schwellenwert, der eine ausreichende Grösse der Probe definiert.... Die Ergebnisse und Schlussfolgerungen von Shang sind weniger eindeutig als dargestellt.
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S089543560800190X https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18834714

Und aus weiterer Quelle:
„Das Gesamtergebnis fällt jeweils nur dann negativ aus (Homöopathie = Placebo), wenn der größte Teil ( 90–95 %) der vorliegenden Daten von der Auswertung ausgeschlossen wird und/oder fragwürdige statistische Methoden angewandt werden. Hierbei werden jeweils Maßnahmen ergriffen, die nicht den üblichen wissenschaftlichen Standards entsprechen.“ https://www.homoeopathie-online.info/meta-analysen-in-der-klinischen-forschung-zur-homoeopathie/

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