Datenschutz
Kretschmann: Kein Selbstbetrug beim Schutz von Gesundheitsdaten!
Zu hohe Standards beim Datenschutz dürfen nicht dazu führen, dass Studien ins Ausland verlegt werden. Am Ende wäre damit auch niemandem gedient, warnt Ministerpräsident Kretschmann.
Veröffentlicht:Basel/Stuttgart. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat eindringlich vor deutschem Selbstbetrug beim Umgang mit Patientendaten in der Medizin gewarnt.
„Wir sind die Weltmeister im Datenschutz in Deutschland“, sagte der Grünen-Politiker am Freitag bei einem Besuch des Pharmakonzerns Roche im schweizerischen Basel. Das sei auch gut so, dürfe aber nicht dazu führen, dass klinische Studien ins Ausland verlegt würden.
„Wenn bei uns die Standards zu hoch sind, dann geht man nach Peru – das ist ja eine Art Datenkolonialismus. Das ist Selbstbetrug und eine Selbstlüge.“ Das müsse überwunden werden.
Daten nutzen – aber keine gläsernen Patienten!
„Wir müssen hinbekommen, dass wir die Daten nutzen und trotzdem keinen gläsernen Patienten haben“, betonte Kretschmann. Aber auch das sei eine „wacklige Geschichte“. Denn: Normalerweise seien die Leute absolut für Datenschutz, wenn es um Gesundheit gehe – da gehe es um sensible Daten. Aber: „Hat einer Krebs, ist ihm das völlig wurscht. Er will nur noch gesund werden.“
Baden-Württembergs oberster Datenschützer, Stefan Brink, forderte in dem Zusammenhang einen klugen Ausgleich von Digitalisierung und Datenschutz: „Erfolgreich werden wir künftig im Gesundheitsbereich nur dann sein, wenn wir die Arbeit mit Gesundheitsdaten nicht „wegregulieren“, gleichzeitig aber die berechtigten Anliegen des Datenschutzes und der Selbstbestimmung über unsere Gesundheitsdaten nicht vom Tisch wischen.“ (dpa)