Gesundheits-Apps

Schweiz: Zurückhaltender Einsatz von digitalen Anwendungen bei Prävention und Nachsorge

Ärzte in der Schweiz befürworten digitale Gesundheitsapplikationen zur Unterstützung des Patientehn-Verhältnisses. Allerdings sehen viele noch hohe technische Hürden für den breiten Gebrauch.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Gesundheits-Apps fristen in der Schweiz bisweilen noch ein Mauerblümchendasein.

Gesundheits-Apps fristen in der Schweiz bisweilen noch ein Mauerblümchendasein.

© Dalibor Brlek / Zoonar / picture alliance

Bern. In der Schweiz ticken die Digitalisierungsuhren im Gesundheitswesen offensichtlich auch langsamer als in anderen Ländern. So bieten laut dem aktuellen „Digital Trends Survey“ des Schweizer Ärzteberufsverbandes FMH bisher nur wenige Ärztinnen und Ärzte digitale Gesundheitsapplikationen zu Präventions- oder Nachsorgezwecken in der eigenen Praxis oder der eigenen Institution an. Nur knapp jede siebte Ärztin bzw. jeder siebte Arzt schöpft nach eigenen Angaben das gegenwärtige Potenzial der digitalen Gesundheitsversorgung aus. In der Schweizer Bevölkerung denkt, so ein weiteres Ergebnis der Umfrage, jeder fünfte Einwohner, dass er das Potenzial bereits ausnutzt.

Die Ärzteschaft kennt laut Survey die Mehrzahl der in der Umfrage genannten Gesundheits-Apps nicht und gibt an, dass es schwierig ist, den Überblick über die digitalen Gesundheitsanwendungen pro Krankheitsbild zu behalten. 85 Prozent der befragten Ärztinnen und Ärzte bestätigen jedoch, dass die Nutzung digitaler Möglichkeiten für die Gesundheitsversorgung wichtig ist. Jene Ärztinnen und Ärzte, die bereits digitale Anwendungen zur Unterstützung von Prävention und Nachsorge einsetzen, geben an, gute bis sehr gute Erfahrungen damit gemacht zu haben.

Ärzte fordern Unterstützung im App-Umgang ein

2022 hat der Berufsverband den dritten „Digital Trends Survey“ durchgeführt. Er zeigt Nutzungsmuster, Anwendungsverbreitung sowie die Bedürfnisse der Ärzteschaft und der Bevölkerung hinsichtlich neuer digitaler Anwendungen in der ambulanten Gesundheitsversorgung auf. Der Schwerpunkt der diesjährigen Umfrage lag auf jenen digitalen Anwendungen, welche die Nachsorge und Prävention unterstützen. Zwischen Dezember 2021 und Januar 2022 sind von gfs.bern 487 ambulant tätige Ärztinnen und Ärzte sowie 2002 Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz zu digitalen Trends in der ambulanten Gesundheitsversorgung „nach der Behandlung“ befragt worden.

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Weshalb werden digitale Anwendungen bis heute noch zurückhaltend in der Praxis eingesetzt, obwohl der Nutzen zur Unterstützung von Prävention und Nachsorge von der Ärzteschaft mehrheitlich bestätigt wird? Die Auswertung des „Digital Trends Survey“ zeigt auf, was es braucht, damit sich digitale Gesundheitsanwendungen zu einer ernst zu nehmenden therapiebegleitenden Massnahme entwickeln und Teil des ärztlichen Alltags werden können:

eine nationale Bewertungsstelle, die den medizinischen Mehrwert von digitalen Gesundheitsanwendungen beurteilt;

ein angemessenes Aus-, Weiter-, Fortbildungsprogramm für den Einsatz und den Umgang mit digitalen Gesundheitsanwendungen für die Ärzteschaft sowie für Patientinnen und Patienten;

eine adäquate Abbildung der digitalen medizinischen Leistungen im Tarif.

Digitale Gesundheitsanwendungen ersetzen Ärzte nicht, können jedoch unterstützend wirken

Zwei Drittel der Ärzteschaft sind überzeugt, dass digitale Gesundheitsapplikationen eine hohe digitale Kompetenz und ein hohes Gesundheitswissen seitens der Patientinnen und Patienten voraussetzen. Ärztinnen und Ärzte sowie nicht digitalaffine Patientinnen und Patienten benötigen eine Schulung für den Einsatz und den Umgang mit digitalen Gesundheitsanwendungen. Nur so könnten Letztere nutzenbringend in den Behandlungsprozess integriert werden.

Überdies ersetzten digitale Gesundheitsanwendungen nicht den persönlichen Kontakt der Patientinnen und Patienten mit ihren Ärztinnen und Ärzten. Vielmehr liegr die Aufgabe der digitalen Gesundheitsanwendungen darin, die Beziehung zwischen Ärzteschaft und Patientinnen und Patienten zu fördern und zu verbessern sowie ihre Unterstützungsfunktion bei Prävention und Nachsorge zu erfüllen.

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