Novartis-Jahresbilanz
Neue Spezialtherapien kommen immer besser in den Markt
Vieles deutet darauf hin, dass der bevorstehende Generikawettbewerb für den MS-Blockbuster Fingolimod keine allzu großen Löcher in den Konzernumsatz reißen wird.
Veröffentlicht:
Hoch hinaus: Novartis Headquarter in Basel.
© picture alliance/AP Images
Basel. Das mit 15 Blockbustern nach wie vor außergewöhnlich starke Pharma-Portfolio hat Novartis 2019 gute Verkäufe beschert. Der um Sondereffekte wie unter anderem Abschreibungen, Wertminderungen oder Restrukturierungskosten bereinigte Gewinn konnte überproportional zulegen. In den testierten Zahlen wird allerdings nach Steuern ein Gewinnrückgang ausgewiesen – was aber lediglich einem Vergleichseffekt, dem hohen Verkaufserlös aus der Abgabe des OTC-Geschäfts an GlaxoSmithKline in 2018 geschuldet ist. Dieser Einmalertrag konnte im Vorjahr nicht kompensiert werden.
Wie Konzernchef Vas Narasimhan am Mittwoch in Basel mitteilte, verbesserte sich der Umsatz in den fortgeführten Geschäften – also ohne die Augensparte Alcon, die im April an die Börse gebracht wurde – um sechs Prozent auf knapp 47,5 Milliarden Dollar (43 Milliarden Euro). Das operative Ergebnis nahm um acht Prozent auf 9,1 Milliarden Dollar zu. Der Überschuss verringerte sich um 44 Prozent auf knapp 7,2 Milliarden Dollar. Einschließlich des an die Aktionäre ausgekehrten Emissionserlöses aus dem Alcon-IPO lag der Konzerngewinn mit netto 11,7 Milliarden Dollar sieben Prozent unter Vorjahr.
3,5 Prozent mehr für die Aktionäre
Der Dividendenvorschlag für 2019 lautet auf 2,95 Schweizer Franken je Aktie, was einer Anhebung um 3,5 Prozent entspricht. Die Aussichten für 2020 sind ungebrochen gut – freilich unter derselben Prämisse, unter der bereits die 2019er-Guidance stand, dass nämlich in den USA noch keine Nachahmer insbesondere für das MS-Mittel Fingolimod (Gilenya®) aber auch für den Wachstumshemmer Sandostatin®LAR in den Markt drängen. Ist das der Fall, erwartet CEO Narasimhan ein diesjähriges Verkaufswachstum in prozentual mittlerer bis hoher einstelliger Größenordnung und eine prozentual einstellige bis niedrig zweistellige Zunahme des um Sondereffekte bereinigten operativen Gewinns.Zolgensma® bald auch in der EU?
Fingolimod war 2019 mit 3,2 Milliarden Dollar (-4,0 Prozent) zweitgrößtes Konzernprodukt hinter dem Psoriasis-Antikörper Secukinumab (Cosentyx®), der mit 25 Prozent auf 3,6 Milliarden Dollar erneut fulminantes Wachstum verbuchte. Drittgrößtes Einzelprodukt war der AMD-Antikörper Ranibizumab (Lucentis®) mit 2,1 Milliarden Dollar (+2,0 Prozent).Unterdessen kommen auch die beiden Innovationen, mit denen sich Novartis zuletzt ins Gespräch brachte – die CAR-T-Therapie Kymriah® und die Gentherapie Zolgensma® zur kausalen Behandlung spinaler Muskelatrophie (SMA) – offenbar immer besser in die Versorgung. Mit Kymriah® gegen B-Zell-Leukämie und B-Zell-Lymphom wurden im ersten vollen Vermarktungsjahr 278 Millionen Dollar erlöst. Inzwischen gebe es weltweit über 200 Behandlungszentren, die qualifiziert seien, die CAR-T-Therapie durchzuführen; in über 20 Ländern habe man mit den Kostenträgern Erstattungsvereinbarungen getroffen.
Mit der im Mai vorigen Jahres in den USA eingeführten Gentherapie Zolgensma® wurden bis Ende Dezember 361 Millionen Dollar erlöst. Im Heimatmarkt bestehen nach Unternehmensangaben mittlerweile Kostenübernahmevereinbarungen, die rund 97 Prozent der privat Versicherten und über 50 Prozent der im staatlichen Medicaid-Programm versicherten Patienten abdecken. 16 US-Bundesstaaten würden inzwischen Neugeborene auf SMA screenen. Das noch ausstehende Zulassungsvotum der europäischen Oberbehörde EMA erwartet Novartis noch im Laufe des 1. Quartals.
Etliche Zulassungen anhängig
Zu den zehn wichtigsten Zulassungsanträgen, denen noch in diesem Jahr, spätestens im kommenden Jahr Einführungen folgen sollen, zählt Novartis unter anderem- den neuartigen Cholesterinsenker Inclisiran, für den die Marktfreigabe in den USA gegen primäre Hyperlipidämie und in Europa gegen gemischte Dyslipidämie beantragt ist. Inclisiran stammt von The Medicines Company, deren Übernahme Novartis Ende November angekündigt hatte.
- Für den bereits gegen Leukämie (CLL) zugelassenen CD-20-Antikörper Ofatumumab sind den Angaben zufolge Zulassungsanträge bei der US-Oberbehörde FDA und der EMA gegen schubförmige MS anhängig.
- Ein weiterer großer Hoffnungsträger ist Capmatinib gegen nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom. Bei der FDA, die den Tyrosinkinaseinhibitor in dieser Indikation als „Therapiedurchbruch“ einstuft, ist die Zulassung beantragt worden, in Europa bisher noch nicht.