Arzt-Bewertungsportale im Web
Patientenvotum ist meist wohlwollend
Bei der Abgabe von Beurteilungen auf Online-Arztbewertungsportalen führen die Patienten meist nichts Böses im Schilde. Im Gegenteil: Sie wollen anderen Patienten wie Praxen Orientierung geben, zeigt eine Studie.
Veröffentlicht:MÜNCHEN. Hauptmotivation für Patienten, ihre Ärzte auf Arztempfehlungsportalen zu bewerten, ist es, anderen Arztsuchenden bei der Entscheidungsfindung für einen passenden Mediziner zu helfen.
Weitere Gründe liegen in der Möglichkeit, Ärzten Feedback zu geben sowie Dankbarkeit gegenüber dem behandelnden Arzt auszudrücken.
Dies sind zentrale Ergebnisse der laut dem Arztbewertungsportal jameda.de nicht repräsentativen Online-Studie "Psychologie des Bewertens", die der "Ärzte Zeitung" vorliegt.
Diese wurde im Auftrag der Tomorrow Focus AG erstellt, zu der jameda gehört. Insgesamt wurden für die Umfrage 3023 Internetnutzer in Deutschland befragt.
Ärzte auf Rang vier
Mit 74,4 Prozent haben bereits knapp drei von vier Befragten nach eigenem Bekunden schon mindestens einmal eine Online-Bewertung abgegeben.
Auf die Frage, für welche Themenbereiche die Befragten bereits eine Online-Bewertung abgegeben haben oder sich vorstellen könnten, dies zu tun, rangierten Ärzte, Kliniken und Therapeuten mit 35,9 Prozent auf Rang vier.
Mit 61,7 Prozent sind die Internetnutzer demnach am ehesten geneigt, in puncto Urlaub und Reise eine Bewertung zu posten, dicht gefolgt von Online-Händlern (61,3 Prozent).
Mit 46,9 Prozent folgt auf dem dritten Platz der Bereich Gastronomie. Nach Geschlecht differenziert, sind 40,3 Prozent der Frauen geneigt, eine Arztbewertung abzugeben, bei den Männern sind es hingegen nur 30,7 Prozent.
Typologie der Bewerter
In der Studie werden vier Typen unter den Bewertern identifiziert. Für den Bereich der Arztbewertung zeigt sich dabei, dass hier mit 46 Prozent die "Helfer" am häufigsten ihr Voting abgeben.
Dabei handele es sich um User, die anderen helfen möchten, den richtigen Dienstleister zu finden - im Falle der Arztsuche somit die geeignete Praxis.
Mit deutlichem Abstand folgen an zweiter Stelle mit 19,4 Prozent die "Optimierer". Dabei handelt es sich laut Umfrage um Menschen, die dem, Bewerteten die Möglichkeit geben wollen, sich zu verbessern oder zumindest seiner guten Arbeit treu zu bleiben.
Für niedergelassene Ärzte heißt dies im Klartext, dass es sich lohnen kann, bei guter Benotung nach Hinweisen der Bewerter zu suchen, ob noch Optimierungsbedarf im Arzt-Patientenverhältnis besteht.
Auf Rang drei kommen mit 17,7 Prozent die "Emotionalen", die sich laut Typologie entweder bei dem behandelnden Arzt bedanken oder im Gegenteil eher Luft ablassen wollen. Mit 36,7 Prozent etwas abgeschlagen kommen die "Helfer" auf Rang drei.
Der "Motivator" ist laut Studie mit 10,5 Prozent der bei der Arztbewertung am wenigsten vertretene Typ. Dieser wolle, dass andere ebenfalls die Dienste der Praxis in Anspruch nehmen oder dies gerade nicht tun.
Trotz der großen Einflussnahme von Bewertungen auf arztsuchende Patienten müssen Ärzte laut der Studie keine unverhältnismäßige Schelte durch Patienten befürchten.
Denn mit 77,6 Prozent gaben fast acht von zehn Befragten, die bereits Ärzte bewertet haben, an, häufiger positive als negative Bewertungen zu schreiben. Lediglich 6,6 Prozent würden nach eigener Einschätzung hingegen meist kritisch bewerten.