Healthcare-Immobilien
Investoren rangeln um Heime
2020 haben Anleger so viel wie noch nie in bundesdeutsche Healthcare-Immobilien investiert. Doch die starke Nachfrage drückt auch die Rendite.
Veröffentlicht:Frankfurt/M. Ärztehäuser, Pflegeheime, Kliniken: Der Gesundheitsmarkt hat auch seine steinernen Aspekte – und die sind für Anleger attraktiver denn je. 2020 erreichten die deutschlandweiten Investments in Healthcare-Immobilien mit fast 4,0 Milliarden Euro ein neues Rekordniveau, wie das Beratungsunternehmen BNP Paribas Real Estate mitteilt. Der Wert liege 68 Prozent über Vorjahr, heißt es, und 130 Prozent über dem zehnjährigen Mittel. Der Großteil der Transaktionen (3,09 Milliarden Euro, +140 Prozent) ging auf das Konto sogenannter Portfoliodeals, bei denen gleich mehrere Häuser im Paket den Besitzer wechseln.
Differenziert nach Funktionalität lagen im vergangenen Jahr Pflegeeinrichtungen mit 2,7 Milliarden Euro Investmentumsatz in der Gunst der Anleger vorn. Doch auch Ärztehäuser, Kliniken und MVZ lockten kräftig Gelder an – mit 842 Millionen Euro mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Als aktuell besonders expansive Anlageklasse unter den Healthcare-Immobilien werden von BNP Paribas Wohnanlagen hervorgehoben, in denen bei Bedarf Pflegeleistungen hinzugebucht werden können („Betreutes Wohnen“); in diesem Segment habe das Investitionsvolumen um 120 Prozent auf 429 Millionen Euro zugelegt, was gleichfalls einen neuen Jahreshöchstwert darstelle.
Das Käuferspektrum im Markt der Healthcare-Immobilien wird den Beratern zufolge von Spezialfonds dominiert, deren Anteil am Investmentumsatz zuletzt 43 Prozent betragen habe. An zweiter Stelle rangieren Investment Manager (18 Prozent Anteil), gefolgt von Unternehmen, die als Investoren und/oder als Betreibergesellschaften auftreten (11,0 Prozent).
Inländische Käufer mit zunehmendem Interesse
Die im Gesundheitswesen nicht selten beklagten ausländischen Investoren verloren 2020 aufs Ganze gesehen an Boden: „Obwohl ausländische Anleger mit über 1,65 Milliarden Euro so viel in deutsche Healthcare-Immobilien investiert haben, wie noch nie, ist ihr Anteil im Vergleich zu den beiden Vorjahren um rund zehn Prozentpunkte auf aktuell 46 Prozent gesunken“. Verantwortlich für diese Entwicklung sei vor allem „das stark gestiegene Interesse deutscher Käufer, die Healthcare-Objekte zunehmend als eigenständige und attraktive Assetklasse für sich entdeckt haben“.
Das Haar in der Suppe: Die Nachfrage nach Betongold im Gesundheitswesen treibt die Preise – und drückt damit die Erträge. 2020 habe die Netto-Rendite (Mieteinnahmen in Relation zum Kaufpreis zuzüglich Erwerbsnebenkosten) weiter nachgegeben. Moderne Pflegeheime höchster Kategorie rentierten demnach in der Spitze nurmehr mit 4,0 Prozent, 2011 waren es noch etwa 7,5 Prozent. Nach Ansicht der Berater von BNP Paribas dürfte sich dieser Trend auch im laufenden Jahr fortsetzen. (cw)