Fresenius-Bilanz 2019

„Nullwachstum ist nicht unser Anspruch“

Der Healthcare-Konzern Fresenius hat ein herausforderndes Jahr hinter sich. Inwieweit das Coronavirus einen Strich durch die optimistische Perspektive auf 2020 macht, ist noch nicht abzusehen.

Von Christoph Winnat Veröffentlicht:
Abfüllung von Arzneimitteln in Glasampullen bei Fresenius Kabi.

Abfüllung von Arzneimitteln in Glasampullen bei Fresenius Kabi.

© Fresenius

Bad Homburg. Als ein Jahr der Investitionen war 2019 von Konzernchef Stephan Sturm angekündigt worden – mit entsprechenden Auswirkungen auf den Ertrag. Und so kam es dann auch: Umsatzseitig konnte Fresenius zwar das 16. Rekordjahr in Folge melden, nach Steuern (währungsbereinigt sowie vor Sondereffekten) jedoch nicht mehr als eine schwarze Null.

Das sei „nicht unser Anspruch“, bekräftigte Sturm bei Bekanntgabe der Bilanzzahlen am Donnerstag in Bad Homburg und kündigte an, bereits dieses Jahr werde Fresenius auch nach Steuern wieder zulegen. Zugleich bestätigte Sturm die mittelfristigen Wachstumsziele: bis 2023 pro anno im Schnitt vier bis sieben Prozent organisches Umsatzwachstum und fünf bis neun Prozent mehr Nettogewinn.

Fresenius 2019

  • Umsatz: 35,4 Mrd. Euro (+6,0 %)
  • Überschuss: 3,0 Mrd. Euro (-18 %) davon Konzernergebnis: 1,9 Mrd. Euro (-7,0 %)
  • Dividendenvorschlag: 0,84 Euro je Aktie (+5,0 %)
  • Guidance 2020: Umsatz: +4,0 – 7,0 % Konzernergebnis: +1,0 – 5,0 %

Fresenius hat schon bessere Jahreszahlen gemeldet – und war von Anlegern abgestraft worden. Diesmal verhielt es sich umgekehrt. Im vormittäglichen Handel gewannen sowohl die Fresenius-Aktie als auch das Papier der gleichfalls Dax-notierten Dialyse-Tochter Fresenius Medical Care (FMC) mehr als fünf Prozent hinzu – Tagessieg in einem ansonsten mauen Börsenumfeld.

Eine operative Herausforderung dieses Jahres sei etwa die mit dem Pflegepersonalstärkungsgesetz erfolgte Kappung der Fallpauschalen um den Pflegekostenanteil, berichtete Sturm. In den Helios-Kliniken sei in der Vergangenheit viel in kurze Wege, IT-Ausstattung und straffes Prozessmanagement investiert worden. Einen großen Teil des Ertrages habe man deshalb über den Pflegekostenanteil an den DRG erzielen können.

Diese Möglichkeit gebe es nun nicht mehr, was laut Sturm allein in diesem Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag kosten werde. „Wir glauben, dass wir das ausgleichen können, aber es bedarf einiger Anstrengungen, das 2019er Ergebnis einzustellen.“

Coronavirus-Epidemie trifft Fresenius

Eine weitere Herausforderung: Die Coronavirus-Epidemie in China. Fresenius hat mehrere Produktionsbetriebe im Reich der Mitte, FMC nach Angaben von CEO Rice Powell zwei Fabriken, ein F&E-Zentrum sowie derzeit elf Dialyse-Kliniken, wobei jedoch der Großteil des FMC-Geschäfts in der Volksrepublik auf Produktverkäufen basiere, Patientenkontakte demnach noch eher spärlich ausfallen. Am ehesten sei die Flüssiggenerika- und Ernährungssparte Kabi denkbaren Negativeinflüssen ausgesetzt, so Sturm.

Zum einen unterhalte Kabi einen großen Klinikaußendienst, zum anderen würden etliche Arzneimittel-Vorprodukte in China produziert, wo Lieferketten bereits jetzt vielfach unterbrochen seien. Noch könne Kabi aus vollen Lagerbeständen schöpfen, doch je länger sich Covid-19 hinziehe, desto mehr nehme die Wahrscheinlichkeit einer Verknappung wichtiger Wirkstoffe zu.

Im 1. Quartal rechne man mit Absatzeinbußen bei Kabi; inwieweit sich die im Gesamtjahr aufholen lassen, sei noch nicht abzusehen. Einen „signifikanten“ Einfluss auf das Konzernergebnis werde die Corona-Epidemie nach jetziger Lage der Dinge allerdings nicht haben, ist Fresenius-Chef Sturm überzeugt.

Konzernumsatz: Sechs Prozent über Vorjahr

Der Konzernumsatz lag mit 35,4 Milliarden Euro sechs Prozent über Vorjahr, der Überschuss (3,0 Milliarden Euro) 18 Prozent darunter, wovon 1,9 Milliarden (-7,0 Prozent) auf die Fresenius-Anteilseigner entfallen. FMC erlöste 17,5 Milliarden Euro (+6,0 Prozent), Kabi steuerte 6,9 Milliarden Euro zum Konzernumsatz bei (+6,0 Prozent), die Kliniksparte Helios 9,2 Milliarden (+3,0 Prozent) und der Krankenhausdienstleister Vamed 2,2 Milliarden (+31 Prozent).

Bei Helios seien im Jahresverlauf 1300 zusätzliche Pflegekräfte eingestellt worden, was zum Rückgang des Betriebsgewinns (EBIT) um vier Prozent (auf 1,0 Milliarden Euro) beigetragen habe. Das EBIT der Dialysesparte FMC (2,3 Milliarden Euro, -25 Prozent) habe unter anderem darunter gelitten, dass weniger Medicare-Patienten an einem integrierten Versorgungsprogramm teilgenommen hätten.

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