Klinik Bremen-Mitte: Schlamperei mit Handschuhen
Die Frühchen-Intensivstation des Klinikums Bremen-Mitte sorgt weiter für Schlagzeilen: Jetzt ist ein neuer Bericht aufgetaucht - es geht um kontaminierte Handschuhe. Außerdem wurde der damalige Klinik-Chefarzt zu Unrecht entlassen.
Veröffentlicht:BREMEN (cben/eb). In Bremen ist ein brisanter Bericht über Hygienemängel auf der Frühchen-Intensivstation des Klinikums Bremen-Mitte (KBM) aufgetaucht. Fast zeitgleich wurde außerdem die Kündigung des ehemaligen Chefarztes der Station für unrechtmäßig erklärt.
Der Bericht schildert unter anderem, wie hoch kontaminierte Handschuhe nur schlecht desinfiziert und immer wieder zur Reinigung der Zimmer benutzt wurden.
Der Bürgerschaftsabgeordnete Björn Fecker (Grüne), stellvertretender Vorsitzender des parlamentarischen Untersuchungsausschusses "Krankenhauskeime" in Bremen, hat den Bericht auf der Ausschuss-Sitzung am Dienstag präsentiert.
Handschuhe übertrugen Keime
Nur zwei Paar Handschuhe wurden laut Bericht bei der Desinfektion der Zimmer benutzt. Zwischendurch seien sie immer wieder in dieselbe Desinfektionslösung getaucht worden, wodurch in der Lösung ein Eiweißfehler entstanden sei.
Er habe die Wirksamkeit der Lösung schließlich zerstört. Die Handschuhe trugen Keime so von Zimmer zu Zimmer.
Der Bericht des Deutschen Beratungszentrums für Hygiene (BZH) in Freiburg stammt aus der Zeit kurz nach der vollständigen Renovierung und Desinfektion der Frühchenstation im Februar 2012.
Er war von der Bremen Klinik-Holding Gesundheit Nord (GeNo), in Auftrag gegeben worden. Der Bericht wurde auf dem beschlagnahmten Computer von Dr. Diethelm Hansen, des inzwischen entlassenen GeNo-Chefs gefunden.
Hansen hatte den Bericht offenbar weder an das Gesundheitsressort noch an den Untersuchungsausschuss weitergeleitet. Jedenfalls war Gesundheitsstaatsrat Joachim Schuster (SPD) auf der Ausschuss-Sitzung völlig überrascht.
Chefarzt-Kündigung unrechtens
Wie berichtet, waren kurz nach der Totaldesinfektion der Frühchenstation und der Fertigstellung des Berichtes im Februar die Keime vom Typ Klebsiella pneumoniae, die 2011 drei Bremer Frühchen das Leben gekostet hatten, erneut aufgetaucht.
"Wie der Keim wieder auf die Station gelangen konnte, ist bisher völlig unklar", hatte die GeNo seinerzeit nach dem erneuten Keimbefund mitgeteilt. Zu jener Zeit lag der brisante Bericht offenbar bereits vor.
Kurz nachdem die Keimfunde Ende vergangenen Jahres publik wurden, wurde der damalige Chefarzt der Kinderklinik, Professor Hans-Iko Huppertz, entlassen. Diese Kündigung hat das Arbeitsgericht Bremen am Mittwoch nun für unwirksam erklärt.
Die Geschäftsleitung der GeNo hatte die Kündigung damals damit begründet, dass Huppertz den Keimausbruch nicht rechtzeitig erkannt haben soll. Diese Vorwürfe wies der Mediziner vor Gericht zurück.
Die Richter konnten nach Angaben eines Gerichtssprechers keine Anzeichen für so so erhebliches Fehlverhalten feststellen, das eine Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses unzumutbar gemacht hätte. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.