Verfahren eingeleitet
Niedersachsen: Infizierter Arzt soll trotz Corona-Symptomen praktiziert haben
Ein Hausarzt im Kreis Vechta soll in seiner Praxis mehrere Patienten mit dem Corona-Virus angesteckt haben. Die Staatsanwaltschaft hat ein Verfahren eingeleitet.
Veröffentlicht:Vechta. In den vergangenen Tagen leuchtete der südoldenburgische Landkreis Vechta in Niedersachsen auf der Corona-Landkarte des RKI tiefrot. Der Inzidenzwert lag bei über 200 und war damit der höchste Wert in Niedersachsen.
Möglicherweise war der hohe Wert auch auf einen Hausarzt im Landkreis Vechta zurückzuführen. Er soll trotz Corona-Symptomen praktiziert und dabei mehrere Patienten angesteckt haben. Das habe der Vorsitzende des Corona-Krisenstabes, Heiger Scholz, im Gesundheitsausschuss des Niedersächsischen Landtages mitgeteilt, so Holger Ansmann, Vorsitzender des Ausschusses. Im September hatte bereits der Fall eines Arztes aus Deggendorf für Aufsehen gesorgt, der trotz Corona-Infektion weiter Patienten behandelte.
Mehr als 200 Patienten wurden untersucht
Der Fall des Arztes aus dem Landkreis Vechta liegt offenbar bereits über drei Wochen zurück. Wie lange der Hausarzt unter Umständen infiziert praktizierte, ist offenbar unklar. Das Gesundheitsamt Vechta untersuchte jedenfalls mehr als 200 Patienten, die in der fraglichen Zeit mit dem Arzt Kontakt hatten. Wie viele Patienten tatsächlich angesteckt worden sind, lasse sich nicht exakt sagen, so der Landkreis Vechta auf Anfrage. „Alle engen Kontaktpersonen sind ermittelt und in Quarantäne versetzt worden“, so der Landkreis. „Zudem hatte das Gesundheitsamt die Praxis wegen infektionshygienischer Mängel vorübergehend geschlossen. Diese wurden zwischenzeitlich abgestellt. Die Praxis ist wieder offen.“
Ob und wie viele Infektionen im Landkreis auf den Fall zurückzuführen seien, lasse sich ebenfalls nicht genau sagen, so der Landkreis Vechta. Der aktuell hohe Inzidenzwert im Landkreis hätte mehrere Ursachen, darunter größere Infektionsgeschehen in zwei Krankenhäusern, in Einrichtungen für Menschen mit Beeinträchtigungen und mehreren Kindertagesstätten. „Diese haben großzügige Reihentestungen nach sich gezogen, die weitere Infektionsketten aufgedeckt haben.“
Anfangsverdacht der versuchten Körperverletzung
Die Staatsanwaltschaft Oldenburg sei offiziell nicht in den Fall eingebunden, sagte Staatsanwalt Matthias Rennecke zur „Ärzte Zeitung“. Aber: „Aufgrund der Berichterstattung hat die Staatsanwaltschaft Oldenburg ein Verfahren gegen einen im Landkreis Vechta niedergelassenen Hausarzt wegen des Anfangsverdachts der versuchten bzw. vollendeten Körperverletzung eingeleitet“, so die Staatsanwaltschaft. „Zuvor war dem Polizeikommissariat Vechta vom zuständigen Gesundheitsamt der entsprechende Sachverhalt zur Kenntnis gebracht worden.“
Die Staatsanwaltschaft werde nun prüfen, „ob ausreichende Verdachtsmomente eines strafbaren Verhaltens nachzuweisen sind, die Grundlage einer Anklageerhebung sein könnten. In Betracht käme hier eine Strafbarkeit wegen (versuchter/vollendeter) Körperverletzung.“ Inzwischen ist der 7-Tage-Inzidenzwert im Landkreis wieder gesunken. (cben)