Diskussion um Behandlungsfehler

Nein zu Meldepflicht für „Never Events“: Sachsens Ärztekammer sieht hohen Klärungsbedarf

Was ist ein Never Event? Bis dies juristisch einwandfrei definiert ist, hält Sachsens Ärztekammer nichts von dieser vom MD geforderten Meldepflicht.

Veröffentlicht:

Dresden. Die Sächsische Landesärztekammer lehnt eine Meldepflicht für „never events“ ab. „Aktuell lehne ich eine solche Meldepflicht ab, denn sie scheitert an einer fehlenden Definition, einem juristisch abgestimmten Verfahren sowie den ungeklärten haftungsrechtlichen Konsequenzen“, sagte Kammerpräsident Erik Bodendieck am Dienstag in Dresden. Der Medizinische Dienst (MD) hatte in der vergangenen Woche eine Meldepflicht für „never events“, also „Schadensereignisse in der Medizin, die eigentlich nie passieren dürften“, verlangt.

Bodendieck sagte nun, es existiere keine verbindliche Definition des Begriffes „never event“. Es sei völlig unklar, welche Kriterien ein Ereignis erfüllen müsse, um als „never event“ eingestuft zu werden. Die vom MD verwendete Formulierung „Dinge, die schlichtweg nicht passieren dürfen“ sei so unscharf, dass sie nicht verwendbar sei. Darüber hinaus kritisierte Bodendieck, das Verfahren des MD sei ungeeignet, da die Ärzteseite in diesem Verfahren nicht zu Wort komme und in keinem Fall eine juristische Bewertung der Beweislage und -pflichten erfolge. Die Verfahren der Gutachterkommissionen oder Schlichtungsstellen der Ärztekammern erfüllten hingegen diese Voraussetzungen. Weiterhin verlangte Bodendieck, dass der Begriff vor einer Anwendung und einer Meldepflicht juristisch definiert werden und Eingang in die gesetzlichen Grundlagen des Haftungsrechtes und des Strafrechtes finden müsse.

„Sollte die Diskussion um die „never events“ zu konstruktiven Kontakten mit Vertretern des MD auf der Landes- oder Bundeebene führen, so wäre dies unbedingt zu begrüßen, da nur in diesem Rahmen Verfahrensdiskussionen und sinnvolle Entwicklungen vorstellbar sind“, sagte Dr. Rainer Kluge, Vorsitzender der Gutachterstelle für Arzthaftungsfragen bei der Sächsischen Landesärztekammer. (sve)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Jurist berichtet aus der Praxis

Ein Staatsanwalt gibt Tipps: So lassen sich Behandlungsfehler vermeiden

Prozessauftakt

Kind stirbt nach Narkose beim Zahnarzt: Anästhesist übernimmt Verantwortung

Kommentare

Übersicht

Eine Agenda für Seltene Erkrankungen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa)
Shared Decision Making ist gerade bei der Diagnostik und Therapie seltener Erkrankungen ein wichtiges Versorgungsprinzip. (Symbolbild mit Fotomodellen)

© Pixel-Shot / stock.adobe.com

Seltene Erkrankungen

Was auch Patienten tun können

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa)

Kampf dem Zervixkarzinom

Ärzte sind sich einig: eine Impfung schützt!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Passive Immunisierung

RSV-Prophylaxeverordnung tritt in Kraft

Infektiös oder nicht?

Zystitis: Mythen, Risiken, neue Empfehlungen

Lesetipps
Harnblase: Schmerzen, Pollakisurie, Nykturie und imperativer Harndrang können Symptome einer Zystitis, aber auch einer nichtinfektiösen chronischen Harnblasenerkrankung sein, der interstitiellen Zystitis/Blasenschmerzsyndrom (IC/BPS).

© Wissen Media Verlag / picture-alliance

Infektiös oder nicht?

Zystitis: Mythen, Risiken, neue Empfehlungen

Die Autorinnen und Autoren resümieren, dass der Weg hin zu einer institutionalisierten Unterstützungskultur zwar noch weit sei, sich aber lohnen könne und zwar nicht nur für das psychische Wohlbefinden der chirurgischen Teams, sondern auch zum Wohle der Patienten und Patientinnen.

© Wosunan / stock.adobe.com

Umfrage in deutschen Unikliniken

Nach Zwischenfällen im OP mangelt es an Unterstützung