BamS-Interview
Lauterbach will „Einstieg von Heuschrecken in Arztpraxen“ verbieten
Mit Finanzinvestoren in der ambulanten Medizin soll Schluss sein – jedenfalls für neue „Heuschrecken“. Minister Lauterbach will in den nächsten drei Monaten einen Gesetzesentwurf vorlegen.
Veröffentlicht:Berlin. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will den Kauf von Arztpraxen durch Finanzinvestoren künftig verhindern. „Ich schiebe einen Riegel davor, dass Investoren mit absoluter Profitgier Arztpraxen aufkaufen“, sagte der SPD-Politiker der „Bild am Sonntag“.
„Es gibt den fatalen Trend, dass Investoren medizinische Versorgungszentren mit unterschiedlichen Facharztpraxen aufkaufen, um sie anschließend mit maximalem Gewinn zu betreiben“, kritisierte der Minister. Im ersten Quartal 2023 werde er einen Gesetzentwurf vorlegen, „der den Einstieg dieser Heuschrecken in Arztpraxen unterbindet“.
Im Juni hatten die Gesundheitsminister der Länder (GMK) den Bund gebeten, gesetzliche Regelungen zu prüfen, um den Einfluss von privaten Investoren bei der Gründung und dem Betrieb von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) einzuschränken. Ärztliche Standesvertreter beklagen schon länger, dass Arztsitze zunehmend von profitorientierten Unternehmen übernommen werden und so immer mehr Sitze in MVZ gebündelt werden.
Zehn Prozent Rendite „mit seriöser Medizin kaum möglich“
Dem Bundesgesundheitsminister sind auch große Praxisketten ein Dorn im Auge. „Die Praxen müssen denen gehören, die dort tatsächlich arbeiten. Dann ist auch Schluss damit, dass ein Promi-Arzt seinen Namen für Dutzende Praxen hergibt, in denen junge Ärzte Hamsterradmedizin mit unnützen Behandlungen in schlechter Qualität betreiben, um absurde Profitziele zu erreichen.“
Generell hält Lauterbach im Gesundheitsbereich Renditen im zweistelligen Prozentbereich „nicht für vertretbar“. „Wenn Sie zehn Prozent Rendite oder mehr rausholen, dann ist das mit seriöser Medizin kaum möglich“, befand der Minister. Grundsätzlich müsse das „absurde Gewinn-Konzept“ im Gesundheitssystem geändert werden. (dpa/eb)