Gerichtsverfahren startet am Mittwoch
Prozess um den Medikamentenskandal „Lunapharm“ beginnt
Ein Medienbericht brachte im Sommer 2018 einen Medikamenten-Skandal ins Rollen. Fünf Jahre später beginnt nun der Prozess gegen die Chefin des Pharma-Großhandels „Lunapharm“.
Veröffentlicht:Potsdam. Gut fünf Jahre nach dem Auffliegen des Medikamenten-Skandals um den Brandenburger Pharma-Großhändler „Lunapharm“ beginnt am Mittwoch die juristische Aufarbeitung: Vor dem Landgericht Potsdam müssen sich die Geschäftsführerin des Unternehmens und zwei mutmaßliche Mittäter wegen illegalen Handels mit Krebsmedikamenten verantworten. Über den Skandal war die damalige Landesgesundheitsministerin Diana Golze (Linke) gestürzt.
Laut Anklage soll die Geschäftsführerin zwischen Mai und Juni 2017 Medikamente über eine Apotheke in Griechenland bezogen und in Deutschland vertrieben haben, obwohl diese Apotheke keine Großhandelserlaubnis hatte. Nachdem dieser Handel behördlich verboten wurde, seien bis Juli 2018 weitere Lieferungen über Rechnungen eines Großhändlers aus Zypern verschleiert worden. Dann hatte ein Bericht des ARD-Magazins „Kontraste“ den Skandal öffentlich gemacht.
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Vorwurf: Gewerbsmäßiger Handel mit falschen Medikamenten
Wegen der falschen Angaben zu den Vertriebswegen wertet die Anklage dies als gewerbsmäßigen Handel mit gefälschten Medikamenten, auch wenn diese nicht für Patienten gefährlich oder wirkungslos waren. Laut Anklage soll die Geschäftsführerin die Arzneimittel teilweise mit anderer Verpackung und Kennzeichnung an andere Großhändler oder Apotheken weiterverkauft haben. Damit seien Einnahmen von insgesamt 1,1 Millionen Euro erwirtschaftet worden. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden bei „Lunapharm“ und anderen Beteiligten Vermögenswerte in Höhe von rund 890.000 Euro vorläufig gesichert.
Im weiteren Verlauf hatte das Landesgesundheitsamt „Lunapharm“ Anfang 2019 die Herstellung von Medikamenten und den Handel verboten. Landesgesundheitsministerin Diana Golze (Linke) musste allerdings bereits im August 2018 zurücktreten, weil das Landesgesundheitsamt angeblich trotz frühzeitiger Hinweise auf einen illegalen Handel nicht eingeschritten sein soll.
Die Staatsanwaltschaft hatte die Anklage bereits im Oktober 2019 erhoben. Gerichtssprecher Sebastian Hentschke begründete den späten Beginn des Prozesses mit dem „sehr komplexen Verfahren“. Für den Prozess sind zunächst 20 Verhandlungstage bis zum 6. März anberaumt. (dpa)