Entschließungsantrag

Länder: Bundesregierung soll vertragsärztliche Terminvergabe prüfen

Müssen Kassenpatienten auf Behandlungstermine warten während Privatpatienten bevorzugt werden? Der Gesetzgeber soll über neue Vorschriften und Anreize zugunsten einer fairen Vergabe nachdenken, fordern jetzt die Bundesländer.

Veröffentlicht:
Ein volles Wartezimmer

Ein volles Wartezimmer: Selbst mit Termin kann es manchmal dauern.

© picture alliance / ZB | Patrick Pleul

Berlin. Der Bundesrat hat am heutigen Freitag den kürzlich von Niedersachsen eingebrachten Entschließungsantrag zur vertragsärztlichen Terminvergabe verabschiedet. Die Länderkammer fordert damit die künftige Bundesregierung auf, „zu prüfen, ob die aktuelle Rechtslage bei der Terminvergabe zu einer Ungleichbehandlung von gesetzlich und privat Krankenversicherten führt“.

Darüber hinaus soll die Bundesregierung ermitteln, inwieweit sozialrechtlich „ein gleicher Zugang zur ärztlichen Versorgung für alle Patienten sichergestellt werden könne, damit gesetzliche Versicherte genauso schnell einen Arzttermin erhalten wie Privatpatienten“.

Lesen sie auch

Weiter heißt es, dabei sollten auch neue Vorgaben in Betracht gezogen werden, beispielsweise Kontingente für Privatversicherte, Mindestquoten für gesetzlich Versicherte oder finanzielle Anreize für Leistungserbringer, die überwiegend gesetzlich Versicherte behandeln. Rechtlich bindend ist die Entschließung nicht. Wann sie sich die Regierung damit befasst, ist ebenfalls ihre Sache. Konkrete Fristen sind nicht vorgesehen.

Gassen: „Augenwischerei“

Alle Bürgerinnen und Bürger müssten gleichberechtigt Zugang zu schneller, hochwertiger medizinischer Versorgung haben, begründete Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) seine Initiative, – „unabhängig von ihrem Einkommen, ihrem Wohnort oder der Frage, ob sie privat oder gesetzlich krankenversichert sind“.

Dem widerspricht KBV-Vorsitzender Dr. Andreas Gassen. Es gebe gar nicht genügend Privatpatienten in Deutschland, um Behandlungstermine zu blockieren. Rund 90 Prozent der Bundesbürger seien in der GKV. „Auf sie entfällt dementsprechend automatisch der mit Abstand größte Anteil der Termine“, so Gassen. „Zudem gehen die rund zehn Prozent privat Versicherten deutlich seltener zum Arzt.“ Gassen bezeichnet den Vorstoß Niedersachsens als „pure Augenwischerei“: Termine, die es nicht gebe, oder Leistungen, die nicht vergütet werden, könnten auch nicht gesetzlich erzwungen werden.

Allerdings beklagt laut Vorstandsvize Stefanie Stoff-Ahnis auch der GKV-Spitzenverband eine „Diskriminierung der gesetzlich Versicherten gegenüber Privatpatienten bei der Terminvergabe“.

Lesen sie auch

Ein Drittel der Kassenpatienten wartet „zu lang“

Dagegen verweist die KBV auf eine Auswertung der Termin-Servicestellen. Facharzttermine wurden demnach 2023 durchschnittlich binnen 12 Tagen nach der ersten Anfrage vermittelt. Am schnellsten ging es bei Hausärzten (4 Tage), länger dauerte es etwa bei Kinderärzten (9 Tage), Augenärzten (11 Tage) oder Hautärzten (14 Tage). Die längste Wartezeit weist der KBV-Bericht mit im Schnitt 26 Tagen für Endokrinologen und Diabetologen aus.

Unter den gesetzlich Versicherten empfindet fast jeder Dritte (31 Prozent) die Wartezeit auf einen Facharzttermin als zu lang. Und jeder Vierte wartet nach eigenen Angaben länger als 30 Tage darauf. So eine repräsentative Umfrage von 2024 im Auftrag des GKV-Spitzenverbandes. Auch in dieser Befragung schneiden die Hausärzte besser ab: In der Primärversorgung hielten lediglich 12 Prozent der Befragten die Termin-Wartezeiten für zu lang. (dpa/cw)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

MVZ

Augenärzte stellen sich gegen Investoren mit Marktmacht

Sozialgerichtsurteil

Gegen KV-Hinweis kann nicht sofort geklagt werden

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Dr. Michael P. Jaumann 25.03.202518:44 Uhr

.......und was ist mit den ca. 8-10 Patienten die täglich ohne Abmeldung einfach nicht erscheinen?...... da sollen sich die MFAs und der Arzt wohl ausruhen?......

Sonderberichte zum Thema
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Carl Billmann, Leiter der Stabsstelle IT, Marketing & Kommunikation bei BillmaMED, Medizinstudent mit dem Berufsziel Dermatologe.

© Doctolib

Interview

„Am Empfang haben wir Stress rausgenommen“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Die Patientin tippt ihre Nachricht ins Smartphone, das Praxisteam antwortet direkt über
den Desktop. So sind Vereinbarungen über ein E-Rezept oder eine Befundmitteilung vom Facharzt schnell übermittelt.

© [M] Springer Medizin Verlag | Foto: A_B_C / stock.adobe .com

Digitale Patientenkommunikation

„Das Potenzial für die Zeitersparnis ist riesig“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tipps für die Praxis

So entwickeln Sie Ihre Arztpraxis strategisch weiter

Lesetipps
Bald nicht nur im Test oder in Showpraxen: Auf einem Bildschirm in der E-Health-Showpraxis der KV Berlin ist eine ePA dargestellt (Archivbild). Nun soll sie bald überall zu sehen sein auf den Bildschirmen in Praxen in ganz Deutschland.

© Jens Kalaene / picture alliance / dpa

Leitartikel

Bundesweiter ePA-Roll-out: Reif für die E-Patientenakte für alle

Husten und symbolische Amplitude, die die Lautstärke darstellt.

© Michaela Illian

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung