Ärzte-Umfrage zeigt

Nur wenige Patienten schwänzen ihren Arzttermin

Etwa jeder zehnte Patient lässt einen Arzttermin einfach platzen - die Hälfte davon sagt nicht mal ab. Nicht wahrgenommene Termine stellen für die Praxen aber kein großes Problem dar, wie eine Umfrage im Auftrag der KBV zeigt.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
Ihre Termine beim Hausarzt halten Patienten offenbar gut ein.

Ihre Termine beim Hausarzt halten Patienten offenbar gut ein.

© Catherine Yeulet / iStock / Thinkstock

BERLIN. Die weitaus meisten Patienten halten die mit ihren Haus- und Fachärzten vereinbarten Termine ein. Nur eine kleine Minderheit von etwa zehn Prozent - bei Hausärzten deutlich weniger - hält sich nicht an die Terminvereinbarung.

In den meisten Fälle kann das aber von den Praxen kompensiert werden, indem Termine kurfristig an andere Patienten gegeben oder wartende Patienten vorgezogen werden.

Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage von infas im Auftrag der KBV hervor. Die Repräsentativumfrage fand im Juli und August unter 1016 Haus- und Fachärzten statt.

Im Durchschnitt versorgten die Praxen 58,5 Patienten pro Tag, allerdings mit einer großen Spannbreite von weniger als zehn bis über 90 Patienten. Grund: Auch Gemeinschaftspraxen und MVZ hatten an der Umfrage teilgenommen.

Im Mittel hatten die Praxen sieben Stunden am Tag geöffnet, aber auch die Spannbreite ist von weniger als vier bis mehr als zehn Stunden sehr groß.

Hausarzt-Patienten sind oftmals termintreu

Generell gilt: Die Termintreue von Hausarztpatienten ist besser als die der Facharztpatienten. Gefragt wurde danach, wie viele Patienten am Tag vor der Umfrage kurzfristig abgesagt haben oder ohne eine Absage gar nicht erschienen sind. Die Ergebnisse im Einzelnen:

- Von 472 befragten Hausärzten sagten 65 Prozent, keiner ihrer Patienten habe kurzfristig abgesagt.

- 29 Prozent der Hausarztpraxen berichten von ein bis fünf kurzfristigen Absagen bei im Schnitt 26,2 vereinbarten Konsultationen.

- 61 Prozent der Hausarztpraxen berichten, Terminausfälle ohne Absage seien bei ihnen nicht vorgekommen.

Jeder dritte Hausarzt sagt, zwischen ein und fünf Patienten hätten einen vereinbarten Termin platzen lassen.

Fachärzte stärker von nicht wahrgenommenen Terminen betroffen

Bei den 508 antwortenden Fachärzten mit im Durchschnitt 32,1 vereinbarten Terminen ist die Zuverlässigkeit der Patienten etwas schlechter:

- 47 Prozent der Praxen berichten, es habe keine Patienten gegeben, die ihren Termin kurzfristig abgesagt hätten.

- In 44 Prozent der Praxen sagten zwischen ein und fünf Patienten kurzfristig ab, in vier Prozent der Praxen sind es mehr als sechs.

- 39 Prozent der Praxen berichten, keine Patienten hätten am Vortag einen Termin platzen lassen.

- 52 Prozent der Fachärzte sagen, zwischen ein und fünf Patienten seien nicht erschienen. Sieben Prozent der Praxen berichten von höheren Ausfällen.

Im Schnitt lassen 3,5 von 32,1 erwarteten Patienten in Facharzt-Praxen einen Termin platzen oder sagen ihn kurzfristig ab.

Geplatzte Termine für Praxen kein Problem

Für die Mehrheit der Praxen sind nicht wahrgenommene Termine entweder gar kein Problem oder zumindest ein eher geringes: 83 Prozent der Hausärzte sehen das so; bei den Fachärzten sind es 63 Prozent.

Denn mit den Konsequenzen gehen die meisten Ärzte pragmatisch um: Sie vergeben frei gewordene Termine an Patienten, die kurzfristig eine Konsultation suchen oder bereits im Wartezimmer sitzende Patienten werden vorgezogen.

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 09.09.201423:44 Uhr

Zweifach platzen lassen?

Aus meiner hausärztlichen Termin- und Akutpraxis kann ich bestätigen: "Nur wenige lassen Arzttermine einfach platzen". Aber es gibt einige wenige Wiederholer, die ihre Arzttermine durchaus auch mal z w e i f a c h platzen lassen.
Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Dr. Caroline Hoppe 08.09.201423:56 Uhr

3,5 von 32,5 Patienten ist skandalös!

Diese Schönfärberei bringt nichts.
Es gilt zu unterscheiden:
1) Praxen mit Drive in : Es kommt jeder wie er will oder kommt nicht, alles egal . Wartezeiten inklusive.
2) Praxen mit Terminmanagement. Geräte ,Personal werden gezielt geplant. High End- Geräte werden den Ärzten planmäßig zugewiesen . Spezialsprechstunden organisiert.
Und dann kommen mehr als 10% der Patienten nicht und hier wird suggeriert, alles halb so schlimm?!
Perspektivwechsel in andere Branchen: Flugbuchung, Restaurantbuchung, Friseurtermin, Termin beim Notar.
Da geht''s doch auch. Ein bisschen mehr Wertschätzung unserer Arbeit täte der Gesellschaft gut.
Wie sagte doch letztens eine Patientin ab: Ich kann leider nicht kommen,der Handwerker hat sich kurzfristig angekündigt.
Facit: Die Politik wird keine Eigenverantwortung der Patienten einfordern. Ich schon!
Wer Patienten ständig zu Opfern stilisiert, darf sich nicht über die vielgescholtene, schlechte Patientenkompetenz in Deutschland beklagen. Patienten haben die Verantwortung Ihren Termin rechtzeitig abzusagen, damit alle Ressourcen der Praxis anderen zur Verfügung gestellt werden können. Das ist nicht zuletzt ein Gebot der guten Kinderstube!
In Zeiten von zunehmendem Ärztemangel sollten wir den Schneid haben diese Haltung klar rüberzubringen. Wie man an dem Artikel sieht, tut es sonst nämlich keiner.
"Wenn Du das tust was Du immer schon getan hast, wirst Du das bekommen was Du immer schon bekommen hast. Wenn Du etwas anderes willst, musst Du etwas anderes machen." ( Paul Watzlawick)

R. Mortag 04.09.201406:31 Uhr

Kassentermine

Dieses Schlussfolgerungen sind prinzipiell richtig, erwecken jedoch einen falschen Eindruck. Erstens die Praxen stört es wenig bis gar nicht, wenn 10% der bestellten Patienten nicht erscheinen, da eh durch die KV 20% gekürzt werden. Würde eine 1:1 Bezahlung lt EBM erfolgen sehe das ganz anders aus. 2. Was hier vernachlässigt wird, ist der Patient. Gehe ich von der eigenen Praxis aus (1900 Scheine) hieße das, dass 190 Patienten Termine blockieren, die sie anderen Patienten einfach weg nehmen, die diese vielleicht dringend benötigen. Das ist wirtschaftlich gesehen 0 Schaden aber medizinisch grauenvoll. Aber in unserer Vollkaskomentalitätsgesellschaft ja normal. So entstehen unnötig lange Wartezeiten.

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