Selektivverträge: Neuer Kampf um IT-Schnittstellen?

Endlich eine einheitliche EDV-Schnittstelle für alle Verträge fordert jetzt ein Softwarehaus. Sonst würde es für Ärzte zu teuer.

Veröffentlicht:
Meißeln am 73b: Bitte auch für die IT-Schnittstellen, fordern Hersteller.

Meißeln am 73b: Bitte auch für die IT-Schnittstellen, fordern Hersteller.

© [M] Steinmetz: Neumeier / imago | Steinbruch: focus finder / fotolia.com

NEU-ISENBURG (reh). Zwischen KVen, Krankenkassen und Managementgesellschaften wie der Hausärztlichen Vertragsgemeinschaft (HÄVG) ist in Sachen Selektivverträge ein Wettbewerb um die Hoheit über die IT-Spezifikation entbrannt.

So zumindest erlebt es der Arztsoftware-Anbieter medatixx. Aktuell würden den Softwarehäusern vier verschiedene Spezifikationen für unterschiedliche Selektivverträge vorliegen - das erhöhe den Aufwand für die Softwarehäuser und die Fehleranfälligkeit.

Medatixx-Geschäftsführer Jens Naumann fordert daher, hier dringend eine entpolitisierte und von wirtschaftlichen Interessen freie, einheitliche Spezifikation von Vertragsfunktionen und Schnittstellenformaten bereitzustellen.

Alles andere verzögere unnötig die Umsetzung von Lösungen. Und gehe letztlich auf Kosten der Ärzte. Denn, so Naumann, durch eine solche Spezifikationsvielfalt würden die Preise für Vertragssoftwaremodule unnötig steigen. Was sich wiederum auf die Akzeptanz der Verträge auswirke.

Das gleiche Ansinnen hatte im Juli die Telematik-Arbeitsgemeinschaft der KVen und KBV (KV Telematik Arge): Sie hat extra eine einheitliche, für alle Systeme offene Schnittstellen-Spezifikation bereitgestellt.

Eben weil es sich kostenmäßig auch für kleinere Praxen rechnen müsse, bei einem Vertrag mitzumachen (wir berichteten). Seien bereits Implementierungs- und Wartungskosten für die Software zu hoch, schade dies den Verträgen.

Eine ähnliche Initiative gibt es vom AOK-Bundesverband. Naumann erkennt dieses Engagement durchaus an. Trotzdem wäre aus Anbietersicht eine einheitliche Spezifikation wünschenswerter. Weil sie sich eben einmalig und kostengünstiger von allen umsetzen lässt.

Wichtig sei aber auch eine so genannte native Implementierung - also eine Schnittstelle, die sich in die Software integrieren lässt und es dem Arzt ermöglicht, in gewohnter Softwareumgebung zu arbeiten, ohne ein weiteres Programm starten zu müssen. Alles andere ist für Naumann nicht wirklich anwenderfreundlich.

Letzer Punkt ist vor allem Kritik in Richtung Hausärzteverband und HÄVG. Denn für den AOK-Hausarztvertrag in Baden-Württemberg muss etwa ein gekapselter Kern - also eine fremde Komponente - "im Untergrund" der jeweiligen Arztsoftware implementiert werden, mit entsprechendem Aufwand.

Für die Verwendung dieses Kerns müsse der Arzt zudem zusätzlich Lizenz- und Pflegegebühren zahlen. Oder der Arzt muss parallel für Patienten im Hausarzt-Vertrag mit einer zweiten Software arbeiten.

Naumann ist aber noch etwas wichtig: Er will mit dem Gerücht aufräumen, dass derjenige, der die Spezifikationen für Funktionen und Schnittstellen definiere, zugleich auch die Datenhoheit und damit Zugriff auf alle im Praxissystem gespeicherten Daten besitze.

Naumann: "Dies ist schlichtweg Unsinn: Welche Daten über welchen Transportweg an welches Rechenzentrum übertragen werden, hat überhaupt nichts damit zu tun, wie Funktionen und Schnittstellen in der Software selbst gestaltet sind. Dateninhalte, Transportwege und Datensammelstellen werden von den Vertragsparteien im Vertrag fixiert und sind damit transparent für alle Seiten."

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

KV bittet Patienten um Geduld

In Brandenburg braucht der ePA-Rollout mehr Zeit

Elektronische Patientenakte

Harte Sanktionen bei ePA-Nichtnutzung zunächst ausgesetzt

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Überraschende Personalie

Eine Juristin wird Gesundheitsministerin: Das ist Nina Warken

Tipps für die Praxis

So entwickeln Sie Ihre Arztpraxis strategisch weiter

Sie fragen – Experten antworten

Herpes Zoster: Bei unbekanntem Immunstatus trotzdem impfen?

Lesetipps
Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung

Husten und symbolische Amplitude, die die Lautstärke darstellt.

© Michaela Illian

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?