Unimedizin Halle
Kammer plädiert für Erhalt
Schließung der Medizinfakultät in Halle hätte fatale Konsequenzen, fürchtet die Kammerpräsidentin.
Veröffentlicht:HALLE. Mit der "Zukunftsallianz für Gesundheit" hat Sachsen-Anhalts Landesärztekammer öffentlich zum Erhalt der Universitätsmedizin Halle aufgerufen.
Nachdem der Wissenschaftsrat im Juli empfohlen hatte, die Medizinerausbildung Sachsen-Anhalts vor allem in Magdeburg anzusiedeln, mehrt sich der Widerstand.
"Wer jetzt in Halle an der Ausbildung spart, verspielt die Zukunft einer ganzen Region. Erst verlieren wir die Studenten und dann die Ärzte", so Kammerpräsidentin Dr. Simone Heinemann-Meerz.
"Für die Versorgung unentbehrlich"
In Sachsen-Anhalt können schon heute etliche Arztpraxen nicht mehr besetzt werden. Es drohe ein eklatanter Ärztemangel. Allein im niedergelassenen Bereich könnten 2017 aufgrund der Altersstruktur 650 Stellen unbesetzt bleiben.
"Die Universitätsmedizin Halle ist für die Versorgung unentbehrlich", heißt es deshalb in der Resolution, die von Ärzteverbänden und -organisationen aus ganz Deutschland sowie Kliniken, Kirchenvertretern, Bürgermeistern, Unternehmern und Politikern unterstützt wird.
Sie verbinden mit der Universitätsmedizin nicht nur Lehre, Forschung und Versorgung, sondern auch einen bedeutenden Wirtschaftsstandort.
Mit mehr als 4000 Beschäftigten ist die medizinische Fakulät einer der größten Arbeitgeber im Land. Statistisch gesehen fließen jährlich mehr als 180 Millionen Euro der Personalkosten durch Konsum und Investitionen in die lokale Wirtschaft.
60 Prozent bleiben im Land
Die Ärztekammer verweist darauf, dass die Unimedizin Halle für die Versorgung der Bevölkerung unbedingt erforderlich ist. Schon heute übernehme die zentrale Notaufnahme Aufgaben von knapp 20 Hausärzten, die im Süden Sachsen-Anhalts fehlten.
"In der Klasse und der Verbundweiterbildung Allgemeinmedizin werden die künftigen Landärzte ausgebildet." Die Kammerpräsidentin argumentiert: Wer in Halle studiert, Menschen und Region kennenlernt, wird sich eher entschließen, hier künftig auch zu praktizieren.
Immerhin blieben 60 Prozent der Absolventen im Land. Ärzte, die das Land mit der höchsten Sterberate bei Herz-Kreislauferkrankungen, mit dem überproportional hohen Anteil an alten und kranken Menschen, dringend braucht.
Die epidemiologische Forschung gehöre deshalb zu den Schwerpunkten der Uni. Das sah auch der Wissenschaftsrat so und empfahl der Medizinischen Fakultät, sich künftig ausschließlich auf die Epidemiologie und die Gesundheits- und Pflegewissenschaften zu konzentrieren.
Die Ärztekammer fordert von der Landesregierung ein klares Bekenntnis zur Spitzenmedizin in Halle.