SARS-CoV-2-Tests
Laborärzte unterstützen Änderung der Corona-Teststrategie
Die Laborärzte fürchten wegen SARS-CoV-2 einen heißen Herbst. Die Branchenverbände BDL und ALM empfehlen eine Änderung der Teststrategie und eine besser gezielte Testung.
Veröffentlicht: | aktualisiert:Berlin. Die Entscheidung der Gesundheitsminister von Bund und Ländern, die SARS-CoV-2-Tests für Reiserückkehrer einzuschränken, findet „volle Unterstützung“ des Berufsverbands Deutscher Laborärzte (BDL). Für einen ‚heißen Herbst‘ müssten die Corona-Tests nun nach medizinischen Kriterien neu ausgerichtet werden, so der BDL.
„Ab September brauchen wir die PCR-Testkapazitäten verstärkt auch für die Influenzadiagnostik und andere Infektionstests“, konkretisiert der BDL-Vorsitzende Dr. Andreas Bobrowski in einer Mitteilung des Berufsverbands.
Vorbeugende Quarantäne als Alternative
In der COVID-19-Pandemie sei es wichtig, sicherzustellen, dass Patienten mit Symptomen, besonders gefährdete Personen und medizinisches Personal innerhalb von 24 bis 48 Stunden getestet, befundet und informiert werden könnten.
Bei Positivraten unter einem Prozent müssten deshalb Alternativen zu pauschalen Tests umgesetzt werden. „Gezielter testen, vorbeugende Quarantäne und Reisebeschränkungen für Risikogebiete – diese Maßnahmen-Trias hält unsere Krisenreaktionskräfte im medizinischen Labor aufrecht“, so Bobrowski.
Gewerbliche Labore würden Knappheit verschärfen
Die Verlagerung auf nichtärztlich geführte, gewerbliche Labore könne die Situation keinesfalls verbessern, warnt der BDL. Die Konkurrenz um die knappen Test- und Verbrauchsmaterialien sowie die benötigten Fachkräfte würde die Situation sogar eher noch verschärfen.
Auch die Akkreditierten Labore in der Medizin e.V. (ALM) halten eine Anpassung der Teststrategie für Reiserückkehrer für dringend erforderlich. Kostenlose Corona-Tests für Urlauber bei der Einreise nach Deutschland solle es nach Ende der Sommersaison nicht mehr geben. Auch die erst kürzlich eingeführte Testpflicht für Rückkehrer aus Risikogebieten solle wieder abgeschafft werden. Und dies dürfe keine zwei Wochen mehr dauern, betonte Dr. Michael Müller, Vorstand des ALM in der wöchentlichen Pressekonferenz zu den Daten der SARS-CoV-2-Testung.
Rückstau unbearbeiteter Tests auf über 25.000 angestiegen
Müller verweist auf die Zahlen. In der 34. Kalenderwoche habe es aufgrund der Testung der Reiserückkehrer einen drastischen Anstieg der SARS-CoV-2-PCR-Tests auf 889.815 (+17 Prozent) gegeben, die die Auslastung der fachärztlichen Labore im Bundesdurchschnitt auf 85 Prozent habe hochschnellen lassen.
Hierbei gebe es regionale Unterschiede und in einigen Bundesländern Spitzenauslastungen von über 100 Prozent. Dies könne an dem Rückstau an Tests am Montagmorgen, gesehen werden, der 25.327 Tests betroffen habe. 7802 durchgeführte Tests (Vorwoche 7490) fielen in der Woche positiv aus. Die Positivrate blieb mit 0,9 Prozent (Vorwoche 1,0 Prozent) annähernd gleich.
Reagenzien und Verbrauchsmaterialien werden knapp
Auch wenn die maximal verfügbare Testkapazität für die laufende Woche mit 1.064.000 PCR-Tests auf sehr hohem Niveau bleibe, so Evangelos Kotsopoulos, Vorstand im ALM, könne dieser Druck auf das System nicht länger ausgehalten werden.
In vielen Laboren übersteige durch die international hohe Nachfrage der Bedarf die rationierten Liefermengen an Reagenz- und Verbrauchsmaterialien, so ALM-Vorstand Professor Jan Kramer. Sollten nun noch weitere regionale Ausbrüche hinzukommen, wird uns das in die Knie zwingen“, so seine Warnung. (syc)