Netzförderung Schleswig-Holstein
Streit um Verwaltungszeit
Die Netzförderung in Schleswig-Holstein wird von allen Seiten begrüßt. Ziel ist eine Professionalisierung der ärztlichen Zusammenarbeit. Über den richtigen Weg dorthin gehen die Auffassungen allerdings auseinander.
Veröffentlicht:BAD SEGEBERG. Was machen die Praxisnetze in Wedel und Pinneberg besser als die in Rendsburg und Neumünster? Eine Antwort fällt schwer, die Verbünde sind kaum vergleichbar.
Fest steht aber: Die erstgenannten gehören zu den von der KV Schleswig-Holstein finanziell geförderten Netzen, die beiden anderen warten dagegen noch auf die Genehmigung ihres Antrags.
Alle vier Netze sind zu klein, um sich eine hauptamtliche Vollzeit-Geschäftsführung zu leisten, die sich um das Management des Verbundes kümmert.
Deshalb greifen sie auf Dienstleister zurück. Im Fall der Praxisnetze Wedel und Pinneberg ist das eine selbstständige Beraterin, in Rendsburg und Neumünster springt die Ärztegenossenschaft Nord ein.
Keiner der Dienstleister ist zeitlich in der Lage, 20 Stunden oder länger als Geschäftsführer vor Ort präsent zu sein.
Diese Präsenz wünscht sich aber der KV-Vorstand. Als die Vorsitzenden dies in der jüngsten Abgeordnetenversammlung festschreiben lassen wollten, kam es zu einer kontroversen Diskussion.
Zehn Stunden sind der KV zu wenig
Der KV-Vorstand will mit der pro anno und pro Netz 100.000 Euro starken Förderung eine Professionalisierung und Weiterentwicklung der Netze bewirken.
Das funktioniert nach Vorstellungen der KV am ehesten, wenn eine Geschäftsstelle mindestens halbtags besetzt ist und es eine Geschäftsführung als eigene Organisationseinheit gibt.
Den Einkauf von zehn Stunden Organisationsleistung monatlich bei einem Dienstleister hält die KV dagegen nicht für ausreichend.
Zahlreiche Netzvertreter sehen das erwartungsgemäß anders. Ihr Argument: Wenn die von der Kassenärztlichen Vereinigung vorgegeben Organisationskriterien mit weniger Stunden Geschäftsführung erfüllt werden, spreche dies für effiziente Arbeit.
Die KV befürchtet dagegen, dass nicht Effizienz sondern bloßes Abhaken der Kriterien Einzug hält und damit keine steuernde und innovative Netz-Entwicklung möglich ist.
Dr. Johannes Kandzora, Kinderarzt und Netzvorsitzender aus Neumünster, zeigte sich enttäuscht, dass an die jüngst eingegangenen Anträge seiner Einschätzung nach andere Bewertungsmaßstäbe angelegt werden als an die früheren.
Wegen des Widerstands der Netze verzichtete die Abgeordnetenversammlung darauf, das gewünschte Stundenlimit festzuschreiben.
Anträge sollen überarbeitet werden
Thomas Rampoldt, Geschäftsführer der Ärztegenossenschaft Nord, ist dennoch optimistisch, dass KV und Netze noch zu einer Einigung finden werden.
Er kündigte an, die gestellten Förderanträge für die Netze zu überarbeiten und die Präsenz in deren Geschäftsstellen zu konkretisieren.