Praxisnetze
Kein Geld aus dem großen Honorartopf
Der große Traum vieler Ärztenetze, ein eigenes Honorarbudget zu erhalten, scheint zu platzen. Zumindest zehn KVen geben an, kein Geld bereitstellen zu können.
Veröffentlicht:BERLIN. Die Befürchtung, dass durch die Unverbindlichkeit der Gesetzesbestimmungen nach Paragraf 87b SGB V von den neuen Chancen für die Ärztenetze am Ende nicht viel übrig bleibt, scheint sich zu bestätigen.
Alle zehn Kassenärztlichen Vereinigungen, die bisher auf eine Umfrage der Agentur Deutscher Ärztenetze geantwortet haben, haben einer Förderung aus der morbiditätsorientierten Gesamtvergütung (MGV) eine Absage erteilt.
"Es zeigte sich, dass diese Gesetzesvorgabe sogar bei denjenigen KVen nicht umsetzbar ist, die Praxisnetzen sehr positiv gegenüberstehen und ihre Entwicklung engagiert vorantreiben", bedauerte Carsten Jäger, stellvertretender Vorstandsvorsitzende der Agentur Deutscher Ärztenetze und Netzmanager des Praxisnetzes Südbrandenburg, auf der 19. UCB-Netzkonferenz in Berlin.
Eigentlich sieht der einschlägige Gesetzestext, der mit dem GKV-Versorgungsstrukturgesetz auf den Weg gebracht wurde, vor, dass "gesonderte Vergütungsregelungen für vernetzte Praxen auch als ein eigenes Honorarvolumen" als Teil der MGV vorgesehen werden können, "soweit dies einer Verbesserung der ambulanten Versorgung dient" und das Netz von der KV anerkannt wird.
Honorar müsste umverteilt werden
Den Grund für die Ablehnung der KVen sieht Jäger einerseits in den unverbindlichen Kann-Bestimmungen des Gesetzes und andererseits in den Zwängen, die in den KVen herrschen.
"Bislang gibt es meines Wissens nach keine KV, bei der die Vertreterversammlung, die ja das Honorar verteilt, mehrheitlich aus Netzärzten besteht", sagte er.
Die dafür nötige interne Honorarumverteilung zulasten der Ärzte, die nicht in den Netzen kooperieren, zugleich aber die Mehrheit in der Vertreterversammlung darstellen, sei deshalb schlicht unrealistisch.
Verhandlungen zur Förderung von Praxisnetzen werden erwogen
Einen Hoffnungsschimmer gibt es aber. Der Umfrage zufolge haben mehrere KVen angekündigt, Verhandlungen zu Add-on-Verträgen mit Kassen zur Förderung von Praxisnetzen zu erwägen.
Jäger begrüßte die Absicht: "Wenn es den KVen gelingt, die Kassen davon zu überzeugen, dass die Ärztenetze, welche die KBV-Kriterien zur Akkreditierung erfüllen, effizient arbeiten, wäre das ein Schritt in die richtige Richtung". Ob die KVen zu ihrer Ankündigung tatsächlich stehen, bleibe aber abzuwarten.
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