Klinikum Offenbach

Sana setzt auf die Zuweiser

Eine der größten Herausforderungen: Die Sana Kliniken haben das schwer angeschlagene Klinikum Offenbach übernommen. Jetzt hat der Vorstand seinen Schlachtplan vorgestellt.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:
Neubau des Klinikums Offenbach: Ein Grund, warum das Haus für die Stadt zum Fass ohne Boden wurde.

Neubau des Klinikums Offenbach: Ein Grund, warum das Haus für die Stadt zum Fass ohne Boden wurde.

© dpa

OFFENBACH. "Lassen Sie uns gemeinsam diesen Karren ziehen" beschwor Sana-Vorstandsvorsitzender Michael Philippi die Belegschaft des Klinikums Offenbach zum Schluss einer Mitarbeiterversammlung, zu der der neue Eigentümer des finanziell angeschlagenen Maximalversorgers am Montag geladen hatte.

Das "aus dem Dreck" musste Philippi nicht eigens hinzusetzen. Die Sanierung des seit Jahren defizitären Hauses stelle, so erklärte es Sana-Vorstand Thomas Lemke, "eine der größten Herausforderungen" im gegenwärtigen Klinikgeschäft dar.

Am Gelingen ließ Philippi gleichwohl keinen Zweifel: "Wir sind in der Lage, die finanziellen Belastungen in Offenbach zu stemmen".

Die Sana AG hatte Anfang Mai 90 Prozent des Klinikums Offenbach von der Stadt für einen symbolischen Euro übernommen.

Die Stadt behält eine Sperrminorität von zehn Prozent und bleibt auf den Schulden des Klinikums - in Rede stehen mehr als 240 Millionen Euro - sitzen. Sana hat sich im Gegenzug verpflichtet, das Haus mit Millioneninvestitionen wieder flott zu machen.

Das Image muss besser werden

Was das für die 2300 Mitarbeiter bedeutet, die bei der Betriebsversammlung unüberhörbar die seit Monaten bestehende Ungewissheit beklagten, ist noch nicht abzusehen. Lemke bekräftigte die Absicht, einen Sozialfonds einzurichten, aus dem Vorruhestandsregelungen finanziert würden.

Das sei auch vertraglich mit der Stadt so vereinbart. Im Falle von Stellenabbau biete Sana auch Job-Alternativen an anderen Konzernstandorten an, bestätigte der Sana-Vorstand die Frage eines Mitarbeiters. Mehr ließ sich Lemke zum Thema Beschäftigung dann aber nicht entlocken.

Zu den wichtigsten Baustellen der kommenden Monate zählt Lemke die Erhöhung des regionalen Marktanteils. Derzeit habe Offenbach 40 bis 45 Prozent. Das sei eindeutig zu wenig. "Wir müssen auf über 60 Prozent kommen", forderte er.

Dazu sei es nötig, die öffentliche Wahrnehmung des Offenbacher Klinikums zu verbessern. "Die Patienten- und Einweiserzufriedenheit", ergänzte Philippi, sei "nicht hoch genug".

Es sei über ein attraktiveres medizinisches Leistungsangebot nachzudenken und die Kooperation mit den niedergelassenen Ärzten zu forcieren. Auch in Sachen Marketing gebe es Nachholbedarf.

Stellschrauben Einkauf und Dienste

Weitere Stellschrauben der Erneuerung sind der Einkauf und die sogenannten Tertiärdienstleistungen wie Küche, Reinigung oder Gebäudemanagement.

Durch Integration in den Sana-Verbund und damit einhergehend einer Sortimentsumstellung soll der Einkauf künftig preisgünstiger werden, heißt es. Bei den tertiären Dienstleistungen, einer der klassischen Effizienzreserven öffentlich geführter Häuser, liege einiges im Argen, umschrieb Jens Schick, der neue Geschäftsführer des Klinikums Offenbach, die Situation.

Schick wird das Haus zusammen mit der seit zwei Jahren amtierenden Geschäftsführerin, Franziska Mecke-Bilz, leiten.

Schick kündigte außerdem an, dass vakante Chefarztstellen so schnell wie möglich neu besetzt werden sollen. Außerdem wolle man noch dieses Jahr mit dem fälligen Abriss des alten Klinikgebäudes aus den 1970er Jahren beginnen.

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