IT-Initiative soll Selektivverträge beleben

Weniger Bürokratie und geringere Kosten bei höherem Praxisumsatz: Eine IT-Initiative der AOK soll Ärzten Selektivverträge schmackhaft machen.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Die Praxis-EDV soll Ärzten die Zusatzarbeit bei Selektivverträgen abnehmen, verspricht die AOK.

Die Praxis-EDV soll Ärzten die Zusatzarbeit bei Selektivverträgen abnehmen, verspricht die AOK.

© Yuri Arcurs / fotolia.com

BERLIN. Die AOK will Ärzten die Hemmungen nehmen, an Selektivverträgen teilzunehmen. Die Verwaltung der teilnehmenden Versicherten, die Abrechnung von Leistungen ohne die Kassenärztlichen Vereinigungen und das Versorgungsmanagement sollen die Praxen nicht mehr zusätzlich belasten, sagte der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Dr. Herbert Reichelt, bei der Vorstellung einer IT-Initiative für effiziente Selektivverträge in Berlin.

Die AOK setzt bei der Praxissoftware an. Während die Kollektivversorgung kaum Unterschiede in den Anforderungen an die Praxissoftware (KVDT-Schnittstelle) kennt, unterscheiden sich Selektivverträge in den medizinischen Inhalten, den Vergütungssystematiken und Abrechnungsmodalitäten sowie in der Patientendatenverwaltung und dem Austausch dieser Daten unter den beteiligten Leistungserbringern.

Diese Vielfalt in einer Praxissoftware abzubilden, lohnt sich für die rund 160 Anbieter von Arztinformationssystemen oft nicht.

Die Lücke schließen wollen bislang elf AOKen, die sich einer IT-Initiative ihres Bundesverbandes angeschlossen haben. Seit Freitag bieten sie - probehalber zunächst in Thüringen und Niedersachsen - eine standardisierte offene Schnittstelle zwischen der Software der Leistungserbringer und den IT-Systemen der Kostenträger an.

Dazu haben die beteiligten AOKen die gevko (Gesundheit, Versorgung, Kommunikation) gegründet, die vorläufig unter dem Dach der AOK Systems GmbH angesiedelt und für drei Jahre mit zwischen fünf und sechs Millionen Euro ausgestattet sei, berichtete Reichelt.

Die IT-Initiative sei keine reine AOK-Lösung. Wie bei der Schnittstelle "oscare" soll die gevko-Schnittstelle nach AOK-Angaben anderen Kassen zur Verfügung stehen.

Die gevko stelle den Anbietern von Arztinformationssystemen in einem geschützten Internetportal die technischen Voraussetzungen und die Selektivvertragsinhalte kostenlos zur Verfügung.

Damit lohne es sich für die Softwarehäuser, auch kleine Verträge in ihre Praxissoftware einzubinden, erläuterte gevko-Chef Karsten Knöppler. Für Ärzte würden so auch die kleinen, regionalen Verträge mit geringer Teilnehmerzahl handhabbar.

Bislang gebe es gevko-Module für die Vertragsdaten, das Arzneimittelmanagement, für die Gebührenordnung, für die Kodierrichtlinien, für die Datenübermittlung und zur Formularverwaltung.

Vorbereitet würden Module zur Teilnehmerverwaltung, zur Abrechnung, zum Verordnungsmanagement und zur Qualitätssicherung, kündigte Knöppler an. Ärzte könnten die Module über die regelmäßigen Softwareaktualisierungen schrittweise in ihre Systeme übernehmen.

Umsonst bekommen Ärzte diese Leistungen nicht. Lizenzgebühren von bis zu 50 Euro im Monat dürften fällig werden, sagte Knöppler. Die kassiert nicht die AOK, sondern der Anbieter der Praxissoftware für seinen Programmieraufwand.

Nach Ansicht der AOK-Vertreter refinanzierten sich diese Kosten binnen kurzer Zeit. Dazu trügen die Möglichkeiten bei, ohne zusätzlichen Verwaltungsaufwand Versicherte in Verträge zur integrierten Versorgung oder der hausärztlichen Versorgung einzubinden sowie in kleinere Verträge einzusteigen. Bei Ärzten für das Modell werben sollen der Hausärzteverband, Ärztenetze und die KVen.

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