DGSMP-Tagung
Online-Trauerhilfe: Hausärzte als Vermittler
Lösungen aus dem Bereich E-Mental-Health sind im Versorgungsalltag auf dem Vormarsch. Auch für bestimmte trauernde Patienten können Praxen entsprechende Dienste vermitteln.
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Viele Patienten werden nach dem Verlust des Partners depressiv. Hier könnte bald die E-Mental-Health-Lösung „trauer@ktiv“ für Linderung sorgen.
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Leipzig. In vielen Hausarztpraxen gehören vor allem ältere Patienten zum Alltag, die nach dem Verlust des Partners oder vielleicht sogar eines Kindes depressiv werden. Depressionen zählen zu den häufigsten Erkrankungen im Alter und stellen eine große Herausforderung für die medizinische Versorgung und das Gesundheitssystem dar.
Verlusterlebnisse und Trauer können maßgeblich zur Entwicklung von Depressionen im Alter beitragen und das Wohlbefinden und die Rollenfunktion beeinflussen, wie die Diplom-Psychologin Franziska Welzel vom Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP) am Universitätsklinikum Leipzig am Mittwoch im Rahmen der derzeit in Leipzig stattfindenden, 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), hervorhob.
Selbstmanagementprogramm „trauer@ktiv“
Dennoch blieben Depressionen im Alter häufig unerkannt, unterversorgt oder unbehandelt, so Welzel. Im Interesse ihrer Forschung liegen Selbstmanagementinterventionen, wie die computergestützte kognitive Verhaltenstherapie, die eine effektive Zusatzkomponente im Rahmen der Behandlung von Depressionen im Alter darstellten.
Im Mittelpunkt ihres vom Bundesforschungsministerium geförderten Projektes „Optimierung der Versorgung von Depressionen im Alter: Akzeptanz, Wirksamkeit und Kosteneffektivität des internetbasierten Selbstmanagementprogramms „trauer@ktiv“ – AgE-health.de“ steht die E-Mental-Health-Lösung „trauer@ktiv“.
Das Programm sei, angelehnt an etablierte internetbasierte Programme, übersetzt, altersgerecht adaptiert und entwickelt worden, sodass nun erstmals für Deutschland ein internetbasiertes Selbstmanagementprogramm mit Schwerpunkt auf Trauer und Verlust vorliege. Die noch laufende Studie soll erste Belege für die Anwendbarkeit und Wirksamkeit des internetbasierten Selbstmanagementprogramms „trauer@ktiv“ im deutschsprachigen Raum liefern. Am Ende des Projekts soll das Programm „trauer@ktiv“ frei zur Verfügung gestellt werden.
Wie Welzel erläuterte, seien über Haus- und Facharztpraxen Probanden für die Studie rekrutiert worden, die im Zuge des Verlustes eines Angehörigen depressiv geworden seien. Durch den Einsatz der E-Mental-Health-Lösung sei eine wesentliche Verbesserung der Depression erreicht worden. Patientenseitig limitierende Faktoren seien allerdings ein ungünstiges sozio-ökonomisches Profil sowie die Zugehörigkeit zu bildungsfernen Schichten. Auch fehle regional schlicht der Zugang zum Netz.