Qualität

Medtech-Branche stärkt Gröhe den Rücken

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BERLIN. Der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) will die angekündigte Qualitätsoffensive im Gesundheitssystem aktiv unterstützen. Das hat der BVMed-Vorstandsvorsitzende Meinrad Lugan nach Verbandsangaben gegenüber Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) zugesagt.

Lugan habe die Industrieerfahrung mit bereits bestehenden Registern, die im neuen Qualitätsinstitut berücksichtigt werden sollten, erwähnt. Wichtig sei es, die Qualitätsoffensive auch auf den Hilfsmittel- und Homecare-Bereich auszudehnen.

Hier müssten die Krankenkassen die Einhaltung von Qualitätsstandards stärker kontrollieren. Derzeit sei die Patientenversorgung durch die Preisfokussierung bei Ausschreibungen und Verträgen in vielen Fällen gefährdet, so der BVMed-Vorsitzende.

Beim neuen Qualitätsinstitut ist den Unternehmen der Medizintechnologie laut BVMed wichtig, "dass das Wissen der Industrie beispielsweise bei der Einrichtung von Registern einbezogen wird", so Lugan mit Blick auf die Endoprothesen-, Angioplastie-, Herzklappen- oder Herniennetze-Register.

Lugan: "Schon heute bringt die Industrie ihre Expertise in die Qualitätssicherung ein. Deshalb ist es wichtig, im neuen Qualitäts-Weiterentwicklungsgesetz die Medizinprodukteindustrie in den Kreis der Organisationen aufzunehmen, die die Inhalte der Arbeit des Instituts mitbestimmen können."

Branche begrüßt Idee des Innovationsfonds

Register, wie die Industrie sie verstehe, dienten der Generierung von Versorgungs- und Qualitätsdaten im Rahmen einer Langzeitbetrachtung. Soll alleine das Ziel der Produktrückverfolgung erreicht werden, gäbe es dagegen einfachere Möglichkeiten durch Systeme der Produktrückverfolgung, sagte der BVMed-Vorsitzende.

Neben dem Qualitätsinstitut sehe der BVMed im Koalitionsvertrag weitere positive Ansätze: beispielsweise den Innovationsfonds oder den erklärten Willen, die Verfahren des Gemeinsamen Bundesausschusses zu beschleunigen.

"Beim neuen Innovationsfonds sind uns die vorbehaltlose und ideologiefreie Erprobung neuer Versorgungskonzepte und die Generierung von echten Versorgungsdaten wichtig. Also Daten, die nicht im Rahmen von klinischen Studien, sondern unter Alltagsbedingungen gewonnen werden", betonte Lugan.

Bei der Diskussion um die europäische Medizinprodukte-Verordnung und die anstehenden Verhandlungen im Europäischen Ministerrat setze sich der BVMed für eine Verbesserung der Benannten Stellen hin zu einem einheitlich hohen europäischen Niveau, eine bessere Überwachung und eine sinnvolle Regelung der Aufbereitung von Medizinprodukten ein.

Positiv bewertet der Verband nach eigenem Bekunden die Durchführungsverordnung der EU-Kommission aus dem Jahr 2013. "Sie verbessert das Verfahren zur Benennung und Überwachung der Benannten Stellen im Medizinproduktesektor. Wir wünschen uns, dass die Erfahrungen mit dieser Neuregelung auch in die anstehenden Verhandlungen zur europäischen Medizinprodukte-Verordnung einfließen", so Lugan zu Gröhe.

Verband sensibilisiert Minister für Branchenspezifika

Der BVMed-Vorsitzende habe gegenüber Gröhe auf die mittelständische Struktur und die Innovationsstärke der Medizintechnologie- Branche hingewiesen. Im Durchschnitt investierten die MedTech-Unternehmen rund 9 Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung.

95 Prozent der MedTech-Unternehmen hätten weniger als 250 Mitarbeiter. Jeder Arbeitsplatz sichere 0,75 Arbeitsplätze in anderen Bereichen. "Wir freuen uns, dass die neue Bundesregierung die Bedeutung unserer Branche positiv anerkennt und als Leitmarkt nennt", sagte Lugan.

Zunehmende Sorge bereite dem BVMed die Versorgung der Patienten mit Hilfs- und Verbandmitteln. Lugan nannte als Beispiele die Inkontinenz- und Dekubitus-Versorgung sowie die aus Verbandssicht schlechte Situation der Versorgung chronischer Wunden im ambulanten Bereich.

"Die Gründe liegen in der Preisfokussierung und Sparwut der Gesetzlichen Krankenkassen zu Lasten der Patienten. Im Hilfsmittel- und Homecare-Bereich muss die Versorgungsqualität über Qualitätsstandards im Hilfsmittelverzeichnis verbindlich festgeschrieben und deren Einhaltung von den Krankenkassen kontrolliert werden. Zur Versorgungsqualität gehört neben dem Produkt auch die Dienstleistung", so der BVMed-Vorsitzende abschließend. (maw)

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