Selbstzahlerleistungen

IGeL-Monitor: Nutzen von Vitamin-D-Mangel-Screenings ist unklar

Mit der Früherkennungsuntersuchung auf Vitamin-D-Mangel stellte der Medizinische Dienst Bund im IGeL-Monitor bereits die 56. Selbstzahlerleistung auf den Prüfstand. Studien, die sowohl Nutzen oder Schaden belegen, fand das Team nicht.

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Zu wenig Sonnenvitamin? Das Screening zur Erkennung eines Vitamin-D-Mangels gehörte 2020 bei den Arztpraxen zu den 20 am häufigsten genannten Selbstzahlerleistungen.

Zu wenig Sonnenvitamin? Das Screening zur Erkennung eines Vitamin-D-Mangels gehörte 2020 bei den Arztpraxen zu den 20 am häufigsten genannten Selbstzahlerleistungen.

© Helin Loik-Tomson / Getty Images / iStock

Berlin. Seit zehn Jahren nimmt der IGeL-Monitor des Medizinischen Dienstes Bund Selbstzahlerleistungen in Arztpraxen unter die Lupe. 55 individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) standen bereits auf dem Prüfstand, lediglich in zwei Fällen vergab das wissenschaftliche Team die Bewertung „tendenziell positiv“. 22 Mal lautete die Bewertung „unklar“. Dort reiht sich nun auch die Früherkennungsunterschung auf Vitamin-D-Mangel ein. Hier entschieden die Wissenschaftler ebenfalls auf „unklar“, wie der IGel-Monitor am Mittwoch verkündete.

Demnach fand die Autoren keine Studien, die den Nutzen oder Schaden eines Vitamin-D-Screenings bei Erwachsenen ohne Anzeichen eines Vitamin-D-Mangels untersucht haben. Auch eine regelmäßige Einnahme von Vitamin D zeigte keine positiven gesundheitlichen Effekte. Der IGeL-Monitor bewertet das Vitamin-D-Screening deshalb mit "unklar".

Weitere Studien sind notwendig

Für eine hinreichende Nutzen-/Schadenabwägung seien weitere Studien notwendig, heißt es. „Die direkten Schäden eines Vitamin-D-Screenings gehen nicht über die Risiken einer Blutentnahme hinaus. Dennoch können Früherkennungsuntersuchungen im Allgemeinen zu falsch-negativen oder falsch-positiven Ergebnissen sowie Überdiagnosen führen“, so die Wissenschaftler.

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Die Studien beruhen zu einem großen Teil auf Untersuchungen von Personen ab 50 Jahren. Für Jüngere lagen kaum entsprechende Erhebungen vor. Lediglich Menschen, die in medizinischen oder pflegerischen Einrichtungen leben, scheinen von einer Vitamin-D-Ergänzung zu profitieren, so dass ein Screening auf Vitamin-D-Mangel bei dieser Personengruppe sinnvoll sein könnte.

Die Früherkennungsuntersuchung auf einen Vitamin-D-Mangel häufig in ärztlichen Praxen angeboten oder nachgefragt. Im Report des IGeL-Monitors 2020 gehörte sie zu den 20 am häufigsten genannten Selbstzahlerleistungen. In vielen Praxen werde sie allein oder in Kombination mit anderen Vitaminbestimmungen als sogenannter "Vitamin-Check" angeboten. (kaha)

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Kommentare
Dr. Christoph Luyken 09.11.202220:16 Uhr

Hier zeigt sich einmal mehr, daß der IGeL-Monitor nicht auf der Höhe der Zeit und offenbar nur dazu gut ist, das Vertrauen der Versicherten in Ihren Arzt zu untergraben.
Ich zitiere aus dem offenen Brief, den der Immunologe PD Dr. med. Michael Nehls letzte Woche an den Gesundheitsminister geschrieben hat:

Der ... mittlere Vitamin-D-Spiegel der deutschen Bevölkerung liegt in den Wintermonaten ... nur bei etwa 30 nmol/l, also um mehr als Faktor 4 (!) unter dem Wert eines optimal arbeitenden Immunsystems.
Insbesondere ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen weisen oft ein noch weitaus größeres Defizit auf. "Vitamin-D-Mangel ist der häufigste Nährstoffmangel und wahrscheinlich die häufigste Krankheitsursache der Welt", schrieb schon im Jahr 2012 Vitamin-D-Experte Michael F. Holick von der US-amerikanischen Boston University School of Medicine. - Laut Holick ist "die Hauptursache die mangelnde Erkenntnis, dass der Körper eine 5- bis 10-mal höhere Zufuhr benötigt, als von Gesundheitsbehörden empfohlen wird". Das Problem ist also altbekannt
und dennoch blieb es ungelöst und damit einer der größten Fehler unserer Gesundheitspolitik ... Beginnend im Herbst sinkt der schon im Sommer für ein gesundes Immunsystem meist nicht ausreichende Vitamin-D-Spiegel und erreicht ein absolutes Minimum in den Monaten Januar und Februar. Die Folge ist genau das, wovor Sie [Prof. Lauterbach] warnen: Die herbst-winterliche Infektionswelle. Zitat Ende.

Es erscheint offensichtlich höchst fahrlässig, wenn der IGeL-Monitor nun das Bemühen diskreditiert und untergräbt, das Immunsystem der Versicherten zu optimieren, gerade in einer Zeit, in welcher die Corona-Inzidenzen wieder steigen, die Grippewelle vor der Tür steht und das Corona-Impfregime angesichts enttäuschender Wirkung, explodierender Kosten und aus verschiedenen Gründen abnehmender Akzeptanz in der Bevölkerung erneut in der Kritik steht.

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