Anlagetipp
Oldtimer als Renditebringer
Festgeld und Sparbuch bieten heute kaum Rendite. Anleger suchen daher nach Alternativen. Eine Studie zeigt, dass sich nicht nur Wertpapiere lohnen.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Noch vor ein paar Jahren galten Briefmarkensammler als Langweiler. Das hat sich geändert: Heute sind Philatelisten auf Partys gern gesehene Gäste. Vor allem, wenn sie erzählen, worauf es beim Aufbau einer Kollektion an Postwertzeichen ankommt.
Dafür gibt es einen guten Grund: Nicht mit Aktien, Anleihen, Gold oder Häusern konnten Anleger in den vergangenen zehn Jahren am meisten verdienen, sondern mit Sammlerstücken wie Briefmarken, Oldtimern oder Kunst.
Das zeigt der Luxusinvestment-Index der Londoner Immobilienberatungsgesellschaft Knight Frank. "Die Performance von Sammlerstücken hat diejenige etablierter Anlageklassen überflügelt", sagt Knight-Frank-Analyst Andrew Shirley.
Wertgewinn im Schnitt 469 Prozent
Während der deutsche Aktienleitindex Dax seit 2004 ein Plus von 138 Prozent verzeichnete, gewannen exklusive Oldtimer im selben Zeitraum im Schnitt 469 Prozent an Wert. Auf den Rängen folgen Kunstwerke mit einem durchschnittlichen Preiszuwachs von 226 Prozent, Münzen mit einem Plus von 221 Prozent und Briefmarken mit einem Wertanstieg von 195 Prozent.
Werbung in eigener Sache ist der Index für das Maklerhaus nicht gerade: Luxuswohnimmobilien in London verzeichneten in den zurückliegenden zehn Jahren nur einen durchschnittlichen Wertzuwachs von 135 Prozent und schnitten damit noch unter Dax-Niveau ab.
Dass das Interesse an historischen Fahrzeugen, Kunst, Münzen und Briefmarken rasant gestiegen ist, überrascht Experten nicht: Seit der Finanzkrise würden immer mehr Anleger nach Investments suchen, "die dauerhaft Bestand haben und damit zugleich ein hohes Maß an Werterhalt bieten", sagt Richard Borek, Geschäftsführer der Braunschweiger Briefmarken- und Münzfachhandlung Borek.
"Sammlerobjekte werden immer stärker als Kapitalanlage gesehen", bestätigt Shirley. Allerdings gibt es keine Garantie dafür, dass Sammlerstücke über die Zeit automatisch an Wert gewinnen.
So sind beispielsweise die Preise für antike Möbel seit 2004 um 24 Prozent gesunken. Der Grund: "Die Stücke sind weniger gefragt", sagt Shirley. "Hauseigentümer bevorzugen heute Möbel in zeitgenössischem Design."
Auch Uhren mit mechanischen Werken, deren Preise sich noch in den 1990er Jahren verdoppelt haben, sind heute nicht mehr so begehrt. Seit 2004 verzeichneten sie im Schnitt nur einen Wertzuwachs von 65 Prozent.
"Ohne Vorarbeit geht es nicht"
Zudem sind längst nicht alle Oldtimer massiv im Wert gestiegen. Für den Luxus-Index hat Shirley nur die Auswertung des Marktbeobachters HAGI verwendet, der allein die Wertentwicklung von exklusiven historischen Fahrzeugen widerspiegelt, nicht aber die einstiger Massenmodelle wie des VW Käfers oder des Opel Kapitäns.
"Auch im Spitzensegment hat nicht jedes Fahrzeug gleichermaßen an Wert gewonnen", weiß der Experte. "Selbst bei Marken wie Ferrari und Porsche variiert der Anlageerfolg im Laufe der Zeit."
Anleger, die in Sammlerobjekte investieren wollen, sollten zunächst ausgiebig den Markt studieren. "Ohne intensive Vorarbeit geht es nicht", erläutert Analyst Shirley. Da kann es nur hilfreich sein, wenn sich angehende Sammler in einem Bereich versuchen, der ihren Neigungen entspricht.
Weinliebhabern dürfte es leichter fallen, sich in die Kellerwirtschaft sprich Önologie einzuarbeiten als in die Numismatik (Münzkunde).
China sammel wieder mit
Dabei sollten Anleger auch beachten, dass hohe Preisanstiege in der Vergangenheit keine Garantie für künftige Wertzuwächse sind. So waren in den 1980er die Preise für Oldtimer ebenfalls rasant gestiegen, nur um dann Anfang der 1990er um rund 50 Prozent einzubrechen.
Seltene Briefmarken dürften allerdings in den kommenden Jahren weiterhin an Wert gewinnen. Der Grund: Chinas Regierung hatte bis 2012 das Sammeln von Postwertzeichen verboten, um Spekulationen zu verhindern.
Nachdem das Verbot aufgehoben wurde nahm die Anzahl der Philatelisten im Reich der Mitte rapide zu - und damit auch die Nachfrage nach seltenen Marken.