Digitalisierung
Rhön stellt Versuch mit "Watson" ein
Rhön beendet den Einsatz des Assistenzsystems "Watson" und führt gleichzeitig eine neue Software zur Dokumentenauswertung ein.
Veröffentlicht:BAD NEUSTADT. Diagnoseunterstützung durch künstliche Intelligenz: Mit dem Einsatz des KI-Systems "Watson" von IBM beanspruchte der private Klinikbetreiber Rhön Anfang 2016 eine Vorreiterrolle in Sachen digitaler Medizin. Zunächst sollte das System am Zentrum für unerkannte und seltene Erkrankungen der Marburger Uniklinik erprobt und dann in weiteren Rhön-Häusern eingesetzt werden. Dazu kommt es nicht mehr. "Die Zusammenarbeit mit IBM Watson wird nach Abschluss des Pilotprojekts nicht weiter fortgeführt", ließ Rhön zu Wochenbeginn wissen. Woran es am Ende fehlte, wollte das Unternehmen nicht sagen. Ein Sprecher erklärte nur, man habe "gelernt, dass wir mit mehreren individuell ausgesuchten Partnern besser fahren".
Einen neuen Partner zur Umsetzung seiner Digital-Strategie hat Rhön bereits gefunden: Mit dem Big-Data-Anbieter Mindbreeze GmbH, einer Tochter der börsennotierten Fabasoft AG, sei eine Kooperation zum Einsatz der Suchmaschinentechnologie "Mindbreeze InSpire" geschlossen worden, heißt es in der Mitteilung vom Montag weiter.
Dabei handele es sich um ein System zur semantischen Analyse medizinischer Dokumente. Aus verschiedenen, unstrukturierten medizinischen Unterlagen wie beispielsweise Arztbriefen, Labor- und Op-Berichten oder Radiologiebefunden filtere das Programm behandlungsrelevante Informationen heraus. "So können im klinischen Bereich und im Forschungsumfeld bestimmte Muster in Befunden, Krankheiten und Medikation zielsicher erkannt werden, und die Ärzte erhalten einen schnellen Überblick bei umfangreichen Fällen." Die aufbereiteten Daten würden auf einer zentralen Benutzeroberfläche ("medizinisches Cockpit") chronologisch dargestellt.
Erster Einsatzort des Programms sei der Klinikstandort Bad Neustadt. Die Anwendung an den übrigen Konzernstandorten sei "angedacht". Darüber hinaus werde Rhön mit weiteren Partnern am Einsatz künstlicher Intelligenz im Krankenhaus arbeiten. "Wir glauben aufgrund des unverändert hohen regulatorischen und budgetären Drucks fest an den Einsatz intelligenter Assistenzsysteme, um noch effizienter zu werden", so Vorstandschef Stephan Holzinger. Über die Köpfe von Ärzten und Pflegekräften hinweg solle das aber nicht geschehen, versichert Holzinger. "Unsere neue Stabsstelle Digitale Transformation bindet in diesem Prozess das medizinische Personal und weitere Anwender intensiv ein – das ist für die interne Akzeptanz unerlässlich." (cw)