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Sofosbuvir-Patent nicht ernsthaft in Gefahr
Streit um Sofosbuvir: Die Organisation „Ärzte der Welt“ meldet, Gilead müsse „Anpassungen“ an seinem Patent vornehmen. Die aber seien alles andere als kriegsentscheidend, winkt der Hersteller ab.
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Das Europäische Patentamt hat über Sofosbuvir geurteilt.
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MÜNCHEN. Nach Angaben der Organisation „Ärzte der Welt“ hat das Europäische Patentamt (EPA) am Mittwoch einem Einspruch gegen Gileads Patent auf den HCV-Wirkstoff Sofosbuvir „teilweise stattgegeben“. Wie die Ärzteorganisation, die das Patent wegen der hohen Marktpreise für Sofosbuvir angegriffen hatte, schreibt, muss „der Patentinhaber Anpassungen vornehmen, die zu einer Veränderung des Patents führen werden“.
Das EPA habe entschieden, dass der Patentantrag zu weit gefasst gewesen sei. Bei „Ärzte der Welt“ war bisher niemand für Nachfragen zu erreichen. Die Organisation äußerte lediglich vage die Vermutung, Sofosbuvir sei jetzt „technisch gesehen eventuell nicht mehr von einem Patent geschützt.“
Dagegen erklärte eine Gilead-Sprecherin auf Anfrage der „Ärzte Zeitung“, das EPA habe eine „für uns sehr positive Entscheidung getroffen“. Man werde deshalb auch nicht in Revision gehen.
Konsequenzen für den Sofosbuvir-Vertrieb gebe es keine, die Marktexklusivität, die durch mehrere Patente sowie die Erstzulassung abgesichert sei, ende in Europa erst 2024. Lediglich in Details, die sich auf wissenschaftliche Referenzen beziehen, anhand derer die Neuartigkeit des Moleküls dargelegt wurde, müsse die Patentschrift nachgebessert werden.
An der Frankfurter Börse konnte die Gilead-Aktie am Mittwochnachmittag leicht zulegen.
Es ist nicht das erste Mal, dass Gilead sein Sofosbuvir-Patent verteidigen muss. Zuletzt setzte sich das kalifornische Biotechunternehmen erfolgreich gegen eine Klage des Wettbewerbers Merck & Co. (in Europa: MSD) zur Wehr. Und erst kürzlich reichte die Universität von Minnesota eine Patentverletzungsklage gegen Gilead ein. (cw)