Leitartikel zur Klinikhygiene
"Je tiefer das Vertrauen, desto tiefer auch der Fall"
Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich völlig ungeniert. Würden Kliniken, die mit ernsten Problemen zum Beispiel bei der Hygiene zu kämpfen hatten, so verfahren, wäre ihr Ende besiegelt. Sie brauchen oft lange Zeit, um das verlorene Vertrauen der Bürger wieder zurückzugewinnen. Transparenz ist dabei das Schlüsselwort.
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Ein Kameramann filmt den Haupteingang des Klinikums Bremen-Mitte. Nach dem Tod dreier frühgeborener Kinder im Jahr 2011 stand das Krankenhaus lange im Fokus der Öffentlichkeit. Das Vertrauen der Patienten wieder zurückzugewinnen, ist für die Beteiligten eine große Herausforderung.
© Wagner / dpa
Vertrauen ist ein flüchtiges Gut. Jeder, der es verloren hat, weiß das. Um wie viel mehr müssen es diejenigen wissen, die es wieder herstellen wollen.
Die Verantwortlichen klagen über den Rückgang der Patientenzahlen. "Uns fehlen noch Patienten" erklärt Kliniksprecher Daniel Goerke, "auch wenn es in der Dermatologie, der Augenklinik und der Stroke Unit wieder gut läuft." Kurz: In Bremen ist das Vertrauen in die Krankenhausmedizin der GeNo gestört.
Ähnliche Probleme dürften auch andere Kliniken haben. Das Uniklinikum Göttingen, wo erstmals der Skandal um die Transplantationen öffentlich wurde.
Oder die Uni-Klinik in Mainz, in der 2010 drei Säuglinge an verunreinigter Nährlösung gestorben sind. Oder, oder, oder.
Vertrauen ist das zentrale Element der Medizin
"Vertrauen ist das zentrale Element, mit dem Medizin umgeht und das Medizin überhaupt erst möglich macht", erklärt der Tübinger Medizinethiker, Professor Urban Wiesing.
"Vor allem von Ärzten lassen wir uns Dinge gefallen, die wir sonst niemandem erlauben würden..."