Anlagen-Kolumne
Nun sind Dividententitel angesagt
Mario Draghi hat die lang erwartete Geldrakete endlich gezündet. Die Notenbank wird von März 2015 bis September 2016 monatlich 60 Milliarden Euro an verbrieften Vermögenswerten von Banken und am Kapitalmarkt kaufen.
Die Käufe schließen griechische und zyprische Anlehen ein.
Das Kaufvolumen ist je Land auf 33 Prozent seiner ausstehenden Staatsschuld beschränkt. Verlustrisiken wälzt die EZB zu 80 Prozent auf die nationalen Notenbanken ab.
Und wenn das nicht zur Reinflationierung und für Kreditwachstum im Euroraum reicht, dann werde das Kaufprogramm verlängert.
Kritiker hinterfragen Entscheidung
Kritiker sagen, dass es fraglich ist, ob das eine gute Entscheidung für die Währungsunion war. Es sei völlig unsicher, ob die Inflationserwartungen durch Staatsanleihekäufe steigen werden.
Und wenn aber die Banken wegen der schwachen Konjunktur und gestiegener Regulierung andere Anlagen gegenüber einer Kreditvergabe vorziehen, so verpufft die Wirkung.
Fürs erste würden zudem Strukturreformen in vielen Problemländern weiter auf Eis gelegt.
Die Notenpresse ersetzt aber Strukturreformen nicht. Dadurch, dass die nationalen Zentralbanken nun höhere Risiken tragen, werde der Rückhalt der Mitgliedstaaten zur Gemeinschaftswährung zudem geschwächt.
Doch die richtige Fragestellung wäre eigentlich: Warum hat die EZB mit dem Programm so lange gewartet?
Bereits im November 2008 hatte die US-Notenbank den Zins an die Nullgrenze gefahren und Anleihekäufe angekündigt. Amerika spielt uns mit ihrer entschlossenen Notenbankpolitik an die Wand.
Die Arbeitslosenrate hat sich dort seit Ausbruch der Finanzkrise auf fast fünf Prozent halbiert, die Wirtschaft wächst stabil.
US-Aktienmärkte auf Vorkrisenniveau gestiegen
Die US-Aktienmärkte sind bereits 50 Prozent über das Vorkrisenniveau gestiegen, und die Unternehmen verdienen mehr als je zuvor. Für den US-Bürger erzeugt dies ein Gefühl, dass man vieles richtig gemacht hat.
In Euroland herrscht im Jahr sieben nach der Krise mit über elf Prozent Massenarbeitslosigkeit. Europa hat das Augenmerk immer nach Haushaltsdefiziten gerichtet. Der Deflationsgefahr und der wirtschaftlichen Lage wurde kaum Aufmerksamkeit geschenkt.
Die nun in Euroland angelangte Amerikanisierung der Notenbankpolitik wird uns auch hierzulande die nächsten Jahre noch weiter tiefe Zinsen und wohl deutlich höhere Aktienkurse und auch steigende Immobilienpreise bescheren.
Leider sind Sparer hierzulande nicht ausreichend in Aktien engagiert.
Die Schwäche der Eurowährung, günstige Rohstoffpreise, die Nullzinspolitik und viel zusätzliche Liquidität für die Kreditfinanzierung ist ein noch nie dagewesenes Maßnahmenpaket für die Konjunktur Europas.
Die Aussichten für eine konjunkturelle Wende und gute Aktienmärkte sind daher nicht die schlechtesten.
Dividendenaktien sind deshalb die Anlageidee für 2015. Für den Zinssparer hat Draghi durch die Reinflationierung erst in 2019 den höchsten negativen Realzins angekündigt. Aktien mit einer hohen Dividende sollten daher weiter eine gute Ertragsquelle darstellen.
Angesichts der hohen Liquiditätsbestände der Unternehmen sind die Ausschüttungsquoten noch nicht ausgereizt. Für die Dividendensaison 2015 sind Rekordausschüttungen geplant.
So werden die 30 Dax-Unternehmen rund 30,2 Milliarden Euro auszahlen.
Das sind 12 Prozent mehr als 2014.