Pharmaforscher Evotec im zweiten Jahr mit Gewinn

HAMBURG (cw). Kostendruck und leere Pipelines bei Big Pharma lassen den Wirkstoff- und Produktentwickler Evotec AG auf jede Menge F&E-Aufträge hoffen. Bis 2016 will das Hamburger Unternehmen den Umsatz jedes Jahr zweistellig steigern.

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2011 konnte der im TecDAX gelistete Pharmadienstleister mit 80 Millionen Euro 45 Prozent mehr umsetzen als im Vorjahr. Der Überschuss kletterte um mehr als das Doppelte auf 6,7 Millionen Euro. Zum Vergleich: Nach zweistelligen Millionenverlusten in den Vorjahren erreichte Evotec erstmals 2010 mit knapp drei Millionen Euro die Gewinnzone.

Das Kundenportfolio umfasst laut Unternehmen mehr als 20 Pharma- und Biotechunternehmen, darunter bekannte Namen wie Boehringer Ingelheim, Novartis, UCB, Genentech oder Roche. Eigene Projekte betreibt Evotec nur im ganz frühen Entwicklungsstadium. Unter anderem wird an NMDA-Rezeptor-Antagonisten gearbeitet mit der Indikation behandlungsresistente Depression oder auch an Bradykinin-Rezeptor-Antagonisten gegen Schmerzen und Entzündungen. Um das Risiko möglichst klein halten werden weitere klinische Schritte nur in Partnerschaften mit zahlungskräftigen Pharmakunden unternommen.

Zu den fortgeschrittensten und vielversprechendsten solcher Partnerschaften zählt Evotec etwa eine Kooperation mit der israelischen Teva, bei der ein synthetisches Peptid ("DiaPep277") gegen Diabetes entwickelt wird. Der Immunmodulator soll das Absterben von Betazellen verhindern, die in der Bauchspeicheldrüse an der Insulinproduktion beteiligt sind. Aktuell ist DiaPep277, das Evotec mit der Übernahme der Göttinger DeveloGen vor zwei Jahren erhielt, in Phase III. Der Kandidat habe "alle Phase-III-Endpunkte erreicht", heißt es. Evotec erhofft sich aus dieser Allianz Meilensteinzahlungen und Lizenzgebühren von bis zu 40 Millionen Euro.

Noch lukrativer könnte der MAO-B-Hemmer "EVT302" werden, den Evotec für Roche gegenwärtig in Phase II gegen Alzheimer testet. Hiervon verspricht sich das Unternehmen bis zu 820 Millionen Dollar Meilensteinzahlungen und Royalties. Außerdem sind die Hamburger am Umsatz beteiligt - wenn EVT302 denn den Markt erreicht. Ursprünglich wollte Evotec den 2006 von Roche einlizenzierten Kandidaten zur Nikotinentwöhnung entwickeln. Nach mehreren Fehlschlägen auf diesem Gebiet stieg Roche vorigen Herbst in das Projekt mit neuem Ziel wieder ein. Dieses Jahr sollen für den Alzheimerkandidaten erste Wirksamkeitsstudien (Phase IIb) beginnen.

Dank voller Auftragsbücher und bereits abzusehender neuer Verträge rechnet Evotec für 2012 mit bis zu 90 Millionen Euro Umsatz. Der Gewinn soll ebenfalls zunehmen. Die Liquidität soll mit 60 Millionen Euro annähernd wieder den Stand von Ende 2011 erreichen.

Evotec wurde 1993 gegründet. Sechs Jahre später erfolgte der Börsengang am Neuen Markt. Zur Going-Public-Story gehörte seinerzeit die gemeinsam mit Pfizer, Novartis und SmithKline Beecham betriebene Konstruktion des Hochdurchsatzscreening-Systems EVOscreen®. Zum Höhepunkt des deutschen Biotechbooms Anfang 2000 erklomm die Evotec-Aktie kurzzeitig um 90 Euro. Zur heutigen Bekanntgabe der 2011er-Zahlen verbesserte sich das Papier um fünfeinhalb Prozent und notiert aktuell bei 2,91 Euro.

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