Umfrage in NRW

Kassenpatienten warten 20 Tage länger auf Termin

Die Grünen haben in NRW eine Wartezeit-Erhebung gemacht: Die gesetzlich Versicherten warten wesentlich länger auf einen Arzttermin als Privatversicherte. Die Grünen wollen nun ein neues Honorarsystem.

Veröffentlicht:

KÖLN. Mit einer aktuellen Erhebung zu den Wartezeiten bei Fachärzten untermauern Bundestagsabgeordnete der Grünen ihre Forderung nach einer Bürgerversicherung.

Nach der Untersuchung müssen gesetzlich versicherte Patienten in NRW im Durchschnitt 20 Tage länger auf einen Termin beim Facharzt warten als Patienten mit einer privaten Krankenversicherung.

Auf Initiative der nordrhein-westfälischen Grünen-Bundestagsabgeordneten Katja Dörner, Bärbel Höhn und Maria Klein-Schmeink hatten Anrufer in acht Städten bei 405 Praxen aus sechs Fachrichtungen telefonisch um einen Termin gebeten - erst als Kassen-, dann als Privatpatient.

Am größten ist die Diskrepanz danach in den Städten Bonn, Köln und Bielefeld, am geringsten in Münster. Die deutlichsten Unterschiede bei der Terminvergabe machen Radiologen, bei denen Kassenpatienten 33 Tage länger warten müssen, und Hautärzte mit 25 Tagen. Bei Kardiologen beträgt die Differenz dagegen lediglich sechs Tage.

"Auf Dauer sind die großen Unterschiede bei den Wartezeiten nicht hinnehmbar, weil sie die Akzeptanz unseres Versorgungssystems untergraben", sagt Maria Klein-Schmeink, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, der "Ärzte Zeitung".

Änderung des GKV-Systems nötig?

Für sie ist die Erhebung ein erneuter Beleg für die Umstellung des Krankenversicherungssystems auf eine Bürgerversicherung. "Wir hoffen, dass wir mit der Erhebung nochmals Dynamik in die Debatte bringen."

Ein erster Schritt auf dem Weg dahin wäre die Einführung einer einheitlichen Honorarordnung für Ärzte. "Es ist nicht einzusehen, warum Ärzte nicht nach dem Behandlungsaufwand, sondern nach der Art der Versicherung bezahlt werden", betont die Grünen-Politikern.

Die Erhebung untermauert ihrer Meinung nach, dass der von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) geplante Terminservice mit einer Termingarantie von vier Wochen an der eigentlichen Problematik der unterschiedlichen Wartezeiten nichts ändern wird.

 "Damit werden bestenfalls die Spitzen abgefedert", sagt sie. In der Erhebung der Grünen war ein Radiologe aus Paderborn der Extremfall.

Bei ihm hätten die Anrufer als Kassenpatienten 180 Tage warten müssen, als privat Versicherte gerade einmal vier. (iss)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Der gelbe Impfausweis

© © mpix-foto / stock.adobe.com

Digitaler Impfnachweis

eImpfpass: Warum das gelbe Heft noch nicht ausgedient hat

Ein Aquarell des Bundestags

© undrey / stock.adobe.com

Wochenkolumne aus Berlin

Die Glaskuppel zum Ampel-Aus: Eigenlob und davon in rauen Mengen

Im Schnitt kamen Vertragsarztpraxen im dritten Quartal 2023 auf 60.168 Euro Honorarumsatz aus vertragsärztlicher Tätigkeit.

© PhotographyByMK / stock.adobe.com

Honorarbericht der KBV

Praxen erzielten im dritten Quartal 2023 mehr Umsatz