Praxisübernahme
Investoren bieten Praxisinhabern oft zu wenig Geld
Welcher Praxisinhaber würde an einen Investor verkaufen? Viele Ärztinnen und Ärzte wurden schon einmal vor diese Frage gestellt. Die Antwort hängt für viele, aber längst nicht für alle, vom Preis ab.
Veröffentlicht:Hamburg. Die Diskussion über den Einstieg von Investoren im ambulanten Bereich wird seit Jahren geführt. Eine Befragung der Hamburger Stiftung Gesundheit unter Praxisinhabern im ambulanten Bereich zeigt nun: Viele Inhaber stehen solchen Angeboten zwar aufgeschlossen gegenüber – oft stimmt der Preis aber nicht mit ihren Vorstellungen überein.
Laut Stiftung Gesundheit hat jeder sechste Facharzt und jeder achte Hausarzt in Deutschland schon mal ein Übernahmeangebot von einem Investor für seine Praxis bekommen. Zu einem Vertragsabschluss ist es in der befragten Gruppe aber nicht einmal bei jeder zehnten Anfrage gekommen.
Zwei Drittel aller Angebote werden von den Inhabern, zu denen bei der Umfrage neben Haus- und Fachärzten auch Zahnärzte und psychologische Psychotherapeuten zählten, abgelehnt (siehe nachfolgende Grafik). Ein weiteres Viertel dieser Gruppe gab an, das Angebot des Investors nur wegen des zu niedrigen Preises abgelehnt zu haben.
Angenommen haben das Angebot dagegen 8,5 Prozent der Befragten. Diese Gruppe war allerdings extrem klein: Nur 94 Ärztinnen und Ärzten, denen schon einmal ein Angebot unterbreitet wurde, antworteten auf diese Frage – nur acht Antwortende hatten also das Angebot angenommen.
Sechs von zehn Praxisinhabern würden Investoren einen Korb geben
Deutlich größer die Grundgesamtheit der Befragten, die bislang noch kein Angebot erhalten haben. Von den 727 Ärztinnen und Ärzte dieser Gruppe gaben 61,8 Prozent an, "in keinem Fall" ein Angebot eines Investors anzunehmen. Für 38,2 Prozent käme es auf die Bedingungen an. Konkrete Preise wurden in der Umfrage nicht genannt.
Die Zahlen der Stiftung Gesundheit unterstreichen, dass das Interesse der Investoren an Facharztpraxen am größten ist (siehe nachfolgende Grafik). 17,1 Prozent von ihnen haben schon einmal ein Investorenangebot erhalten, gefolgt von Zahnarztpraxen (14,8 Prozent), Hausarztpraxen (12,6 Prozent) und psychologischen Psychotherapeuten (vier Prozent).
Bei den nicht-ärztlichen Heilberufen besteht das größte Interesse an Ergotherapiepraxen (8,8 Prozent) und Physiotherapiepraxen (8,7 Prozent), noch deutlich vor Apotheken (5,4 Prozent). (di)