BamS-Interview

Lauterbach will „Einstieg von Heuschrecken in Arztpraxen“ verbieten

Mit Finanzinvestoren in der ambulanten Medizin soll Schluss sein – jedenfalls für neue „Heuschrecken“. Minister Lauterbach will in den nächsten drei Monaten einen Gesetzesentwurf vorlegen.

Veröffentlicht:
October 18, 2022, Elkton, Oregon, USA: A katydid perches on a fencepost along a country road near Elkton in southwestern Oregon. Katydids belong to the Tettigoniidae family of insects. They were previously known as ''long-horned grasshoppers'

Auch im Gesundheitswesen unerwünscht: Heuschrecken, hier aus der Familie Tettigoniidae.

© Robin Loznak / ZUMA Press Wire / picture alliance

Berlin. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will den Kauf von Arztpraxen durch Finanzinvestoren künftig verhindern. „Ich schiebe einen Riegel davor, dass Investoren mit absoluter Profitgier Arztpraxen aufkaufen“, sagte der SPD-Politiker der „Bild am Sonntag“.

„Es gibt den fatalen Trend, dass Investoren medizinische Versorgungszentren mit unterschiedlichen Facharztpraxen aufkaufen, um sie anschließend mit maximalem Gewinn zu betreiben“, kritisierte der Minister. Im ersten Quartal 2023 werde er einen Gesetzentwurf vorlegen, „der den Einstieg dieser Heuschrecken in Arztpraxen unterbindet“.

Im Juni hatten die Gesundheitsminister der Länder (GMK) den Bund gebeten, gesetzliche Regelungen zu prüfen, um den Einfluss von privaten Investoren bei der Gründung und dem Betrieb von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) einzuschränken. Ärztliche Standesvertreter beklagen schon länger, dass Arztsitze zunehmend von profitorientierten Unternehmen übernommen werden und so immer mehr Sitze in MVZ gebündelt werden.

Zehn Prozent Rendite „mit seriöser Medizin kaum möglich“

Dem Bundesgesundheitsminister sind auch große Praxisketten ein Dorn im Auge. „Die Praxen müssen denen gehören, die dort tatsächlich arbeiten. Dann ist auch Schluss damit, dass ein Promi-Arzt seinen Namen für Dutzende Praxen hergibt, in denen junge Ärzte Hamsterradmedizin mit unnützen Behandlungen in schlechter Qualität betreiben, um absurde Profitziele zu erreichen.“

Generell hält Lauterbach im Gesundheitsbereich Renditen im zweistelligen Prozentbereich „nicht für vertretbar“. „Wenn Sie zehn Prozent Rendite oder mehr rausholen, dann ist das mit seriöser Medizin kaum möglich“, befand der Minister. Grundsätzlich müsse das „absurde Gewinn-Konzept“ im Gesundheitssystem geändert werden. (dpa/eb)

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Kommentare
Dr. Hans-Peter Stotz 28.12.202206:46 Uhr

In der Ärztezeitung fand sich am 27. Juni 2022 fand sich folgender Bericht über ein Referat des ehemaligen BSG-Richters Professor Dr. Ulrich Wenner vor der Abgeordnetenversammlung der KV Schleswig-Holstein:

https://www.aerztezeitung.de/Nachrichten/Einstiger-BSG-Richter-Verbot-von-Investor-MVZ-haette-kaum-Bestand-430263.html

Gemäß dem Bericht räumte Herr Professor Dr. Wenner dem Verbot von Investor-MVZ keine realistischen Chancen vor Gericht ein.

Dr. Detlef Bunk 27.12.202211:02 Uhr

Leistung soll vergütet werden. Auch im Gesundheitswesen. Doch aus Krankheit anderer Profit zu schlagen ist moralisch und ethisch verwerflich. Das gesamte Gesundheitswesen sollte wieder in öffentlich rechtliche Institutionen gewandelt werden. Weg den Gewinnlern und Profiteuren in diesem Bereich!
Ein gutes Jahr 2023.
Dr. phil. Detlef Bunk
Dipl. Psych., Psychotherapeut

Carsten Windt 27.12.202207:43 Uhr

Es wird immer vergessen/ unterschlagen wem wir die Änderungen im Gesundheitssystem und den entsprechenden Schieflagen zu verdanken haben. Wer hat denn die Grundlagen für die MVZ geschaffen? Es war die Regierung Schröder und der war? Ach ja SPD. Aber der Ära haben wir ja auch andere Wohltaten wie Fallpauschalen und Hartz4 zu verdanken

Andreas Wolff 26.12.202218:05 Uhr

Bitte auch gleich die Versandapotheken die von Investoren betrieben werden dicht machen.

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