Digital Health

Ritterschlag für PKV-Start-up Ottonova

Die Debeka, der Marktführer in der privaten Krankenversicherung (PKV), hat sich an dem ersten digitalen PKVUnternehmen in Deutschland beteiligt.

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KÖLN. Ottonova ist die erste Neugründung eines Krankenversicherers in Deutschland seit Langem und von der Branche wegen seines innovativen Ansatzes bislang eher skeptisch beäugt worden. Nun beteiligt sich PKV-Marktführer Debeka

 Die Münchener Gesellschaft Ottonova ist vor 18 Monaten von dem Arzt und Gesundheitsökonomen Dr. Roman Rittweger gegründet worden, der unter anderem als Initiator des Gesundheitsdienstleisters Arztpartner Almeda bekannt geworden ist. Voraussichtlich am Mittwoch kann Ottonova den Versicherungsbetrieb aufnehmen, nachdem die Finanzaufsicht BaFin die Genehmigung erteilt hat.

Der Start am 21. Juni wäre symbolträchtig, denn am 21. Juni 1883 hat Otto von Bismarck die allgemeine Krankenversicherung eingeführt. Rittweger hat sein Unternehmen nicht zufällig Ottonova genannt.

Digitale Organisation

Der Versicherer will die Versicherungsabschlüsse, die Schadenbearbeitung und die Verwaltung vollständig digital organisieren. Das soll die Kosten im Vergleich zu den anderen PKV-Anbietern deutlich senken – nicht zuletzt, weil keine hohen Provisionen bezahlt werden.

Zudem setzt das Unternehmen auf die Werbung über soziale Netzwerke. Leicht wird es Ottonova am Markt nicht haben, denn die Startbedingungen sind schwierig. Wie die etablierte Konkurrenz muss das Start-up mit Alterungsrückstellungen für seine Versicherten arbeiten. Mit dem Aufbau gerade in einer Niedrigzinsphase zu beginnen, ist eine enorme Herausforderung.

Ottonova will offensichtlich zunächst zwei Vollversicherungstarife anbieten, darunter ein günstigerer Hausarzttarif. Rittweger will nicht nur in Vertrieb und Verwaltung neue Akzente setzen. Er sieht einen Schwerpunkt beim Gesundheitsmanagement. Es soll nicht erst ansetzen, wenn die Kunden erkrankt sind, sondern Ottonova will bereits die Gesunden erreichen. Dabei sollen ein App und andere digitale Angebote helfen.

Die Beteiligung der Debeka ist ein positives Signal für den Versicherer. Der PKV-Marktführer hat einen Anteil von zehn Prozent erworben. Die Debeka habe das Start-up von Anfang an mit Sympathie begleitet, sagt Vorstand Roland Weber. "Wir finden es toll, dass sich ein junges Unternehmen zur PKV bekennt, wo viele Linke sie abschaffen wollen."

Kein Neuland

Weber hofft, dass die Debeka über die Beteiligung viel über die Möglichkeiten der Digitalisierung lernen wird und sehen kann, was digital funktioniert und was nicht. Dabei ist die Digitalisierung für die Debeka kein Neuland.

Sie hat unter anderem erfolgreich eine Leistungs-App installiert. "Wir haben inzwischen mehr als 300 000 Downloads, mehr als ein Viertel aller Leistungsfälle kommt so herein", sagt er. Der Debeka-Vorstand hält auch eine Zusammenarbeit bei Verhandlungen mit Dienstleistern für möglich. "Da hilft unsere Größe."

Weber sieht Ottonova nicht als Konkurrenz für die Debeka. "Wir haben unterschiedliche Zielgruppen." Das Start-up ziele vor allem auf die Digital Natives, die Debeka auf Beamte. (hf)

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