Sitz-Steh-Arbeitstische boomen trotz der Krise
Die Gesundheitsbranche mit Praxen und Kliniken ist ein Zugpferd für die Büromöbelindustrie, die wie andere Industriezweige auch unter der Krise leidet. Gesundes Arbeiten hat aber auch in schlechten Zeiten Konjunktur.
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Modernes Arbeiten berücksichtigt auch die Gesundheit. © Hund Büromöbel / BSO
© Hund Büromöbel / BSO
KÖLN. Die Büromöbelindustrie im Allgemeinen leidet schwer unter der Wirtschaftskrise, denn Unternehmen investieren im Abschwung kaum in neue Einrichtung. Einen gegenläufigen Trend verzeichnen aber Hersteller, die Einrichtungen für Arztpraxen, Kliniken und Seniorenresidenzen liefern. Ein Lichtblick für die Branche ist auch der Absatz gesundheitsfördernder Sitzmöbel.
Die Umsätze der deutschen Produzenten von Büromöbeln und Bürositzmöbeln fielen im Jahr 2009 um 23 Prozent. Das Produktionsvolumen der Hersteller sank von 2,27 Milliarden Euro auf 1,75 Milliarden Euro. Aufgrund der Krise scheuten Unternehmen Ausgaben für neue Einrichtungsgegenstände, berichtete der Vorsitzende des Verbands der Büro-, Sitz- und Objektmöbel (BSO) Hendrik Hund bei einem Fachgespräch im Vorfeld der Kölner Messe ORGATEC. Dort stellen Produzenten im Herbst Innovationen zu Büroeinrichtungen und -kommunikation vor.
Von den Segmenten Gesundheit und Soziales erhofft sich die Branche Impulse. "Viele Kliniken werden von Privaten übernommen und müssen saniert werden", sagte Hund. Dabei investieren die neuen Eigner auch in die Büro- und Wartebereiche. Auch in Arztpraxen werde nach wie vor investiert, häufig in die Empfangszone. Dabei griffen die Ärzte auf die Büroeinrichter zurück, sagte er. Für die Branche ebenfalls positiv ist die Nachfrage sozialer Einrichtungen, etwa von Seniorenresidenzen. Auch im öffentlich-rechtlichen Sektor hat die Nachfrage bislang nicht gelitten. Hier steht der Branche aber der große Einbruch noch bevor, fürchtet Hund. Einen wahren Boom haben 2009 Sitz-Steh-Arbeitstische erlebt. Davon wurden so viele abgesetzt wie nie zuvor, berichtete Hund. "Rund 19 Prozent aller verkauften Schreibtische aus deutscher Produktion ermöglichen den ergonomisch sinnvollen Wechsel zwischen sitzendem und stehendem Arbeiten", sagte er. Von allen verkauften Arbeitstischen waren 81 Prozent zumindest höhenverstellbar oder höheneinstellbar. In Deutschland habe sich in den vergangenen Jahren das Bewusstsein der Kunden für die Bedeutung des Arbeitsumfelds geändert. Das gelte etwa in Hinblick auf die Prävention der stetig zunehmenden psychischen Erkrankungen von Stress und Burn-out bis zu den Anforderungen einer älter werdenden Belegschaft an ihre Arbeitsplätze.
Die Messe ORGATEC 2010 findet vom 26. bis 30. Oktober in Köln statt. Ärzte und Klinikvertreter können sich hier informieren über neue Trends für die Einrichtung in Warte- und Empfangsbereich sowie neue Entwicklungen bei Büromöbeln und Beleuchtungskonzepten. Für Ärztenetze interessant sind vor allem neue elektronische Kommunikationsangebote, die zum Beispiel Telefonkonferenzen mit integrierter Bildpräsentation ermöglichen. Die Veranstalter erwarten rund 700 Anbieter aus 35 Ländern. Die "Ärzte Zeitung" ist mit ihrer Publikation "ArztRaum" Medienpartner der Messe.